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Eintauchen in die Zukunft
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Eintauchen in die Zukunft

Die Teens und Twens der Generation Z werden Gesellschaft, Medien und Arbeitswelt massiv verändern. Die bereits zweite Altersgruppe, die mit digitalen Devices groß wird, nimmt technische Neuerungen nicht mehr als Umbruch wahr. Entsprechend wenig Berührungsängste zeigen unter 30-Jährige, wenn sie sich eine VR-Brille aufziehen und ins immersive Internet-Erlebnis eintauchen. Das will das neue XR LAB in der Münchner Innenstadt forcieren.

Text Petra Schwegler

Im neuen Versuchslabor des XR HUB Bavaria unweit des Münchner Marien­platzes steht zunächst das Spielerische im Vordergrund. Wer sich auf das verstärkte Mittendrin-Gefühl einlassen will, kann sich dort hinter speziellen Headsets mit hochauflösenden Bildschirmen vor Augen in einer Parallelwelt bewegen. Zu ihnen zählt Svenja. Die 24-Jährige mischt sich sichtlich neugierig unter die Gäste der Eröffnungsfeier. Brille auf, Bediensticks in die Hand und die Münchner Studentin wirbelt Lichtschwerter durch eine virtuelle Welt. Intuitiv macht sie auf ihrer Reise durch Raum und Zeit alles richtig. Fürs Rundumkino durch Xtended Reality (XR) ist sie wie andere Digital Natives
bestens gerüstet.

Skills für die Arbeitswelt der Zukunft trainieren

Mit dem Spiel hinter der VR-Brille sind weitreichende Ziele verbunden. Für Silke Schmidt und den XR HUB Bavaria stehen „Training & Education“ im Vordergrund. Sie geht davon aus, dass die erlernten Skills der heutigen Jugend die Arbeitswelt der Zukunft enorm bereichern werden. „Für Jugendliche sind immersive Erlebnisse schon jetzt Bestandteil des täglichen Lebens. Sie spielen Games in XR und verbringen einen Teil ihrer Freizeit in Social XR“, erklärt die Leiterin des XR HUB Munich, der zur Medien.Bayern GmbH gehört, einer Tochter der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM).

Durch die 3-D-Präsenz würde das soziale Miteinander „eine neue Dimension“ bekommen. Einige Unternehmen hätten bereits verstanden, „dass es neue Erwartungen und Anforderungen an den Arbeitsplatz geben wird. Virtuelle Meetings und XR-Training werden Thema für alle Generationen“, sagt Silke Schmidt. Für sie gilt die Faustregel: „Je jünger die Menschen, desto intuitiver bewegen sie sich in VR-Welten und springen von der physischen in die virtuelle Realität und wieder zurück.“

Das macht viel mit der Vorstellungskraft der Gen Z: Bedauernd blickt Moritz auf seine Schulzeit zurück. Gern hätte der technikaffine 25-Jährige das zweidimensionale Erfassen des Lernstoffs durch dreidimensionale Erlebnisse spannender gestaltet. Er jobbt beim XR HUB und hat im Testlabor sowie mit der eigenen VR-Brille „einige Aha-Erlebnisse“ gesammelt: „Inhalte können visuell so viel besser aufbereitet werden. Man kann sie im wahrsten Sinne des Wortes begreifen.“ Moritz ist überzeugt: „Spielerische Anwendungen, an denen Auszubildende mitbauen können, haben große Vorteile. Brille auf und ich kann jedes denkbare Szenario konstruieren, Dinge konzipieren, anderen Leuten zeigen.“ Er skizziert für die Zukunft, wenn die Brillen für eine breite Masse erschwinglich sein werden, die Idee einer virtuellen Klasse „mit Leuten aus der ganzen Welt und einer Lehrkraft, die allen den gleichen Stoff vermittelt“.

