Cookie Hinweis

Suche

Die Tafel ist ehrenamtlich gedeckt

Gewinnerbeitrag Funklust Erlangen: Die Tafel ist ehrenamtlich gedeckt

Nachwuchs: Treml, Grützner

Beitrag

Erika Mörtel: Wir haben hier ein junges Paar, die haben ein Baby gekriegt und hatten nichts. Dann hab‘ ich natürlich alle Hände in Bewegung gesetzt, um die bissl auszustatten, ist uns auch gelungen. Und wir unterstützen die heut‘ noch. Und die schreibt mir fast jede zweite Woche einen ganz lieben Brief oder eine Karte. Und das sind dann so Momente, wo ich denk‘ „Okay, du machst es nicht umsonst“.

Sprecherin (Anna Knake): Wenn Erika Mörtel über ihre Arbeit bei der Tafel Erlangen spricht strahlt sie. Seit knapp 16 Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich und organisiert im Team die Lebensmittelausgabe in der Schillerstaße. Knapp 130 aktive Helfer arbeiten jede Woche zusammen, um die gespendeten Lebensmittel abzuholen, zu sortieren und herzurichten. Viele von ihnen sind wie Erika Mörtel Senioren. Am Anfang der Corona-Krise stand die Tafel damit auch vor personellen Herausforderungen, wie Frank Tierbach, ebenfalls Helfer bei der Tafel, erklärt.

Frank Tierbach: Es war die Situation, dass viele von den Ehrenamtlichen hier gesagt haben, wir gehören selbst zur Risikogruppe, wir müssen jetzt an uns denken, wir können nicht kommen. Und dann stand die Frage, wie wird der Betrieb weiterlaufen. Und da waren’s eben dann gerade Studenten usw., die gesagt haben: „Uni ist nicht, wir wollen hier mithelfen“. Oder auch Leute, die zurzeit in Kurzarbeit sind mit null Stunden, die sagen: „Zuhause sitzen will ich nicht. Ich komm hier her, ich mach hier was“. Da haben wir viele gehabt.

Sprecherin: Auch der Arbeitsalltag bei der Tafel hat sich durch Corona verändert. Normalerweise bereiten die Helfer Tische mit verschiedenen Waren, wie Obst und Gemüse oder auch Molkereiprodukten, vor. Die Menschen dürfen sich dann quasi aussuchen, welche Lebensmittel sie gerade brauchen. Aufgrund der Corona-Krise ist das im Moment nicht möglich. Daher packt die Tafel Erlangen nun individuelle Tüten, abgestimmt auf die einzelnen Abholer.

Erika Mörtel: Jetzt packen wir eben die Tüten und über einen Tisch geben wir die nach außen. Und das ist jetzt das, was das Ganze bissl erschwert, weil wir eben vorpacken müssen. Für ein bis zwei Personen, mit Schwein, ohne Schwein, nur vegetarisch. In nicht Corona-Zeiten schaffen wir diesen Arbeitstag mit fünf bis sechs Personen. In Corona-Zeiten, wo wir jetzt vorpacken müssen, brauchen wir so acht bis neun.

Sprecherin: Für Bedürftige, die selbst der Risikogruppe angehören, ist ebenfalls gesorgt. Menschen, die selbst nicht rausgehen können, um sich die Lebensmittel abzuholen, bekommen diese vom Tafelmobil geliefert. Ähnlich wie bei der normalen Ausgabe werden hier Kisten mit Lebensmitteln vorbereitet und anschließend ausgefahren. Insgesamt ist die Anzahl der Bedürftigen seit Corona nicht gestiegen. Trotzdem gibt es einen eindeutigen Trend, wie Elke Bollmann, Einrichtungsleitung der Tafel Erlangen, erklärt.

Elke Bollmann: Erlangen, eine Stadt mit hohen Mieten. Hier merken wir, dass es einfach so ist, dass die Seniorengruppe ständig wächst, weil eben die Renten nicht so steigen wie die Mieten vor Ort. Und dadurch entsteht einfach Altersarmut und Altersarmut bedeutet, dass mehr Menschen zur Tafel kommen. Und da erwarten wir auch noch in den nächsten Jahren eine deutliche Steigerung.

Sprecherin: Die Tafel wird also auch in Zukunft viele engagierte Helfer brauchen, um die Menschen zu unterstützen. Erika Mörtel bleibt motiviert, denn sie ist sich sicher, dass ihre Hilfe bei den richtigen Menschen ankommt.

Erika Mörtel: Wir haben heute so um die 100 Abholer und von den 100 sind 98 die besten, liebsten Menschen, die sich über alles freuen, was man ihnen einpackt. Ich leg die Hand ins Feuer, dass die Leute, die da sind, wirklich schätzen was sie tun. Das ist gut, ich mach das gerne.

Sprecherin: Anna Knake, Hochschulredaktion.