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Das Magazin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien

Demokratische Werte schützen – sichere
Teilhabe ermöglichen
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Demokratische Werte schützen – sichere Teilhabe ermöglichen

Medienkompetenz ist heute in aller Munde und wird als Schlüsselkompetenz für demokratische Gesellschaften im digitalen Zeitalter betrachtet. Aber so, wie sich im Laufe der Zeit die Bezeichnungen geändert haben, ändern sich auch die Herausforderungen für die Medienpädagogik durch den immer schnelleren Wandel der Medienwelt.
 

Text: Verena Weigand

Früher war Medienpädagogik eine klassische „Bindestrich-Pädagogik“, durchlief dann die Phasen der Medienerziehung, der Medienbildung und der Medienkompetenz bis hin zur Digitalkompetenz. Nun kommt vermutlich die KI-Kompetenz hinzu. Auch die Zielrichtung hat sich verändert. Noch in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sollten medienpädagogische Initiativen den Einzelnen vor allem dazu befähigen, Medien aktiv nutzen zu können, um seine Anliegen öffentlich zu artikulieren.

Typische „Lern- und Ausspielstationen“ dafür waren die offenen Kanäle. In Bayern boten die afk Aus- und Fortbildungskanäle eine Plattform dafür. Daneben existierte in Deutschland ein ausgeprägter Jugendmedienschutz mit einer Reihe von Institutionen und Behörden, die schädliche Inhalte von Kindern und Jugendlichen fernhalten sollten.

World Wide Web ändert die medienpädagogische Perspektive

Der große Bruch kam mit dem Internet. Zum einen konnte der Jugendschutz keine flächendeckend umgesetzten Maßnahmen im World Wide Web mehr garantieren. Zum anderen wurde es immer einfacher für jeden, sich ohne Workshops oder Anleitungen öffentlich im Netz zu äußern.

Damit gingen Verschiebungen der medienpädagogischen Perspektive einher. Diese Verschiebungen lassen sich auch in den Aktivitäten der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) auf diesem Gebiet nachzeichnen. Im Jahr 1991 wurde ganz im Sinne der aktiven Medienarbeit das Programm „In eigener Regie“ aufgesetzt. Es war in Deutschland einzigartig und ermöglichte Jugendlichen in ganz Bayern, durch finanzielle Förderung und fachliche Betreuung eigene Video- oder Audiobeiträge zu erstellen.

Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt, im Jahr 1994, wurde das Forum Medienpädagogik der BLM ins Leben gerufen. Es bietet bis heute für alle Institutionen in Bayern, die sich mit diesem Thema beschäftigen, eine Plattform für den fachlichen Austausch. Eine große öffentliche Fachtagung des Forums, die viel Zuspruch findet, widmet sich jedes Jahr einem aktuellen Schwerpunktthema.

1996 wurde der Verein „Programmberatung für Eltern“ gegründet, der von da an den Flimmo herausgab. Eltern wünschten sich damals eine pädagogisch fundierte Bewertung von Fernsehsendungen. Das Ampelprinzip des Flimmo bietet seit einigen Jahren eine einfache und anschauliche Lösung. Flimmo ist noch heute das größte medienpädagogische Projekt der Landesmedienanstalten, hat sich aber über die Jahre hinweg stark den Veränderungen in der digitalen Welt angepasst, sowohl in den Inhalten als auch im Online-Auftritt. Den heutigen „Elternratgeber für TV, Streaming und YouTube“ gibt es inzwischen nur noch online.

Medienführerschein Bayern eine Erfolgsgeschichte

Ein deutliches Zeichen zur Stärkung der Medienkompetenz setzten Medienrat, Verwaltungsrat und Präsident mit der Durchsetzung und Gründung der Stiftung Medienpädagogik Bayern im Jahr 2008. Ein klares Signal für die Verstetigung dieser Aufgabe der Landeszentrale, die im Bayerischen Mediengesetz verankert ist.

Ein Glücksfall war das zeitliche Zusammentreffen mit der Ankündigung des damaligen Staatskanzleichefs, einen Medienführerschein Bayern einzuführen. Die Stiftung wurde ausgewählt, den Medienführerschein zu entwickeln und herauszugeben. Es schloss sich eine nun bereits siebzehnjährige Erfolgsgeschichte an, die der Präsident der BLM als Vorsitzender des Stiftungsrats eng begleitet. 1,8 Miilionen Medienführerschein-Urkunden sind mittlerweile verliehen worden.

Mit dem zweiten großen Projekt der Stiftung, dem Referentennetzwerk Bayern gelang es, in ganz Bayern Informationsveranstaltungen für Eltern und Erziehende anzubieten, die regelmäßig schon zum Anfang des Jahres ausgebucht sind.

Sowohl die medienpädagogischen Aktivitäten im Bereich „Medienkompetenz und Jugendschutz“ als auch die Projekte der „Stiftung Medienpädagogik Bayern“ zielen auf eine selbstbestimmte und verantwortungsbewusste Mediennutzung. Sie sind breitenwirksam, sichtbar, effizient und möglichst passgenau auf die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten. Um junge Menschen im Netz auf Augenhöhe zu erreichen, ist im vergangenen Jahr beispielsweise das Projekt „jung.engagiert.online“ gemeinsam mit dem JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und dem Bayerischen Jugendring (BJR) aus der Taufe gehoben worden. Zu den drei unterschiedlichen Modulen gehört auch die TikTok-Redaktion „Riskantik“, in der junge Erwachsene redaktionelle Inhalte für Social Media erstellen.

Prävention, um positive Seiten der Digitalisierung nutzen zu können

Die BLM und ihre Stiftung reagieren mit ihren medienpädagogischen Ideen und Projekten auf die neuen und immer schnelleren Entwicklungen. So ist das Thema Fake News immer stärker in den Blick geraten, auch im Zusammenhang mit unseren demokratischen Werten. Wie kann darauf hingewirkt werden, dass Nutzer und Nutzerinnen von Plattformen, Formen oder Chatrooms Wahres von Falschem oder Gefälschtem unterscheiden können? 

Hier kommt auch zunehmend die Künstliche Intelligenz mit ins Spiel, die aufgrund ihres inzwischen hohen technischen Standards Deep Fakes ermöglicht, die sogar Fachleute nicht immer sicher einordnen können. Bei diesen Themen rückt zwar der Präventionscharakter der Medienpädagogik in den Vordergrund. Nur so können wir es schaffen, allen Altersgruppen eine möglichst sichere Teilhabe an der Digitalisierung zu ermöglichen. 

Bild Verena Weigand
Verena Weigand ist stellvertretende Vorsitzende der Stiftung Medienpädagogik Bayern. Zuvor war sie Bereichsleiterin Jugendschutz und Medienkompetenz in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien
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