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Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen

Moderation – Augsburg, RT1: Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen

Moderation

Moderator: Servus, guten Morgen!

Moderatorin: Guten Morgen!

Moderator: Hier ist Hitradio RT1. Es ist Freitag der 16. September. Und morgen geht’s dann in München los, die Wiesn startet. Und Ramona ist jetzt vorher auf eine Sache gestoßen, die sie stört. Das ist aber noch milde ausgedrückt. Sie wühlt dich ein bisschen auf.

Moderatorin: Also, wir alle wissen, dass es auf dem Oktoberfest ja nicht nur zünftig, sondern auch immer mal wieder auch hemmungslos zugeht. Also, wenn man hört, dass sich eine Wiesnbedienung eine Radler Hose unters Dirndl zieht, um vor gierigen Fingern geschützt zu sein oder sich ‘nen dunkelroten Lippenstift zur Abschreckung auflegt, um nicht ohne Vorwarnung geküsst zu werden, dann kann man sich vorstellen, wie’s da manchmal zugeht.

Moderator: Mhm.

Moderatorin: Und da gibt es jetzt eine Aktion: Eine sichere Wiesn für Mädchen und Frauen. Und dort gibt es Informationen und Tipps, wie man sicherer auf dem Oktoberfest unterwegs ist. Sowas wie: Vereinbare einen Treffpunkt mit deinen Freunden, das Bier auf dem Oktoberfest ist besonders stark, eine Limo und Brezn zwischendurch lassen dich länger fit bleiben. Und: Da wurde ein Safe-Space eingerichtet, also eine Anlaufstelle für Mädchen und Frauen, egal für welches Anliegen. Also, der letzte Zug ist weg und Nina weiß nicht mehr, wie sie heimkommen soll. Lea hat Handy und ihre Freunde verloren. Und Sarah ist vom Sicherheitspersonal gebracht worden, weil es einen sexuellen Übergriff gegeben hat und sie völlig verwirrt ist. Wie geht’s denn jetzt weiter? All diese Frauen kommen da hin.

Moderator: Okay, was ist jetzt daran so schlimm? Ist doch eigentlich schön, wenn’s sowas gibt, oder?

Moderatorin: Nein, es macht mich ehrlich traurig, dass es sowas geben muss. Weil ich es wirklich unfassbar finde, dass wir in der heutigen Zeit tatsächlich einen Safe-Space, also einen sicheren Raum für Frauen auf einem Volksfest brauchen. Weil wir heutzutage ernsthaft Frauen und Mädchen Tipps geben müssen, wie sie sich verhalten können, damit ihnen hoffentlich nichts passiert. Und es macht mich vor allem wütend, weil ich von keiner Kampagne gelesen oder gehört habe, die Männer auffordert sich zusammenzureißen. Also, „Es ist das dritte Bier, lass trotzdem deine Finger bei dir.“ Es ist traurige Realität, dass Aktionen, wie „Eine sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ notwendig und hilfreich sind. Warum müssen Frauen Verantwortung übernehmen, während Männer einen Freifahrtschein bekommen – im Jahr 2022. Nicht bloß auf dem Oktoberfest, sondern 365 Tage im Jahr. Das heißt doch so schön: „O zapft is“, „Auf eine friedliche Wiesn“. Ja, aber doch bitte für alle! (Atmet tief durch) Tut mir leid, das musste jetzt raus.

Moderator: Ich kann dich verstehen, ich kann dich verstehen.

Moderatorin: Mir liegt das Thema am Herzen und deshalb hab ich den Organisatoren der Aktion „Sichere Wiesn“ meine Fragen gestellt. Die Antworten hört ihr um zehn nach sieben. Und nochmal wichtig: Es ist wirklich super, dass es die Tipps und Hilfe gibt. Und deshalb haben wir alle Informationen auf rt1.de gestellt.

Moderation

Moderator: Hier ist Hitradio RT1 am Freitag, den 16. September.

Moderatorin: Guten Morgen!

