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Legasthenie am Pferd

Gewinnerbeitrag NIEDERBAYERN TV Passau: Legasthenie am Pferd

Schule kann sehr anstrengend sein.

Von 8:00 bis 13:00 manchmal
auch bis in den späten Nachmittag.

Man muss sich konzentrieren,
lernen, lesen und schreiben.

Dazu kommt noch der Druck,
gute Noten zu schreiben.

Und der Stress, nach einem langen
Schultag, schon für morgen zu lernen.

Das ist besonders schwierig,
wenn man an Legasthenie leidet:

An einer Lese- und
Rechtschreibschwäche.

Eine Deutschlehrerin aus Pfarrkirchen
hat sich damit näher befasst.

(Ellen Meier
Leiterin der Projekts P.F.E.R.D.L.)

Meier: Wenn Schüler
diese Störung haben,

wird ihr Gehirn bei Stress blockiert.

So können die beiden Gehirnhälften
nicht mehr miteinander kommunizieren.

Dadurch ist Gelerntes in
Stresssituationen nicht abrufbar.

Ellen Meier wollte das ändern.
Sie hat sich deshalb etwas überlegt.

Etwas, das den Kindern helfen soll,
diese Blockaden zu überwinden.

Nämlich: Reiten.

Meier: Das Pferd geht im Schritt.
Es bewegt sich diagonal.

Die Gehirnhälften
können sich so einpendeln.

Außerdem ist es stressfrei.

Das Pferd gibt Wärme
und Geborgenheit.

Und wenn es getragen wird,
fühlt sich das Kind wohl.

So wird die Blockade gelöst.

Nach dem Unterricht gehen Kinder
mit diagnostizierter Legasthenie

einmal pro Woche zum Reiten.

Das außergewöhnliche Projekt
bietet die Realschule in Pfarrkirchen an.

Es nennt sich „P.F.E.R.D.L“.

Eine Abkürzung für:

„Projekt für freudiges
und entspanntes Reiten

zum Durchstarten beim Lernen“.

Seit diesem Schuljahr gibt es für
ausgewählte Schüler die Möglichkeit,

Legasthenie auf dem
Pferd zu Therapieren.

Und das kommt bisher gut an.

Griebl: Die Resonanz ist sehr positiv.

(Franz Griebl
Schuldirektor Realschule Pfarrkirchen)

Es wird sehr stark nachgefragt.

Einige unserer Schüler haben
Probleme mit dem Lesen und Schreiben.

Sie können dabei
individuell unterstützt werden.

Deshalb fragen die Eltern oft danach.

Der Bundesverband  für
Legasthenie und Dyskalkulie

geht davon aus, dass rund
4% aller Schüler in Deutschland

von einer solchen
Störung betroffen sind.

Anja, Emily, Hannah und Sarah
wollen das bei sich ändern.

Sie trainieren seit diesem
Schuljahr regelmäßig mit Reino.

Reino ist ein Pony von
der Hengststation Bachl.

Die Station liegt in Postmünster.

(Tobias Bachl;
Inhaber Hengststation Bachl)

Bachl: Frau Meier hat mich gefragt,
ob ich ein geeignetes Pferd habe.

Für mich kam da nur einer in Frage.

Der Hengst ist schon etwas älter.

Er ist mittlerweile 21
und hat eine schöne Historie.

Schon viele Kinder haben
auf ihm das Reiten gelernt.

So bekommt er eine schöne Aufgabe.

Er kann noch leicht bewegt werden,
aber nicht bei Turnieren dabei sein.

Ich glaube, diese Aufgabe
wird ihm Spaß machen.

Für die Kinder ist dieses
Lernen eine ganz neue Erfahrung,

so zu Lernen und dadurch ihre
kognitiven Fähigkeiten zu verbessern.

Sie müssen gleichzeitig
lesen, schreiben und reiten.

Emily, Hannah und Sarah: Es
ist schwieriger, weil es viel wackelt.

(Emily, Hannah und Sarah
Teilnehmer des Projekts P.F.E.R.D.L.)

Ja, es ist schwieriger, als
am Schreibtisch zu arbeiten.

Wenn man z.B. lesen muss,
verwackeln die Buchstaben.

Dann liest man manche doppelt.

Die Mädchen müssen z.B.
Diktate auf dem Pferd schreiben.

Oder aber sie spielen Memory.

Trotz dieser Schwierigkeiten
sind sich die Kinder aber einig:

Emily, Hannah und Sarah:
Mir macht es viel Spaß.

Mir macht es auch sehr viel Spaß.

Mir macht es auch Spaß.

Das Lernen mit dem Pferd ist einfach...

schön.

Das Projekt wird auch
wissenschaftlich unterstützt.

Annika Münstermann
studiert in Koblenz.

Sie verfasst ihre Masterarbeit
über pferdgestützte Pädagogik.

Dabei begleitet sie die Kinder
bei ihren Reitstunden.

und führ anschließend
Experimente durch.

Die Schülerinnen vergleichen
ihre Schulklasse und die Reithalle

und wie sich das Umfeld
auf ihre Legasthenie auswirkt.

Außerdem beschreiben
sie, was sie dabei fühlen.

Die Studentin arbeitet dabei
eng mit Ellen Meier zusammen.

(Annika Münstermann
Sonderpädagogik-Studentin)

Münstermann:
Wir hätten gerne einen Vergleich:

Wie war es vor einem halben Jahr?
Und wie ist es jetzt im Januar?

Das ist noch keine Langzeitstudie.
Es ist auch nur eine kleine Gruppe

Aber es ist wohl auch ein Ansatz,
um die Forschung anzuschubsen

Erste Ergebnisse
werden im Januar feststehen.

(Beitrag: Julia Habereder)

Den Kindern macht das
Pilotprojekt sichtlich Spaß.

Druck- und stressfrei.
Gemeinsam mit Freunden.

So lernt es sich doch viel besser.

Eben auf dem Rücken der Pferde.

Videodeskription: Pfennigparade
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