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Das Magazin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien

Auf die richtige Nutzung kommt es an
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Auf die richtige Nutzung kommt es an

Souverän und selbstbestimmt mit digitalen Medien umzugehen, sie adäquat und verantwortungsbewusst zu nutzen, wird immer wichtiger. In Bayern existiert inzwischen ein großes Spektrum von Angeboten zur Förderung von Medienkompetenz.

Text Verena Weigand

„Darf ich meinen Lieblingssong nachsingen und diese Cover-Version online hochladen?“ – „Ich denke schon, oder? Zumindest machen das echt viele auf YouTube.“ Aber eigentlich ist sich Anna, 12 Jahre, nicht ganz sicher, was man im Netz darf und was nicht. Ähnlich geht es vielen Schülerinnen und Schülern aus ihrer Klasse, die sich gerade mit der Unterrichtseinheit des Medienführerscheins Bayern (siehe Info-Kasten) zum Thema Urheberrecht beschäftigen.

Junge Menschen sind technisch gesehen im Umgang mit Medien topfit. Aber es sind viele Fragen offen, wenn es darum geht, Medien auch verantwortungsbewusst zu nutzen. „Mehr Medienkompetenz im Bildungsbereich!“ oder „Medienkompetenz als vierte Kernkompetenz neben Lesen, Schreiben und Rechnen!“, lauten die Rufe aus Politik und Öffentlichkeit, die immer lauter werden. Das ist kaum verwunderlich, denn die Digitalisierung ist im Begriff, nahezu alle Lebensbereiche zu durchdringen.

Viele Bildungseinrichtungen wollen auf diese Entwicklungen reagieren und das Thema Medienkompetenz angehen. Vor der geforderten zügigen Umsetzung sollte aber die Frage beantwortet werden, was Medienkompetenz überhaupt bedeutet. Es geht nämlich nicht nur darum, moderne technische Geräte bedienen zu können. Gefragt sind grundlegende Fähigkeiten: ein tieferes Verständnis für Machart und Funktion der Medien zu entwickeln und Medienangebote selbstbestimmt und verantwortungsvoll zu nutzen.

Konzepte für viele Zielgruppen

Nur wer weiß, welche Geschäftsmodelle Social-Media-Angeboten zugrunde liegen, ist auch fähig, die Chancen und Risiken solcher Angebote zu erkennen und sie entsprechend vorausschauend zu nutzen. Nun interessiert sich aber nicht jeder für Social-Media-Angebote. Ältere Menschen möchten vielleicht lieber wissen, wie man online eine Reise bucht oder im Internet sicher einkauft. Das zeigt: Medienkompetent zu sein, kann in jedem Alter und in jeder Situation etwas anderes bedeuten. Für die Entwicklung medienpädagogischer Maßnahmen heißt das, dass unterschiedliche Herangehensweisen erforderlich sind, die auf die Bedarfe, Interessen und Themen der jeweiligen Zielgruppe eingehen. Nicht umsonst gibt es die oben erwähnte Unterrichtseinheit des Medienführerscheins Bayern zum Thema Urheberrecht in vier Varianten: für die 3. und 4., die 6. und 7., die 8. und 9. Jahrgangsstufe sowie für Berufliche Schulen. Der Grund liegt auf der Hand: Ein Achtjähriger kann nachvollziehen, dass man die Erlebnisgeschichte eines Mitschülers nicht einfach abschreiben und als eigene ausgeben darf, weil das unfair wäre. Auszubildende sollten dagegen wissen, ob und wie man fremde Inhalte in einer Präsentation nutzen kann und welche gesetzlichen Bestimmungen es dazu gibt.

Angebote wie der Medienführerschein Bayern vermitteln Schülerinnen und Schülern reflexive Medienkompetenz und regen sie dazu an, Medien auch kritisch zu hinterfragen. Das muss nicht nur im Unterricht passieren. Einen Einstieg zur Reflexion können auch praktische Erfahrungen in der aktiven Medienarbeit bieten. Bei dem Projekt Schulradio Bayern der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) können Schülerinnen und Schüler beispielsweise selbst Hörfunksendungen machen. Schulradioredaktionen erlernen die Grundlagen des Hörfunkjournalismus, indem sie eigene Beiträge und Sendungen produzieren und im Internet veröffentlichen – wie echte Profis.

Reflexion und praktische Tipps

Bei der Medienkompetenzvermittlung für Erwachsene liegt der Fokus häufig darauf, wie sie Kinder im Umgang mit Medien unterstützen und begleiten können. Dafür müssen sich Eltern mit neuen Medien auseinandersetzen und sich Wissen darüber aneignen, um ihre Kinder für einen verantwortungsbewussten Umgang sensibilisieren zu können. Bei den Elternabenden des Medienpädagogischen Referentennetzwerks Bayern (siehe Info-Kasten) geht es beispielsweise darum, Eltern und Erziehenden medienpädagogisches Hintergrundwissen und praktische Tipps für den Erziehungsalltag mitzugeben. Dazu gehört auch mal, Eltern zu erklären, wie Snapchat oder Musically funktionieren – das kann man sich bei Anna und ihren Klassenkameraden im Zweifel sparen.

