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Grußwort von BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege zur Eröffnung der Lokalrundfunktage am 04.07.2023

04.07.2023 | P&R 2023
- Es gilt das gesprochene Wort! -


Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister König,
sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter
des Bayerischen Landtags und des Medienrats,
liebe Gäste der Lokalrundfunktage,

„Warum ist lokaler Rundfunk in Bayern so wichtig?“,
habe ich ChatGPT neulich gefragt.
Zusammengefasst war die Antwort:
Lokalfunk vermittelt Nähe und Zusammenhalt.
Lokalfunk fördert das Heimatgefühl
und die Kultur aus der Region.
Lokalfunk stärkt die lokale Wirtschaft.
Lokalfunk steht für Qualitätsjournalismus und Vielfalt.

Dann habe ich weitergefragt:
Wie kann der lokale Rundfunk bei all der Streaming-Konkurrenz in Bayern relevant bleiben?
Auch hier kam in Sekundenschnelle die Replik:
Online-Präsenz.
Lokale Inhalte.
Interaktion.
Und Kooperation.

Gar nicht so schlecht?
Aber, wenn man ehrlich ist:
Nichts, was man nicht schon mal gehört hätte –
z.B. auf den Lokalrundfunktagen der vergangenen Jahre.

Und damit Ihnen allen ein herzliches Willkommen
zu den 31. Lokalrundfunktagen in Nürnberg!

Meine Damen und Herren,
die Antworten von Chat GPT
treffen erstaunlich ins Schwarze.

Deutlich macht dieser kleine Test aber vor allem eines:

KI hat das Potenzial, die Medienwelt radikal zu verändern.
Wer ChatGPT oder ähnliche Sprachmodelle
schon einmal ausprobiert hat, weiß:
Unsere Art, sich zu informieren und Inhalte zu kreieren,

wird sich komplett wandeln.

Eine Veränderung, die Fragen aufwirft:
Was kann künstliche Intelligenz im Journalismus leisten?
Und wo sollten die Grenzen liegen?
Ist der Mensch in der Moderation womöglich bald zu ersetzen? Welche Quellen sind seriös?
Wo könnte KI zur Verbreitung von Desinformation beitragen?

All diese Fragen werden ein wichtiges Thema
auf den Lokalrundfunktagen sein.

Stand der Dinge ist aktuell:
Künstliche Intelligenz ist allgegenwärtig.
Das beschleunigt den Transformationsprozess
von Radio und Fernsehen zusätzlich.

Meine Damen und Herren,
ChatGPT hat die Alleinstellungsmerkmale des Lokalfunks
zwar ganz gut umrissen.

Aber:
Wie kann man daraus
eine Strategie für die Zukunft entwickeln?
Und:
Was bedeutet das für die Sender konkret?

Klar ist: Der Lokalfunk steht immens unter Druck.

Und das nicht nur,
weil eine Vielzahl neuer Kanäle, Streaming-Plattformen,
VoD-, Audio- oder Smart-TV-Angebote und Mediatheken
mit den klassischen linearen Programmen
um das Publikum konkurriert.

Sondern auch,
weil die Zeiten an sich herausfordernd sind:
Pandemie-Nachwirkungen,
der Angriffskrieg gegen die Ukraine
und Inflation
verändern die Erlösstrukturen lokaler Medien.
Reserven sind teilweise aufgebraucht.

Doch gerade die Pandemie hat es sehr deutlich gemacht:
Lokaler Rundfunk ist relevant.
Systemrelevant.

Relevant für die Berichterstattung vor Ort.
Relevant fürs nah dran sein an den Menschen.

Die Zeiten der immer neuen Rekord-Zahlen
sind dennoch leider vorbei –

da lässt sich nicht Drumherum reden.

Das hat etwas mit dem Ukraine-Krieg zu tun.
Dieses globale, weltpolitische Thema lässt sich nicht so leicht
aufs Lokale herunterbrechen.

Doch die sinkenden Zahlen haben auch etwas mit dem
verändernden Nutzungsverhalten der Menschen zu tun.

Deshalb lautet die zentrale Frage,
die auf diesen Lokalrundfunktagen im Mittelpunkt steht:

Wie können lokales Radio und lokales Fernsehen
in diesen Zeiten klug reagieren, um relevant zu bleiben?

Für mich steht fest:
Ein „weiter so“ funktioniert nicht mehr.

Weiter denken statt weiter so,
muss das Motto für die Zukunft lauten.

Konkret heißt das:
Ohne klare Strategie
wird es der Lokalfunk in der Zukunft schwer haben.
Und diese Zukunft ist vor allem digital.

