Ergebnisse der Funkanalyse Bayern Hörfunk 2021
Lassen Sie mich heute mit sehr erfreulichen Zahlen beginnen: Die Lokalradios in Bayern erreichen täglich fast 3 Millionen Menschen – das ist eines der wesentlichen Ergebnisse der neuen Funkanalyse Bayern 2021 Hörfunk. Sie wurde letzte Woche beim Lokalrundfunktag in Nürnberg vorgestellt. Gerne fasse ich kurz die wichtigsten Aussagen zusammen:
Mit diesem Ergebnis entwickeln sich die Lokalradios in Bayern gegen den allgemeinen Trend: die knapp drei Millionen (2,97) Menschen entsprechen 26,7 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren in Bayern. Das sind 30.000 Hörerinnen und Hörer mehr als im Vorjahr – und das, obwohl die Tagesreichweite für das Radiohören gesamt (83,4 Prozent) um einen Prozentpunkt zurückgegangen ist. Damit liegen die Lokalradios vor ANTENNE BAYERN (22,1 Prozent) und Bayern 3 (17,6 Prozent). Gesamt gesehen hat einzig Bayern 1 ein noch größeres Publikum (29,6 Prozent).
In der jüngeren Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind die Lokalradios jedoch die klare Nummer 1: Mit einer Tagesreichweite von Montag bis Freitag von 30,6 Prozent positionieren sie sich vor ANTENNE BAYERN (26,5 Prozent), Bayern 3 (20,5 Prozent) und Bayern 1 (16 Prozent).
Die große Herausforderung bleibt der zunehmende Wettbewerb im Audiomarkt. Auch wenn es auf den ersten Blick keinen negativen Corona-Effekt für das Lokalradio gibt, wird beim genaueren Hinsehen deutlich: Die Konkurrenz durch andere Audioangebote, allen voran durch Musik-Streamingdienste und Podcasts, wächst weiter. Gut ein Drittel (34 Prozent) der Bevölkerung ab 14 Jahren in Bayern hört täglich (auch) andere Audioangebote als Radio – ein Anstieg um mehr als zehn Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr, der vermutlich durch die Krise zusätzlich befeuert wurde.
Lokale Vielfalt zu bewahren und zu fördern – das ist DIE Aufgabe und DIE Chance auf einem immer ausdifferenzierteren Audio-Markt. Der Streaming-Konkurrenz mit geeigneten Angeboten und neuen Geschäftsmodellen [ggf. Hinweis TOP 11 – programmliche Kooperation RT1 in Schwaben] begegnen zu können, erfordert Kreativität, Kooperation und Kapital. Hier wird die BLM – gemeinsam mit ihren Töchtern – auch in Zukunft bestmöglich unterstützen. Ich bin überzeugt: Das lokale Radio ist gut aufgestellt und bleibt relevant – dank lokalem Spirit, gutem Content und dem besonderen Charme seiner Personalities.
DAB+ enorm im Aufwind
Bestens aufgestellt sind wir im Freistaat auch mit DAB+ – das belegen nicht zuletzt die neuen Zahlen der FAB 2021 Hörfunk. Die Landeszentrale hat alles getan, um – gemeinsam mit dem Freistaat und den Sendern – terrestrisches Digitalradio in Bayern voranzubringen. Seit dem Frühjahr diesen Jahres ist das DAB-Konzept der Landeszentrale nun voll umgesetzt: Alle UKW-Stationen sind auch über DAB+ zu empfangen.
Umso mehr freue ich mich, wie gut DAB+ bei den bayerischen Hörerinnen und Hörern ankommt. 42 Prozent der bayerischen Bevölkerung haben Zugang zu DAB+ - und mehr als ein Viertel schaltet im Schnitt täglich auch Digitalradio ein. Der Markterfolg von DAB+ zeigt, dass der bayerische Weg erfolgreich und zielführend ist. Knapp 10 Jahre nach dem Start von DAB+ ist der „Point of no return“ mehr als erreicht.
ma 2021 Audio
Die gestern erschienene ma 2021 Audio bestätigt die Trends aus der FAB 2021 Hörfunk: Demnach legt das Bayern Funkpaket, in dem vor allem die bayerischen Lokalprogramme vertreten sind, zu und erreicht an einem Durchschnittstag unter der Woche mehr als drei Millionen Hörerinnen und Hörer ab 14 Jahren. Das sind über 100.000 mehr als zuletzt.
Auch das im Bayern Funkpaket vertretene ego FM wird in Bayern mehr gehört. Zudem trägt auch die ROCK ANTENNE, die ihr Wachstum fortsetzt, wesentlich zum Erfolg des Bayern Funkpakets bei. Mehr als 800.000 Rockfans hören das Format aus Ismaning im Schnitt von Montag bis Freitag.
