Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,
sehr geehrter Herr Staatsminister Weimer,
liebe Gäste der MEDIENTAGE MÜNCHEN 2025,
Wie steht es im Jahr 2025 um die Meinungsfreiheit?
In Russland wird ein Like für einen regierungskritischen Post teilweise drakonisch sanktioniert.
In den USA, der einst stabilsten Demokratie, mischt sich die staatliche eingesetzte Medienaufsicht unmittelbar in die Programmgestaltung ein.
Und bei uns in Europa, in Deutschland? Können wir uns wirklich zufrieden zurücklehnen?
- Auch bei uns haben immer mehr das Gefühl, sich aus Angst vor Hass und Hetze nicht mehr frei äußern zu können.
- Auch bei uns wenden sich immer mehr von klassischen Medien ab, weil sie sich nicht repräsentiert, nicht verstanden fühlen.
- Und gerade bei uns steht der zur Ausgewogenheit verpflichtete öffentlich-rechtliche Rundfunk in der Kritik.
Und gleichzeitig immer häufiger die Frage:
Wie sollen sich verlässliche Medien in Zukunft noch finanzieren? Wo sie doch mehr denn je gebraucht werden für eine funktionierende Demokratie und eine stabile Gesellschaft?
Kurz: WTFuture? Das ist das durchaus selbstkritische Motto der diesjährigen 39. MEDIENTAGE MÜNCHEN, zu denen ich Sie alle sehr herzlich begrüße!
Besonders freut mich, dass sich der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Medienstaatsminister Dr. Wolfram Weimer dieser provokanten Frage stellen.
Die Eröffnung der MEDIENTAGE MÜNCHEN ist die beste Gelegenheit, wichtige Signale für den gesamten Medienstandort zu senden.
Und das liegt sicher auch daran, dass wir in einem ausverkauften House of Communication zu Gast bei Florian Haller und Serviceplan sein dürfen.
Das liegt auch an den vielen internationalen Gästen, Branchengrößen sowie Experten aus Politik und Wissenschaft. Die so zahlreich sind, dass ich Sie nicht alle begrüßen kann.
Die Eröffnung der Medientage zeigt aber vor allem den Stand der Diskussion – und deren Tonalität.
- Geschwurbel oder Klartext?
- Gejammer oder Lösungen?
- Nebulöse Absichten oder konkrete Entscheidungen?
Wenn ich auf die Speaker dieses Gipfels schaue, bin ich sicher:
Heute wird es klare Botschaften geben.
Allen voran vom Bayerischen Ministerpräsidenten und vom Staatsminister für Kultur und Medien.
Und die richtigen Botschaften sind wichtiger denn je. Das zeigt der Blick auf die Branche sehr deutlich.
Dazu drei aus meiner Sicht wesentliche Anmerkungen:
Erstens: WTFuture?! – of Freedom.
Demokratievertrauen ist kein Selbstläufer (mehr).
Es braucht eine informierte, keine aufgehetzte Öffentlichkeit.
Damit unabhängige Medien dazu ihren Beitrag leisten können, benötigen sie einen fairen Rechtsrahmen, ein radikales Level-Playing-Field.
Aber wie soll das gelingen, wenn die Rahmenbedingungen höchst unterschiedlich sind,
- wenn auch große, sehr profitable Plattformen sich hinter Haftungsprivilegien verstecken können,
- wenn die Medienaufsicht beim Rundfunk ganz genau hinschauen muss, die gleichen Angebote im nicht-linearen Bereich jedoch (fast) alles dürfen?
Hier müssen wir Weichen stellen – auch durch Regulierung.
Der neue „Digitale Medien-Staatsvertrag“, an dem die Länder gerade arbeiten, kommt hier sicherlich nicht zu früh.
Wir müssen uns JETZT für die Zukunft aufstellen:
- Wie die Verbindung von Freiheit und Verantwortung im digitalen Raum verankert wird.
- Wie wir die freie Meinungsbildung vor Hass schützen können.
- Und wie Leitplanken für eine chancenorientierte Nutzung von KI aussehen können.
