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Ausgefleischt! Ist Fleisch essen unmoralisch?

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Stimme #1: Servus, Peter!

Stimme #2: (lacht) Hi…, hi.

Stimme #1: (Bayerischer Dialekt) Servus. Also, fangen wir an, oder?

Stimme #2: Fangen wir an, ja.

Stimme #1: Das ist so ein Schrank der Klasse 1, heißt das. Da darf alles mit drin sein. Das ist der (…) Drilling, heißt das. Der hat eine große Kugel, einen Schrotlauf und eine kleine Kugel. Große Kugel für Reh, Sau. Kleine Kugel für’n Fuchs. Aber heute nehmen wir die (…) mit, die hat eine große Kugel. Bei der ist halt…

Stimme #2: Für alles.

Stimme #1: Für alles, genau.

Redakteur: Nach der kurzen Einweisung fahren wir durch ein Waldgebiet. Die letzten Meter bis zum Hochsitz gehen wir zu Fuß durch hohes Gras, bis wir in einer Lichtung stehen.

Stimme #2: (Flüsternd) Aber, für dich wär’s jetzt kein Problem, wenn jetzt da ein Reh aus dem Wald raushüpft, da einfach deine Waffe hinzuhalten und abzudrücken?

Stimme #1: (Flüsternd) Das ist, natürlich ist es jedes Mal auf’s neue eine Überwindung. Aber, aus dem Stückchen Wild wird nachher ein Lebensmittel. Und es ist ja nicht so, dass wir das Stückchen Wild nur umsonst erlegen, sondern auch später weiterverarbeiten und zu einem hochwertigen Lebensmittel machen.

Stimme #2: Aber das Tier ist gestorben.

Stimme #1: Ja, klar ist das Tier gestorben. Aber für jedes Supermarktfleisch stirbt das Tier auch. Und in meinen Augen stirbt das Tier, was im Supermarkt landet, auf noch viel schlimmere Umstände, als das Reh, das was in seinem Lebensraum ungestört und ohne Stress stirbt.

Stimme #2: Wo zielst du dann hin?

Stimme #1: Wir schießen jetzt in das Schulterblatt, oder auf’s Schulterblatt, in den Herz-Lungen-Bereich.

Stimme #2: Was passiert dann in dem Tier?

Stimme #1: Die Patrone gibt die Energie im Wildkörper ab. Das heißt sie hinterlässt einen Schusskanal. Und durch den Schusskanal werden halt die inneren Organe beschädigt, sodass es zum hohe Blutverlust kommt in kurzer Zeit. Und an dem stirbt das Stückchen Wild im Endeffekt dran…

(Flüstert weiter.)

Redakteur: Nach knapp über einer Stunde Warten wird es plötzlich hektisch. Mark erreicht eine WhatsApp-Nachricht von Robin: „Rehbock in Sicht“. Wird er ihn schießen?

Mark: (Stimme #1) Der lässt sich immer viel Zeit…vorm Schuss.

(Schuss ertönt.)

Das war er.

(Geraschel, Schritte)

Redakteur: Wir machen uns auf den Weg zu Robin. Mark hat ein Lächeln auf den Lippen, ich weiß nicht so ganz, was ich fühlen soll.

(Geraschel, Schritte)

Mark: Also, ich freu mich jetzt nicht, wenn ich ‘nen Rehbock schieß, dass ich (…). Und für jedes Lebewesen auf dem Planeten kommt irgendwann der Zeitpunkt, wenn es heißt zu gehen. Das ist halt eine riesen Verantwortung, wenn du über Leben und Tod entscheidest. Die Entscheidung, die kannst du nie wieder zurücknehmen.

Redakteur: Aber ist es dann auch okay für dich, dass du dich für den Tod entschieden hast dann?

Mark: Ist ‘ne gute Frage, ja.

(Musikbett läuft leise im Hintergrund, Geraschel und Schritte, die beiden treffen auf Robin, begrüßen sich)

Redakteur: Wir suchen den geschossenen Rehbock im hohen Gras. Und dann sehe ich ihn zum ersten Mal leblos daliegen. Ein wenig Blut tropft aus der Seite heraus, der Hals ist eingedreht. Ein ganz komischer Anblick für mich.

Redakteur: Also, ich persönlich, ich hab‘ ja noch nie irgendwie so ein Tier geschossen, oder irgendwas, ein Tier getötet oder so. Ich find‘ das voll…ich weiß gar nicht, was ich machen soll.