Potenzial von Xtended Reality: Neue Jobprofile entstehen

An der XR-Zukunft werkeln bald neue Spezialistinnen und Spezialisten. Im August startet bundesweit die Ausbildung zum „Gestalter:in immersive Medien“. Das XR HUB hat die Entwicklung der neuen Berufsordnung begleitet. Ein „historisches Ereignis“, wie Silke Schmidt findet, ein „Quantensprung“ für die Branche. „Die Gestalter:innen immersive Medien“ werden den Übergang der Visualisierung von 2-D-Daten zu 3-D-Daten prägen“, betont sie. Sie lassen physische und virtuelle Welten miteinander verschmelzen, schaffen Inhalte, die bei Usern nachhaltig hängen bleiben.

Schmidt denkt aber auch über die Medienbranche hinaus: „XR hat das Potenzial, seine Spuren in allen Berufen zu hinterlassen – oder besser: allen Berufen zu neuem Schwung zu verhelfen.“ XR könne entlang der gesamten Lieferkette eingesetzt werden, von der Produktentwicklung über Team-Trainings und Hilfe bei der Produktion bis hin zum Marketing. Und das in allen Branchen.

Training zählt zu den Top Use Cases für XR

Das virtuelle Erlebnis unterstützt selbst die immer anspruchsvollere Suche nach neuem Personal und Nachwuchs. Virtual Reality (VR) werde bereits zur Berufsorientierung eingesetzt und könne Lust auf Jobs machen, berichtet die Leiterin des XR HUB. Zum einen gibt es verschiedene Anbieter, die Berufe bereits mit „Brille auf“ vorstellen. Zum anderen können sich Unternehmen im In- und Ausland auf diese Weise attraktiv präsentieren und das Onboarding via VR organisieren.

Die Vorteile für die Ausbildung an beruflichen Schulen liegen für die XR-HUB-Managerin auf der Hand: Via VR können schlecht erreichbare Orte wie Plattformen im Meer simuliert werden. Silke Schmidt: „Gefährliche Situationen können trainiert werden, ohne dass Menschen verletzt oder Dinge beschädigt werden. Ein solches Training kann individuell durchgeführt werden, von Ort, Zeit und Sprache unabhängig.“

Auf der Eröffnungsparty scharen sich auch viele ältere Gäste um die VR-Brillen. Selbst Senioren könnten von XR profitieren, meint Schmidt. Sportliche Höchstleistungen oder beschwerliche Reisen müssten nicht mehr sein. VR ermögliche es, fremde Länder zu bereisen und an Events auf der ganzen Welt teilzunehmen. Sie schmunzelt: „Mit XR kann man auch am Leben der Kinder aus der Ferne teilnehmen. Das sind doch gute Aussichten für die Zeit im Altersheim!“


Was AR, VR und YR bedeutet
AR-Produktionen (AR = Augmented
Reality) filmen ein reales Set ab und erweitern es durch digitale Assets.
Bei VR bewegt man sich in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umgebung. XR kombiniert die Mehrwerte einer realen Szenerie mit AR-Elementen, wobei die auf der Bühne agierenden Personen sich aus Zuschauersicht in einem virtuellen Studio bewegen.


XR LAB im Überblick
Im XR LAB in der Burgstraße 4 in München sind noch bis Ende Juli 2023 im Rahmen einer Zwischennutzung von #kreativmuenchen XR-Erlebnisse, Workshops oder Ausstellungen geboten. Silke Schmidt und ihr Team öffnen werktags von 10.00 bis 12.00 Uhr sowie von 14.00 bis 18.00 Uhr die Pforten für Interessierte, samstags und abends nach Vereinbarung.

Mehr Infos:
xrhub-bavaria.de/community/


Rendering: rosepistola.de
Foto: Medien.Bayern GmbH

Bild Petra Schwegler
Petra Schwegler arbeitet seit 2019 in der Kommunikation der Medientage München für das Mediennetzwerk Bayern. Die Journalistin war zuvor Newschefin von Werben & Verkaufen. Seit Mai 2019 ist sie Mitglied der Jury für den Deutschen Radiopreis.
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