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Hörbarer Massenmarkt
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Hörbarer Massenmarkt

Ganz gleich ob Hörfunk, Webradio, Podcasts, Hörbücher und -spiele, Musik-Streaming-Dienste oder Musik- und Audio-Inhalte von Videoplattformen: Audio-Inhalte im Internet werden immer beliebter. Der neue Online-Audio-Monitor, der den Webradio-Monitor ablöst, gibt einen aktuellen Überblick.

Text Wolfgang Flieger

Online-Audio-Angebote sind ein wichtiger und wachsender Teil des Audio-Universums, der dazu beiträgt, dass die Nutzung von Audio-Angeboten in Deutschland insgesamt steigt. Das ist ein zentrales Ergebnis des Online-Audio-Monitors 2018, der im September im Rahmen der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin vorgestellt wurde. Die vom Marktforschungsunternehmen Kantar TNS durchgeführte Studie untersucht bevölkerungsrepräsentativ zahlreiche Aspekte der Online-Audio-Nutzung in Deutschland. Beauftragt wurde die Untersuchung von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb), der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK), der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen, dem Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) und dem Verband Privater Medien e.V. (VAUNET). Insgesamt wurden 7.800 Personen befragt (Basis: 70,1 Millionen Personen ab 14 Jahren in Deutschland).

Fast 60 Prozent nutzen Online-Audio-Angebote

Vor allem Smartphones machen Audio-Angebote im Internet immer beliebter: Fast 60 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland ab 14 Jahren nutzen inzwischen Online-Audio-Angebote. In der jungen Zielgruppe der 14-bis 29-Jährigen sind es sogar mehr als 90 Prozent. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung, liegt die Nutzung von Audio-Inhalten im Internet über Videoplattformen wie YouTube (ca. 45%) deutlich vor der Nutzung von Radio-Livestreaming (ca. 38%) und Musikstreaming-Diensten wie Spotify (ca. 27%). YouTube ist in der Online-Audio-Welt die größte Audio-Plattform. Betrachtet man ausschließlich die Radionutzung über das Internet, hört ein Viertel der über 14-Jährigen klassische Radioprogramme, knapp 14 Prozent nutzen Online-Ableger von Radioprogrammen und fast 13 Prozent reine Webradio-Angebote.

Gefragt nach ihrer aktuellen Audionutzung insgesamt im Vergleich zum Vorjahr, gaben 81,2 Prozent aller Befragten an, dass sie gleich viel oder mehr Zeit darauf verwenden. Bei den Online-Audio-Nutzern lag dieser Anteil bei 86,1 Prozent. Im Hinblick auf die Audionutzung über das Internet sagten 47,6 Prozent der Gesamtbevölkerung, sie würden mehr Zeit als im Vorjahr damit verbringen. In der Gruppe der Online-Audio-Nutzer erklärten sogar 81,7 Prozent, ihre Online-Nutzung von Audio-Inhalten habe zugenommen. Jedoch gab nur etwas mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung an, dass mindestens die Hälfte ihrer Audionutzung über das Internet stattfinde. Bei den Online-Audio-Nutzern waren es 44,3 Prozent, die mehr über das Internet als über die klassischen Übertragungswege (Rundfunk) und Tonträger (CDs etc.) Audio-Inhalte hörten.

Online-Audio-Nutzung gewinnt zwar zunehmend an Bedeutung. Doch auch Online-Audio-Nutzer hören Audio-Inhalte überwiegend noch offline. Bei der jüngeren Zielgruppe gilt das allerdings nicht mehr. So weisen die neuen Zahlen des Online-Audio-Monitors aus, dass die 14-bis 29-Jährigen bereits deutlich mehr als die Hälfte ihrer „Audio-Zeit“ online verbringen.

Grosse Bedeutung der Wort-Inhalte

Zwar ist das Hören von Musik der wichtigste Grund für die Nutzung von Online-Audio-Inhalten, aber auch Wort-Inhalte spielen eine wichtige Rolle: Deutlich über die Hälfte der Nutzer (55,2%) gab an, Nachrichten zu hören. Auf den weiteren Plätzen folgten Services wie Wetter und Verkehr (47,6%) sowie lokale und regionale Inhalte (44,4%). Bei den 14- bis 29-Jährigen dominierte die Musiknutzung (93,8 %), Nachrichten wurden in dieser Altersgruppe von 62,3 Prozent gehört und Lokales/Regionales von 46,3 Prozent.

Die Marktforscher fragten auch nach den Endgeräten, mit deren Hilfe Audio-Inhalte gehört werden. Bei Nutzern von Online-Audio-Angeboten ist eindeutig das Smartphone das bevorzugte Empfangsgerät: Fast 70 Prozent der Befragten erklärten, sie nutzten entsprechende Inhalte darüber. Es folgten Laptop oder Notebook (43,3%), PC oder Computer (34,5%) und Tablet (30,4%).

Mehr als fünf Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland haben Zugang zu einem Smart Speaker. Wer einen solchen mit dem Internet verbundenen Lautsprecher besitzt, setzt ihn meist auch für Audio-Angebote ein: Vier von fünf Nutzern von Smart Speakern gaben an, sie ließen darüber Radioprogramme, Musik, Podcasts und Hörspiele erklingen. Die Steuerung von Smart-Home-Anwendungen wird dagegen lediglich von einem Viertel der Nutzer von Smart Speakern betrieben.

Positive Podcast-Entwicklung

Der Online-Audio-Monitor liefert auch interessante wirtschaftliche Ergebnisse: Jeder dritte Befragte der regelmäßigen Online-Audio-Nutzer (Nutzung mindestens einmal im Monat) gab an, er setze auch auf einen mobilen Internetzugang. Lediglich jeder fünfte Befragte dieser Gruppe verfügte über einen speziellen Tarif. Noch überwiegt die kostenfreie Nutzung von Online-Audio-Angeboten, aber bereits 28,5 Prozent der Online-Audio-Nutzer (11,6 Mio. Personen ab 14 Jahren) sagten, sie hörten auch kostenpflichtige Angebote. In der Altersgruppe der 14-bis 29-Jährigen nutzten zum Zeitpunkt der Befragung bereits etwa 44 Prozent kostenpflichtige Angebote.

Und noch ein Trend hält an: Podcasts werden auch in Deutschland immer beliebter. Fast jeder Vierte der Online-Audio-Nutzer hört Podcasts oder Radiosendungen zum Nachhören. Das sind 9,4 Millionen Personen ab 14 Jahren. Gemäß der Umfrage nutzen in Deutschland etwa 6,5 Millionen Personen Podcasts regelmäßig, also mindestens einmal im Monat. Dabei dominieren Wort-Inhalte: Nachrichten zu Politik und Zeitgeschehen (61,8%) lagen bei der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage vor Musik (58,5%), Wissenschaft und Technik (56,3%) sowie Gesellschaft, Kunst und Kultur (55,7%).

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Illustration: iStock.com/A-R-T-U-R
Porträt Wolfgang Flieger: BLM

Bild N.N.

Dr. Wolfgang Flieger ist Bereichsleiter Kommunikation und Medienwirtschaft der BLM. Bevor er 1992 Pressesprecher der BLM wurde, arbeitete der Kommunikationswissenschaftler an den Universitäten Eichstätt und München.

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