Wer keinen Elternabend besuchen kann, dem steht ein breites Angebot an medienpädagogischen Informationsmaterialien zur Verfügung. Bei der BLM können online kostenlos Broschüren bestellt werden. Das Angebot wird dabei ständig aktualisiert und erweitert, um auf die raschen Veränderungen in der Medienlandschaft sowie auf die Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen einzugehen. Speziell zum Thema Fernsehen gibt es zum Beispiel FLIMMO, einen Programmratgeber für Eltern. Er liefert Erziehenden konkrete Vorschläge, welche Sendungen für Kinder geeignet sind, und gibt ihnen Tipps zur Fernseherziehung. Damit sich auch Kinder spielerisch Wissen zu Medienthemen aneignen, hat die BLM die Kinderbeilage „Dein FLIMMO“ entwickelt, die in Bayern an den Programmratgeber gekoppelt ist. Damit bietet „FLIMMO/Dein FLIMMO“ Gesprächsanlässe zu Medienthemen für den Alltag in Familien.

Medienpädagogische Tagungen

Auch Lehrkräfte, pädagogisch Tätige sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sind eine wichtige Zielgruppe. Der Schwerpunkt liegt hier auf Fachtagungen und Workshops im Rahmen von Aus- und Fortbildung. Medienthemen ändern sich innerhalb kurzer Zeit. Es ist daher wichtig, laufende Entwicklungen zu verfolgen und sich auch mit Kolleginnen und Kollegen über mögliche Maßnahmen auszutauschen. Deshalb organisiert die BLM jährlich Fachtagungen. In den vergangenen Jahren konnten sich pädagogisch Tätige, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der freien Jugend- und Sozialarbeit, Medienschaffende und andere Interessierte über aktuelle Trends in den Themenbereichen Cybermobbing, Werbung, digitale Spiele und Fernsehen schlau machen.

Der Fokus bei der „Fortbildung Medienkompetenz für angehende Erzieherinnen und Erzieher“ liegt dagegen auf der Befähigung von pädagogisch Tätigen, Medienpädagogik auch im Alltag von Kindertagesstätten praktisch umzusetzen. Das Spektrum der Möglichkeiten ist groß: mit Kindern eine eigene Radiosendung produzieren oder selbst Computerspiele programmieren. Studierende erhalten Anregungen, wie und welche Medienprojekte schon mit kleinen Kindern durchgeführt werden können. Die Fortbildung wird von der BLM jedes Jahr an einer anderen Fachakademie für Sozial- und Heilpädagogik in Bayern veranstaltet.

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Hohe Broschüren-Bestellzahlen, positives Feedback, ausgebuchte Veranstaltungen – all das zeigt, dass das medienpädagogische Engagement der BLM und der von ihr gegründeten Stiftung Medienpädagogik Bayern Früchte trägt. Die Projekte kommen in der Praxis an und sind stark gefragt. Das ist letztlich auch der Art zu verdanken, wie die Projekte entwickelt werden: Workshops und Pilotphasen mit Vertreterinnen und Vertretern der jeweiligen Zielgruppe garantieren Qualität, durch Evaluierungsmaßnahmen und kontinuierliche Aktualisierungen werden die Angebote laufend angepasst.

Für die Zukunft gilt es, an den Themen weiterzuarbeiten, aktuelle Entwicklungen und Tendenzen aufzugreifen und entsprechend in die bestehenden medienpädagogischen Aktivitäten zu integrieren – oder bei Bedarf neue Angebote zu schaffen. Nicht zuletzt wird in medienpädagogischen Fachkreisen zunehmend die Notwendigkeit gesehen, sich mit den Folgen der Digitalisierung für die Gesellschaft zu befassen und an bestimmten Stellen medienpolitisch Stellung zu beziehen.

Stiftung Medienpädagogik Bayern

Die Stiftung Medienpädagogik Bayern wurde 2008 von der Bayerischen Landeszentrale für neuen Medien (BLM) gegründet. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Medienkompetenz bayernweit zu fördern. Der Medienführerschein Bayern bietet für verschiedene Altersstufen kostenlose Materialien zur Stärkung von Medienkompetenz. Mit dem Medienpädagogischen Referentennetzwerk Bayern unterstützt die Stiftung Eltern und pädagogisch Tätige bei der Medienerziehung.

www.stiftung-medienpaedagogik-bayern.de
www.medienführerschein.bayern.de


Grafik: iStock.com / RyanKing999 (2)
Porträt Verena Weigand: BLM


 

Bild Verena Weigand
Verena Weigand leitet in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien den Bereich Medienkompetenz und Jugendschutz. Sie ist unter anderem stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Medienpädagogik Bayern.
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