Wie kann der Lokalfunk bewährte Stärken
noch sichtbarer machen?

Wie kann er sich in der digitalen Welt noch digitaler aufstellen?

Die Landeszentrale setzt alles daran:
Wir wollen mit langfristig ausgerichteten Strategien
für Audio und Bewegtbild die nötigen Weichen stellen.
Gemeinsam mit den lokalen Anbietern.

Wesentliche Fragen dabei lauten:

Im Hörfunk: Wie gelingt die Migration zu DAB+?
Das ist keine Frage des Ob, sondern des Wann.

Im Fernsehen ist aktuell
die Diskussion um die Lokal-TV-Förderung,
die zum 1. Januar 2025 neu aufgestellt werden muss,
das große Thema.

Wie muss die neue Bayerische Medienförderung konzipiert sein, damit Bürgerinnen und Bürger aller Altersgruppen weiter mit hochwertigem Lokalrundfunk versorgt werden können?

Aber auch Digitalisierung und Auffindbarkeit,
Wirtschaftlichkeit, Ausbildung und Recruiting,
Programmqualität und Kooperation
sind zentrale Punkte dieser Strategien.

Der Medienrat der Landeszentrale
wird sie bis Ende des Jahres verabschieden.
Verabschieden müssen, um rechtzeitig Klarheit zu schaffen.

Ziel ist es, gemeinsam zu einer guten Lösung zu kommen.

So haben wir einen breit angelegten Audiodialog geführt und
einen Runden Tisch einberufen.

Für das Lokalfernsehen wurde eine Zukunfts-AG eingerichtet.
Hinzu kommen viele Einzelgespräche und Besuche der Sender
vor Ort.

Um alle – und das ist wichtig –
alle Interessen berücksichtigen zu können.

Auch wenn das Spektrum der Interessen breit und
die Einschätzungen unterschiedlich sind.
Der Vielfältigkeit der Rundfunklandschaft in Bayern sei Dank…

Wir müssen einen Ausgleich
der verschiedenen Interessen finden!
Die Landeszentrale hat hier die Rolle des Vermittlers.

Doch ohne faire Diskussionen
und Kompromissbereitschaft wird es nicht gehen.

Weiter denken statt weiter so“, gilt hier ganz besonders.

Für lokales Radio und lokales Fernsehen gilt gleichermaßen:

Zentral ist in Zukunft
die zielgerichtete Verbreitung lokaler Inhalte
auf klassischen Wegen und neuen Plattformen.

Ein wichtiger Baustein dabei
könnte eine eigene Medienplattform
der lokalen TV-Anbieter in Bayern sein.

Ich freue mich sehr darauf, diese Idee heute Nachmittag
mit Herrn Staatsminister Dr. Florian Herrmann zu diskutieren!

Meine Überzeugung dabei ist:
Relevanz,
Auffindbarkeit
und digitale Verbreitung
sind lebenswichtig für lokale Inhalte.
Überlebenswichtig.

Natürlich unterstützt hier auch die Medienaufsicht.
Wenn es zum Beispiel
um die Auffindbarkeit von Radio im Auto oder
von Public Value auf dem Big Screen geht.
Eine Mammut-Aufgabe…

Auch im Bereich Vermarktung braucht
der lokale Rundfunk einen
technischen Innovationsschub.

Gelernte Vermarktungs-Strategien müssen
auf ihre Tauglichkeit in der digitalen Welt überprüft werden.

Um es noch einmal klar zu sagen:

Ich glaube daran,
dass lokale Inhalte auch und gerade in Zukunft relevant sind – wenn auch vermutlich in teils anderen Formaten.

Gerade weil ich an diese Zukunft von lokalem Rundfunk glaube,
braucht es mutige Schritte nach vorne.
Sich zu sehr auf das Bewährte zu verlassen, ist keine Lösung!

Ich bin überzeugt:
Lokale Anbieter können
selbstbewusst und optimistisch in die Zukunft schauen –
wenn sie bereit sind, sie auch aktiv gestalten zu wollen.

Wie relevant,
wie qualitativ hochwertig,
wie vielfältig
lokaler Rundfunk ist,
beweisen die Lokalrundfunktage,
allem voran die Verleihung der BLM-Preise,
jedes Jahr aufs Neue.

An dieser Stelle
ein großes Dankeschön
an all unsere Kooperationspartner und Sponsoren!

Und natürlich auch an die Stadt Nürnberg,
für die Möglichkeit auch heute Abend wieder
im Alten Rathaus zu feiern.
Sie alle machen die Lokalrundfunktage
zu dem, was sie sind!

Ihnen allen inspirierende und spannende Lokalrundfunktage!