Wie das erfolgen kann, diskutieren wir. Auf den MTM 2025.
Damit zum zweiten Punkt: WTFuture?! – of technology.
Künstliche Intelligenz ist in der Branche angekommen.
Wir reden über Wirkung, über Effizienz, über Ergebnisse von KI.
Natürlich auch hier auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN:
auf dem AI-Summit am Freitag, und auf vielen weiteren Panels.
Wir sehen zahlreiche Chancen dank KI:
Weniger Routine. Mehr Recherche.
Weniger Kosten. Mehr Qualität.
Aber können das gerade kleine Medienhäuser überhaupt stemmen?
Mit dem deutschlandweit einmaligen KI-Kompetenzzentrum Medien, kurz KI.M, gehen wir das in Bayern an.
- Bereits jetzt ist das KI.M Reallabor ein Ort für Use-Cases, Training, Tools.
- Das KI.M ist aber auch das Netzwerk für KI-Innovationen in den Medien.
Bei allem Enthusiasmus für KI – wir müssen genau hinschauen. Vor allem, wenn etablierte Geschäftsmodelle bedroht sind.
Gerade „Google AI-Overviews“ droht Medieninhalte zu verdrängen. Reichweite zu entziehen. Und wird damit auch zur Frage von Medienpluralität und Meinungsfreiheit.
Auch darüber werden wir in den nächsten drei Tagen sprechen – u.a. auf dem Europatag am Freitag.
Zu meinem dritten Thema: #WTFuture?! – of markets.
Die Nutzung verschiebt sich. Zu den globalen Plattformen.
- Die Erlöslogik kippt. Zugunsten der globalen Plattformen. Bereits die Hälfte alle Werbeerlöse geht an drei globale Konzerne.
Die klassischen Anbieter reagieren mit Konsolidierung:
- RTL ist dabei, Sky Deutschland zu übernehmen.
- Die Übernahme von ProSiebenSat.1 durch Media For Europe ist der größte Einschnitt seit der Kirch-Ära.
Aber sind Übernahmen die Lösung in der Transformation?
Oder sind sie nicht vielmehr ein Symptom dafür, dass das Geschäftsmodell aus dem Gleichgewicht geraten ist?
Klar ist: Sichtbarkeit ist Macht. Reichweite ist Währung. Heute entscheiden Plattformen über beides.
Plattformen, die haftungsprivilegiert sind und steueroptimiert agieren können.
Es ist richtig, dass sich die Bundesregierung damit beschäftigt. Mit einer Digitalabgabe einerseits, mit stringenter Haftung von Plattformen bei rechtswidrigen Inhalten andererseits.
Das sind Themen, sehr geehrter Herr Staatsminister Weimer, bei denen man schnell transatlantischen Gegenwind spürt.
Umso mehr freue ich mich auf Ihr Update, Herr Minister!
Ihre Themen sind für die gesamte Branche und damit für die Medientage 2025 extrem relevant.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zusammenfassen:
Freiheit. Technologie. Märkte.
Die drei zentralen Themen der Medienbranche.
Und ein Auftrag: WTFuture?!
Für mich ist das mehr als das Motto der MEDIENTAGE 2025.
Es ist ein Arbeitsprogramm. Für die Politik. Für Medienbranche. Im Dienste der Meinungsfreiheit.
Nutzen wir diese MEDIENTAGE! Weil Entscheidungen anstehen.
Mein Dank gilt zum Schluss denen, die diese MEDIENTAGE möglich machen:
Der Medien.Bayern – mit Stefan Sutor und seinem Team.
Unseren Partnern. Sponsoren. Ausstellern.
Noch einmal herzlich willkommen zu den MEDIENTAGEN 2025!
Ich freue mich, Sie alle bei vielen Gelegenheiten in den nächsten drei Tagen zu sehen – auf den Panels, in der Ausbildungs-Area, bei den vielen Side-Events.
Und natürlich auch bei der Nacht der Medien heute Abend.
Lassen Sie uns beginnen! Vielen Dank.