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Das Magazin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien

Auf allen Wegen zum Hörer
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Auf allen Wegen zum Hörer

Der Dramatiker und Lyriker Bertolt Brecht wollte einst den „Distributionsapparat Radio“ in einen „Kommunikationsapparat“ umwandeln. Seine Radiotheorie lautete: „Der Rundfunk wäre der denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, (…) wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer nicht nur hören, sondern auch sprechen zu machen (…).“ Brecht wünschte sich, Hörer sollten zum Sender werden. Diese Radiotheorie basierte auf der Annahme des aktiven Rezipienten – und ist längst Wirklichkeit geworden. Social-Media-Netzwerke reduzieren die Distanz zu den Hörern, und das Internet macht aus dem einst passiven Rezipienten von Radioprogrammen den „Prosumenten“, also einen Konsumenten, der zugleich Produzent von Audio-Inhalten sein kann. Hunderte Webradio-Angebote in Deutschland sind dafür ein beeindruckender Beleg. Hinzu kommt eine wachsende Podcasting-Vielfalt.

Motor für die kommunikative Evolution ist die Digitalisierung. Mit ihr und durch sie entstehen neue Verbreitungssysteme und Plattformen, die das Hörfunk- zum Audiouniversum erweitern. Umso wichtiger ist es, dass Radioprogramme auf allen Plattformen vertreten sind, weil die Hörer sowohl UKW als auch DABplus und Internet zum Empfang nutzen. Nur wenn die Programmanbieter konsequent eine ‚Mehrwege-Ausstrahlung‘ nutzen, werden sie auch weiterhin in der Lage sein, alle potenziellen Hörer zu erreichen. Wann bestimmte Verbreitungswege entbehrlich sind, kann heute noch nicht genau gesagt werden. Gefragt ist also eine hybride Form der Verbreitung von Rundfunkprogrammen, ergänzt um digitale Optionen, um Nutzer persönlich ansprechen und deren Interessen bei der Produktion von Radiosendungen berücksichtigen zu können.

Jetzt kommt es darauf an, die neuen technologischen Potenziale kreativ und intelligent zu nutzen. Wie bei jedem Evolutionsprozess gilt es, sich aktiv den veränderten Rahmenbedingungen einer digitalen Medienlandschaft anzupassen. Dazu gehört natürlich auch, die bestehende publizistische und technologische Hörfunkvielfalt zu fördern. Welche Möglichkeiten es dazu gibt, lesen Sie in dieser Tendenz. Auch wenn Evolution an sich nie zielgerichtet ist, gilt es, die Chancen der neuen Audiowelt zu ergreifen, um dem Hörfunk eine vitale Zukunft zu sichern.

Grafik: rosepistola.de
unter Verwendung von danjazzia/Shutterstock.com
Porträt Siegfried Schneider: Gabi Hartmann/BLM

Siegfried Schneider
Siegfried Schneider ist Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.
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