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Der Radio Euroherz Dialekttag

Der folgende Text ist auf hochdeutsch transkribiert, wurde aber in Mundart vorgetragen.

Beitrag

Wir wünschen euch einen schönen Freitag mit Radio Euroherz.

Seid gegrüßt.

Jawohl. Und wie wir gerne daheim sind, haben wir gesagt, heute gibt es mal etwas ganz besonders. Wir machen heute mal einen Morgen, der einfach so richtig schön fränkisch, hoferisch, hofländerisch. Das sind die Dialekte, die wir einfach gelernt haben, sind wir klein sind. Und das packen wir jetzt einfach mal aus. Ihr habt euch des gewünscht. Und das schöne ist, dass ihr da auch einfach alle mit dabei seid. Ihr schickt uns Sachen rein und erzählt uns, was ihr mit eurem Dialekt einfach auch schon mal erlebt habt.

Das ist wunderbar. Die Sonja hat sich nämlich auch gemeldet.

O-Ton 1: Ich bin die Tagesmutti vom Bergwinkel. Meine Kinder sind meistens so ein Jahr alt und fangen dann bei mir auch das Sprechen an. Einmal hatte ich ein kleines Mädchen. Die Mama sprach perfektes Hochdeutsch. Der Papa kam aus Lobenstein und wir unser Fränkisch. Eines Tages rief mich die Mama an und sagte: Sonja, bitteschön. Was ist Oziewoa. Maria will Oziehwoa. Daraufhin sagte ich: Oziehwoa ist Anziehware, Kleidung. Naja und dann war das Rätsel gelöst.

Oziehwoa.

Des ist eine super Geschichte.

Kennst du das Wort?

Jetzt weiß ich es – was zum Anziehen.

Hättest du es nicht gewusst.

Da wohnst du nebeneinander, auf ein paar Kilometer, ist ja wirklich nichts weiter dazwischen und du verstehst dich nicht.

Es ist so anders dann, gleich.

Das ist der Wahnsinn.

Aber ich muss sagen, bisher hab ich dich heute ganz gut verstanden. Gab noch keine Probleme soweit. Schauen wir mal. Geht ja noch weiter.

Da freu ich mich, dass du mich verstehst.

Ach Gott. Wir haben es zehn vor halb und heute wird es endlich mal schöner. Wir haben ein paar Wolken mit dabei, die werden immer mal wieder rumziehen, aber ansonsten am Nachmittag ist die Sonne da.

Fahrt schön vorsichtig, heute Morgen. Ich habe nur einen Blitzer, Radar sagt man auch, in Wunsiedel von Bad Alexandersbad kommend, dort am Ortseingang. Staus und Blitzer wie immer an uns und wir sagen es dann weiter.

Und unter der Nummer könnt ihr heute uns auch alle schicken, was euch zum Thema Dialekt einfällt. Wir reden heute so, wie wir es mal gelernt haben, als wir klein waren. Und das teilen wir heute auch mit euch und euren Geschichten. Und Elke hat sich zum Beispiel auch schon gemeldet.

O-Ton 2: Guten Morgen wünscht die Elke aus Schwarzenbach. Ich bin gerade auf dem Weg in die Arbeit und wäre fast zusammengebrochen, als die Julia das Wort „Urigel“ erwähnt hat. Das Wort „Urigel“ war gänzlich nicht in Wortschätzen zu finden oder ich hab einfach nie einen gefunden, der mich verstanden hat. Schön, macht weiter so. Ciao Ciao.

O-Ton 3: Servus. Mensch, da hockst du in der Früh auf der Eckbank, nichts ahnend, trinkst deinen Kaffee und dann sprechen dich deine zwei Radiolieblinge so schon schräg fast an. Mir gefällt es wie die Sau, so eine Sache. Eine kleine Story hab ich, bloß eine kleine. Ich war auf dem Spitzenfest in Plauen und wollte ein halbes Hähnchen. Und es hat eine halbe Stunde gedauert, weil ich kein braunes wollte. Also schönen Tag, macht weiter so, ich freue mich, Servus.