Moderator: Und auch wenn morgen die Wiesn startet und alle eigentlich eine riesen Gaudi haben, Ramona ist heute Morgen ein bisschen sauer.

Moderatorin:  Ja, also das Bier ist stark, der Alkohol vernebelt ja allen den Kopf. Leider fallen mit steigendem Pegel manchmal auch sämtliche Hemmungen. Da wird dann nicht nur ordentlich geflirtet, sondern gegrabscht, belästigt und es passieren immer noch sexuelle Übergriffe. Und deshalb gibt es die Aktion „Eine sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“. Mit Tipps, damit Besucherinnen möglichst sicher feiern können. Also, wann fährt der letzte Zug, guck da nach, trink zwischendrin Limo und iss‘ ‘ne Breze, das Bier ist sehr stark. Und es gibt einen Safe-Space, also eine Anlaufstelle, zu der Besucherinnen mit jedem Anlass vorbeikommen können. Und versteht mich nicht falsch, es ist natürlich gut, dass es ein solches Angebot gibt. Ich bin aber so unfassbar wütend, dass es mal wieder Verhaltenstipps für uns Frauen gibt, damit nichts passiert, und Männer kriegen einen Freifahrtschein. Warum richtet man sich denn nicht auch mal an die potentiellen Täter? Also, „Auch nach drei Maß Bier bleiben die Finger bei dir“.

Moderator: Ja, ja.

Moderatorin: Kristina Gottlöber von der Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ ist jetzt in der Leitung. Kristina, kannst du verstehen, dass mich das einfach wahnsinnig wütend macht?

O-Ton: (Kristina Gottläber, per Telefon) Ich bin da total bei dir. Aber ich arbeite einfach so viele Jahre schon dort, ich erlebe, gerade die jüngeren Mädchen und Frauen, oder auch die, die aus dem Ausland kommen, die eben oft so Sachen nicht wissen, und die dann einfach wirklich in massiv problematische Situationen geraten. Und natürlich, ich kotze ab, ich kotze ab, wirklich, ich kann’s nicht anders sagen, dass wir 2022 noch diese Tipps geben müssen… Aber sie sind tatsächlich einfach dieser Lebensrealität geschuldet, die wir dort erleben.

Moderatorin: Okay, jetzt muss man sagen, das ist ja jetzt kein Oktoberfestproblem, sondern es kommt überall und immer wieder vor. Und der erste Tipp, den wir Frauen hören: Ja, wie wär’s? Mach doch ‘nen Selbstverteidigungskurs.

Moderator: Ja, ja.

Moderatorin: Und ich weiß nicht, wär’s nicht wichtiger das Thema irgendwie anders anzugehen?

O-Ton: Ja, auf jeden Fall. Ich denke das ist auch was, was eigentlich schon im Kindesalter beginnen muss. Also, wo auch in der Sozialisation, in der Erziehung sich schon was verändern muss. Wie geht respektvolles Flirten, wie geht respektvoller Umgang im sexuellen Kontext miteinander? Das ist was, was Jugendliche ganz oft gar nicht lernen. Und ich glaube desto früher das beginnt, desto mehr gute Sexualpädagogik zum Beispiel wir an Schulen haben, desto sensibler sind sie im Umgang miteinander und ich finde wirklich, dass es auch notwendig wäre, dass es auch Kampagnen gibt, die sich ganz klar an potentielle Täter richten.

Moderatorin: Ich glaub die Gesellschaft ist in der Hinsicht schon wirklich sehr viel sensibler geworden.

Moderator: Ja.

Moderatorin: Wir sind auf einem guten Weg, aber mir geht’s irgendwie nicht schnell genug. Es ist traurig, dass es das Angebot „Sichere Wiesn für Frauen und Mädchen“ geben muss, aber es ist gut zu wissen, dass jemand da ist, wenn ihr Hilfe braucht. Alle Infos und Tipps auf rt1.de.

Moderation

Moderator: Hier ist Hitradio RT1 am Freitag. Morgen geht die Wiesn los und genau deswegen wir in unseren sozialen Netzwerken heiß diskutiert. Da gibt’s nämlich ‘ne Aktion, die Ramona heute schon den ganzen Morgen sowas von aufregt.

