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Merkels Mahnung
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Merkels Mahnung

Bei den 30. Medientagen München haben sich mehr als 6.000 Besucher über aktuelle Branchentrends informiert. Zum Jubiläum kam auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie forderte mehr Transparenz von den Anbietern individualisierter Online-Dienstleistungen.
Text MATTHIAS KURP

Die Bundeskanzlerin sprach sich zum Auftakt der 30. Medientage München für Meinungsvielfalt und gegen die Macht der Online-Konzerne aus den USA aus. Große Internetplattformen (Google, Facebook etc.) könnten zu einem „Nadelöhr der Vielfalt der Anbieter“ werden und die Medien „existenziell bedrohen“, warnte Angela Merkel. Sie betonte, es gehe darum, Medien- und Meinungsvielfalt zu erhalten. Das sei die zentrale Grundlage für die politische Teilhabe einer informierten, kritischen Bürgerschaft. Vielfalt erweitere in einer Demokratie den Horizont und sei Voraussetzung für Kompromisse, sagte die Bundeskanzlerin. Umso mehr gelte es, Pressefreiheit „immer und überall“ zu verteidigen. Allerdings könne das Internet auch zu einer Gefahr werden, wenn etwa Algorithmen dazu führten, dass die öffentliche Meinung verzerrt werde. Merkel warnte davor, dass viele Menschen in den sozialen Online-Medien nur noch das wahrnähmen, was von Gleichgesinnten empfohlen werde oder eigene Auffassungen bestätige. So entstünden Zweifel an der Demokratie, „die mit konstruktiver Kritik wenig bis nichts zu tun haben“. [Solche Entwicklungen würden durch Echo-Kammer-Effekte verstärkt und könnten zu einer weiteren „Verzerrung der Wahrnehmung“ führen.]

MOBILE & ME - WIE DAS ICH DIE MEDIEN STEUERT

Das Thema „Mobile & Me – Wie das Ich die Medien steuert“ prägte bei den 30. Medientagen München zahlreiche Diskussionen. Es ging um Aufmerksamkeitsökonomie und Algorithmen, um Virtual Reality und Vertrauenskrise, um Künstliche Intelligenz und Disruption. Nutzer nehmen über soziale Online-Netzwerke zunehmend Einfluss auf die Medien und erhalten zugleich immer häufiger personalisierte Inhalte. Grundlage für solche Entwicklungen sind Nutzerdaten und von Algorithmen gesteuerte Plattformen. Dabei geht es nicht nur darum, Inhalte überall und jederzeit für alle Endgeräte verfügbar zu machen, sondern auch darum, sie optimal auf Bedürfnisse und Stimmungen der Nutzer abzustimmen. Entsprechend müssen Produktion und Kuratierung und Distribution optimiert werden. Merkel forderte, entsprechende Algorithmen müssten transparent sein. Risiken sah die Regierungschefin auch darin, dass sich die Echtheit von Informationen und Bildern in der Online-Welt kaum überprüfen lasse. Umso wichtiger sei ein Qualitätsjournalismus, der einordne und Einzelaussagen in Beziehung setze. Qualität stärke Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Die Bundeskanzlerin unterstrich die Chancen der Internetgesellschaft: Der Bereich Künstliche Intelligenz sei „eines der großen Themenfelder der Zukunft“. Algorithmen und Big Data könnten allen zugutekommen, vorausgesetzt der Datenschutz funktioniere und der Verwendungszweck von Daten werde nicht missbraucht. Deutschland brauche als führender Industriestandort ebenso Daten „als Rohstoff der Zukunft“ wie breitbandige Internetverbindungen.

Ausführliche Online-Dokumentationen zu den Medientagen München unter www.medientage.de.

Bild Dr. Matthias Kurp
Dr. Matthias Kurp ist Professor im Fachbereich Journalismus/Kommunikation der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Köln. Zuvor arbeitete er freiberuflich als Medienforscher und Journalist (Print, Online, TV, Hörfunk).
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