Ach schön.

Buchtel war das. Buchtel, noch ein Tipp. Ich kann dir sagen, du musst viel sch einsetzen. Du hättest da sagen könne: Gib mal ein Hähnschen.

Also Ä und sch.

Hähnschen. Viel sch.

Vogtländisch ist auch einfach sehr sexy.

Da gibt es kein ch immer nur sch. Hähnschen hätte glaube ich dir auch jeder geholfen.

Ist ein bisschen wie bei den Franzosen sch und en muss man sich bloß merken.

Grüße am Freitagmorgen.

Wie sagst du?

Grüße.

Grüße.

Grüße sagt man gerne.

Das sagt man auf Fränkisch auf halt.

Aber wie?

Na halt, Grüß dich oder Grüße sagt man so auch mal schnell.

Na, Grüße. Wichtig ist hinten rausziehen. Grüßä. Das sagen wir hier heute Morgen. Hier ist Radio Euroherz mit dem Dialektmorgen. Wir lieben die Menschen hier in der Region und wir lieben die vielen Dialekte und deswegen haben wir gesagt: Mensch, machen wir den Dialektmorgen. Und wir haben euch ja abstimmen lassen, ihr habt auch gesagt: Macht das einmal.

Wir haben auch gesagt, wir müssen das unbedingt so gestalten, dass halt ihr auch mitreden könnt, an so einem ganz speziellen Morgen. Und was mich betrifft, ich komme jetzt aus Hof, also hofer-fränkisch sozusagen. Und da ist mir auch gleich eine Frau eingefallen, die unseren Dialekt auch so gerne hat, dass sie da auch wirklich jeden Tag eigentlich damit spricht und das auch online macht.

Hör ich jetzt da was? Kann ich die denn verstehen?

Bin ich mir sicher, du kannst mich ja auch verstehen. Dann wird es mit Jennifer Müller auch funktionieren. Das ist nämlich die Frau, die ja, Regionalmarketing macht, Werbung für die Region, für die Stadt. Und ganz viel eben in den sozialen Netzwerken immer postet und raushaut. Und Jennifer Müller und Hofbloggerin oder Hofbloggerer müssen wir heute ja eigentlich sagen, die ist heute Morgen auch in der Sendung und hat auch eine Geschichte zum Dialekt.

O-Ton 4: Servus Julia und Tobi. Voll super Idee, eure Show im Dialekt zu moderieren. Ich muss jetzt sagen, ich war nicht immer überzeugt von unserem Dialekt. Ich hab früher, in meiner Jugend, immer gedacht, ich muss in irgendwelchen hochdeutsch sprechen, um Weltoffenheit zu signalisieren. Ich hab nämlich mit fränkische Dialekt früher immer einen gut betuchten Stammtischgänger, der Karten spielt und seine Sprüche raushaut, in Verbindung gebracht. Heute weiß ich, Dialekt ist etwas ganz Sympathisches und vor allem ist es eine super Möglichkeit, Kritik in abgeschwächter, selbstironischer Form rüberzubringen.

Kannst du mir sagen warum?

O-Ton 5: Es klingt halt wesentlich freundlicher, wenn man sagt: Du alter Safdappen, du hälst jetzt mal deine Schneppern, wie wenn man sagt: Du Idiot hälst jetzt mal deinen Mund. Also man kann durchaus Kritik ein bisschen lustig verpacken und es klingt gleich alles wesentlich weniger bissig.

Das muss ich auch sagen. Alter Schneppern, das hab ich auch oft gehört, wie ich klein war. Jennifer Müller wird heute noch ein paar Geschichten präsentieren, bei uns im Radio Euroherz Morgen. Und das könnt ihr gerne auch machen: 09281/ 880 – 880. Fränkisch, Vogtländisch können wir heute liefern.

Ich hab auch was vorbereitet, dann – machen wir nach halb, würde ich sagen, ein paar schöne Wörter.

Oh, da freu ich mich sehr drauf. Da freu ich mich.