Moderatorin: Ja, also nicht die Aktion an sich regt mich auf, sondern die Tatsache, dass es sowas braucht.

Moderator: Mhm, genau.

Moderatorin: Also, auf dem Oktoberfest geht’s, ja manchmal schon wild zu und manchmal eben zu wild. Es passieren immer noch Belästigungen und sexuelle Übergriffe. Und die Aktion „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ gibt Tipps für Besucherinnen, für vor, während und nach der Wiesn, damit sie sicherer feiern können.

Moderator: Mhm, genau.

Moderatorin: Und mich nervt, dass wir Frauen mal wieder die Verantwortung tragen müssen, damit hoffentlich nichts passiert und man sich nicht an potentielle Täter richtet. Also, zum Beispiel: „Auch nach drei Maß Bier bleiben die Finger bei dir“. Das sollte doch eigentlich selbstverständlich sein.

Moderator: So, jetzt haben wir unsere Kollegin Caro Lobb, die bei uns im Studio ist…

Redakteurin: (Caro Lobb, Kollegin) Hi.

Moderator: ...mal drangesetzt an die sozialen Netzwerke.

Redakteurin: Ja.

Moderator: Du hast ja die Kommentare eigentlich alle durchgelesen zu Ramonas Aussage und eine hat dich ein bisschen geschockt, ge?

Redakteurin: Ja, genau. Der kommt von Alicia, der Kommentar. Sie ist schätzungsweise Mitte 20 und schreibt: „Ach, hört doch auf. Wir Frauen sind doch selber schuld. Zeigen uns halb nackt auf Social Media, OnlyFans und co. Was wollt ihr denn immer gegen die Männer schießen? Wenn ich im Fitness mit meinem knappen Outfit rumlaufe, dann weiß ich, wieso ich’s mache“.

(Moderatoren lachen schockiert.)

Moderator: Boah!

Redakteurin: Sie kriegt natürlich auch ganz schön Gegenwind von anderen RT1 Hörern, muss man sagen. Rosalie, zum Beispiel, schreibt: Sogar, wenn ich nackt rumrenne, hat kein Mensch, egal ob Mann oder Frau, das Recht mich gegen meinen Willen anzufassen.

Moderatorin: So ist es!

Redakteurin: Janine sagt: Ein Rock und Ausschnitt sind keine Einladung zur Belästigung und Tanja: Kein Outfit rechtfertigt tätliche Angriffe, nein heißt nein.

Moderatorin: Anschauen ist erlaubt, anfassen nicht. Und um das nochmal deutlich zu sagen, Täter vergewaltigen Frauen, keine Kleidung.

Moderator: Ja, danke dir Caro, für’s erste. Du hast jetzt wahrscheinlich noch mehr zu tun…

(Alle lachen.)

Moderatorin: Das glaube ich auch.

Moderator: …schau dir das mal alles an, ja?

Moderatorin: Also, ich finde man merkt schon, dass unsere Gesellschaft sensibler auf sexuelle Belästigung und Übergriffe reagiert. Wir sind da auf ‘nem guten Weg, aber es geht noch nicht schnell genug…

Moderator: Mhm.

Moderatorin:  …finde ich. Es ist traurig, dass es das Angebot „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ gibt oder geben muss. Aber ich finde, es ist gut zu wissen, dass da jemand da ist, wenn ihr nicht mehr weiterwisst. Und zwar egal in welcher Lage. Alle Infos, auch zum Safe-Space auf dem Münchner Oktoberfest, findet ihr auch rt1.de.

(Song wird eingespielt.)

Moderator: Hier ist Hitradio RT1 am Dienstag. Äh, Dienstag sag ich schon. Freitagvormittag, wie komm ich denn auf Dienstag? Hier ist Ava Max, die besten aktuellen Hits, „Maybe you’re the problem“.

Moderatorin: Schönen Freitag!