Es freut mich sehr, dass die Radio-Reichweiten in der Pandemie mehr als stabil geblieben sind. Doch es überrascht mich nicht: Radio ist in diesen Zeiten als vertrauter Begleiter durch den Alltag noch wichtiger geworden, zur Information, aber auch zur Unterhaltung und Ablenkung. Der Erfolg des Bayern Funkpakets bestätigt: Radio ist und bleibt
(system-)relevant. Das ist eine gute Überleitung…
Rückblick Lokalrundfunktag
Es war mir eine Freude, einige von Ihnen auch vor Ort in Nürnberg begrüßen zu können. Andere waren online dabei. Ein kurzer Rückblick auf den ersten hybriden Lokalrundfunktag:
Über Trends, Technologien und Produkte der Branche haben sich mehr als 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den lokalen Radio- und Fernsehstationen ausgetauscht.
Die Rückmeldungen waren sehr positiv: Vor Ort, im Großen Saal des Nürnberger Rathauses, war richtig zu spüren, wie sehr es die Teilnehmenden genossen haben, sich wieder einmal live zu begegnen.
Staatsminister Dr. Florian Herrmann hat gleich zu Beginn in seinem Grußwort betont: Unsere Sender hätten [Zitat] „einen unverzichtbaren Beitrag in der Pandemie geleistet [...] Kein Online-Gigant ersetzt ihre journalistische Arbeit vor Ort.“ Ich muss nicht betonen, wie gut diese Worte angekommen sind…
Wie innovativ auch unsere Sender sind, wurde am Nachmittag sehr deutlich.
Bei Plattformen denken die meisten bestimmt an Netflix, Spotify, Amazon & Co. Aber auch auf lokaler Ebene gibt es immer mehr Anbieter, die lokale Inhalte bündeln. So bietet PodYou, die neue Podcast-Plattform des Funkhauses Nürnberg, mehr Sichtbarkeit für lokale Podcasts. Das Today-Modell der Schweizer Mediengruppe CH Media baut auf die Reichweite lokaler Radio- und TV-Stationen auf, um die junge Generation zu erreichen. Und IMSÜDEN bündelt als Nachrichten- und Lifestyleportal der rt1.media group die lokalen Radio- & TV-Sender in Süddeutschland.
Ein großes Highlight des Lokalrundfunktags war natürlich wieder die Verleihung der BLM-Hörfunk- und Lokalfernsehpreise sowie des Galaxy Music Awards. Die ausgezeichneten Beiträge aus Lokalradio und Lokalfernsehen in Bayern beweisen jedes Jahr: Kreative und glaubwürdige Beiträge schaffen die so wichtige Nähe zum Publikum!
Studie Entwicklung des privaten Rundfunks
Schon im vergangenen Medienrat hatte ich darauf hingewiesen, dass unsere Studie zur Entwicklung des privaten Rundfunks am Lokalrundfunktag vorgestellt wird. Ich möchte die Gelegenheit heute dazu nutzen, Ihnen die Lektüre des Bandes ans Herz zu legen: Prof. Dr. Markus Behmer und seinem Team von der Universität Bamberg ist es damit gelungen, die erste wissenschaftlich fundierte Gesamtdarstellung zur Geschichte des lokalen Rundfunks in Bayern vorzulegen. Ein eindrucksvolles Werk, das hinten im Saal ausliegt. Bitte nehmen Sie sich ein Exemplar mit!
Das Besondere an der Studie: Herr Prof. Behmer, Frau Katzenberger sowie ihr Forschungs-Team an der Universität Bamberg haben methodisch nicht nur Dokumentenanalyse, Quellenstudium und Literaturschau angewandt. Es wurden vor allem auch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen geführt, von denen einige auch in Nürnberg vor Ort waren…
Mein Dank an dieser Stelle noch einmal dem Medienrat für die Unterstützung des Projekts – allen voran Herrn Prof. Dr. Manfred Treml für die Initiierung und Begleitung!
Hinweis KgH-Veranstaltung 22. Juli 2021
Hinweisen möchte ich Sie noch auf eine Online-Veranstaltung der BLM anlässlich des europaweiten Aktionstags für die Betroffenen von Hasskriminalität heute in einer Woche: Unser Motto „Wird Journalismus zur Mutprobe? Auswirkungen von Hass – im Netz und auf der Straße“ ist leider – nicht zuletzt aufgrund des schrecklichen Vorfalls in den Niederlanden – aktueller denn je.
Welche Folgen hat die zunehmende Gewalt für Medienschaffende? Welche Möglichkeiten hat die Polizei bei ihren Ermittlungen? Und wie können Journalistinnen und Journalisten besser geschützt werden?
Fragen wie diese werden wir am Donnerstagnachmittag, 22. Juli von 14 bis 15.30 Uhr diskutieren und dabei natürlich auch über die aktuellen Entwicklungen bei unserer Initiative „Justiz und Medien – konsequent gegen Hass“ sprechen. Wir freuen uns über ihre Anmeldung über unsere Website.