Bis gleich.

Morgen.

Wir wünschen euch einen schönen Freitag. Hier sind Tobi du Julia bei Radio Euroherz, heute an einem ganz speziellen Tag. Wir haben heute Dialektmorgen. Das heißt, wir sprechen so, wie wir es halt einfach mal gelernt haben, wie es bei uns daheim in der Familie war.

Wir sprechen jetzt einfach.

Genau. Und der Tobi packt heute ehrlich gesagt ein Vogtländisch aus. Manchmal bei uns im Arbeitsalltag hört man es raus, aber so extrem wie heut habe ich es glaub ich noch nicht von dir gehört.

Noch nicht?

Ne. Und da auch sind teilweise Dinger oder Begriffe dabei, die du raushaust, da muss ich echt überlegen.

Ja. Ich hab mich mal im Vogtländisch noch ein bisschen gesammelt, wirklich mal hingesetzt…

Hast du noch ein paar Granaten rausgesucht?

… und hab noch ein paar Dinger rausgeholt. Ich mein, „babbeln“ ist klar. Babbeln hat im Vogtländischen zwei Bedeutungen. Du gehst essen: Ich geh mal was babbeln. Oder reden.

Ja, klar. Das leuchtet mir ein.

Ja. Ich hab auch ein wunderschönes Wort rausgesucht und du kannst ja mal versuchen, ob du das errätst. Niestiet. Du alte Niestiet.

Vielleicht ein Taschentuch?

Nein. Also das sagt man zu jemandem, der halt etwas verzapft hat, der an etwas Schuld ist. Du bist der Niestiet. Du alte Niestiet.

Hab ich noch nie gehört.

Noch nie gehört?

Noch ein schönes Wort ist, hat man Opa zum Beispiel auch immer gesagt. Komm, geh mal rüber aufs Trittewoa.

Trittwoa?

Trittwoa.

Kenn ich auch nicht.

Das ist der Gehweg. Komm mal mit rüber aufs Trittwoa.

Ach Gott. Echt?

Und wir haben auch noch ein schönes Wort: briesiehdnhaeß. Briesiehdnhaeß.

Also haeß würde ich jetzt sagen, gibt es im Hoferischen auch.

Es ist briesiehdnhaeß.

Es wird halt sauheiß sein.

Richtig. Es ist richtig heiß. Alles was heiß ist. Und zum Beispiel ist das auch die Blettlock.

Die Blettlock?

Die Blettlock ist briesiehdnhaeß. Musst du aufpassen!

Wüsste ich jetzt auch nicht.

Also das ist das Bügeleisen, also.

Blettlock?

Die Blettlock.

Das ist wahnsinn.

Das ist vogtländisch. Aber wir haben ja auch ein Bindewort erkannt, dass es im Fränkischen und im Vogtländischen gibt, also zum Beispiel ein beherztes „fei“, gibt es in beiden Dialekten.

Da hast du aber recht, ohne fei kommst du in Hof auch nicht aus.

Ja und im Vogtland kannst du sagen: Oh, ich hab fei Hunger - oder: Ich hab fei nichts gefunden.

In Hof sagst du: Ich hab wenig geschmeckt. Ich hab fei wenig geschmeckt.

Ja siehst du.

Also ohne Fei geht nichts, des ist Fakt.

Ach Gott. Also bist du jetzt ein bisschen im Vogtländischen angekommen?

Ich konnte mein Vokabelheft ein wenig auffrischen heute und werde mir da Blettlock reinschreiben.

Wir hängen ja ein bisschen im Hoferischen und Vogtländischen fest. Wir wollen aber unsere lieben Hörer im Fichtelgebirge nicht vergessen. Also wenn ihr da auch was Schönes habt: Das muss mit rein in unsere Dialektsendung.

Dann lasst uns was zukommen: 09281/ 880 – 880. Wenn eurer Dialekt aus dem Süden der Region kommt, packt es mit zu uns in die Sendung heute.

Julia und Tobi im Heimatdialekt. Nur heute auf Radio Euroherz.