Soziale Online-Netzwerke, Instant-Messenger, Suchmaschinen oder Videoportale: Diese sogenannten Intermediäre sind wesentliche Elemente des Kommunikations- und Informationsverhaltens. In zwei Studien der Landesmedienanstalten wurde untersucht, welchen Einfluss Intermediäre auf die gesellschaftliche Meinungsbildung nehmen.
Text KRISTIAN KUNOW
DOMINANZ VON GOOGLE
& FACEBOOK
Auf der Ebene der einzelnen Intermediäre dominieren die Angebote von Google (Suchmaschine) und Facebook (soziales Online-Netzwerk). Mit einer Tagesreichweite im Bereich informierender Nutzung von 37,9 Prozent bei den Online-Nutzern liegt Googles Suchmaschine vor Facebook (24 %). YouTube (9 %) und WhatsApp (7 %) folgen mit deutlichem Abstand. Alle anderen der insgesamt zwanzig namentlich abgefragten Intermediäre erzielten Tagesreichweiten von drei oder weniger Prozent.
In der Gruppe der 14- bis 29-Jährigen haben YouTube (18 %) und WhatsApp (13 %) überdurchschnittlich viele sich informierende Nutzer. Bereits knapp die Hälfte (49,2 %) der 14- bis 29-jährigen Internetnutzer informieren sich allerdings täglich mit Hilfe von Googles Suchmaschine über das Zeitgeschehen. Auch Facebook ist mit 39,2 Prozent Tagesreichweite für die Jüngeren eine bedeutende Informationsquelle.
Bei den Online-Nutzern ab 14 Jahren haben Intermediäre in Deutschland mit 55,7 Prozent eine annähernd so hohe Tagesreichweite wie das Internet insgesamt. An einem Durchschnittstag nutzt ein Drittel (33,4 %) der Gesamtbevölkerung Intermediäre, um sich über das Zeitgeschehen zu informieren. Dabei sind Googles Suchmaschine und Facebook mit einer Tagesreichweite von 22,1 bzw. 14 Prozent die relevantesten Intermediäre. Diese Ergebnisse zeigen, dass gerade die den Unternehmen Google (Alphabet) und Facebook zuzurechnenden Angebote bedeutsame Tagesreichweiten in der deutschen Bevölkerung erzielen, vergleichbar mit denen des Rundfunks.
OMNIPRÄSENZ & AUDIENCE FLOW 2.0
YouTube wird ebenfalls nicht vorrangig für meinungsbildende Inhalte genutzt. Das Video-Portal erschließt den Nutzern dennoch als Universalplattform Inhalte, die für eine Meinungsbildung relevant sind, und ermöglicht eine habitualisierte Nutzung (z.B. News-YouTuber). Hinzu kommen algorithmische Empfehlungen. Letzterer Effekt kann vor dem Hintergrund der klassischen TV-Programmgestaltung als „Audience Flow 2.0“ bezeichnet werden. WhatsApp hingegen hat eine große Bedeutung für den interpersonellen Austausch. Ein Potenzial für gruppenbezogene Meinungsbildung wird gerade erst entdeckt, zeigt sich aber schon an Einzelbeispielen. Allen Intermediären ist den Studienergebnissen zufolge gemein, dass sie bei ihren Nutzern Teil der Wissens- und Informationssuche sind, wenngleich sie sich unterschiedlich für die Informationsbedürfnisse eignen. Vor allem Facebook und YouTube unterstützen – auch im Zusammenspiel mit den Angeboten der klassischen Medien – die Wahrnehmung von gesellschaftlichen Problemlagen, Deutungen und Meinungsverteilungen. Für die Formierung eigener Einstellungen und Meinungen sowie daraus resultierender Handlungsabsichten sind allerdings die Face-to-Face-Kommunikation mit dem eigenen sozialen Umfeld sowie die Berichterstattung publizistischer Medien nach wie vor bedeutsam.
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