Vincent F. Hendricks, Mads Vestergaard
Postfaktisch
Kai Blessing Verlag, München 2018
Die beiden dänischen Philosophen Hendricks und Vestergaard analysieren das Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie, in dem Demokratien durch Fake News, Lügen, Propaganda und Verschwörungstheorien bedroht sind. Sie beleuchten postfaktische Zustände, in denen politisch opportune, aber faktisch irreführende Narrative statt Fakten als Grundlage für die politische Debatte, Meinungsbildung und Gesetzgebung dienen.
Bernhard Pörksen
Die große Gereiztheit
Carl Hanser Verlag, 3. Auflage, München 2019
Im Mittelpunkt des Buches stehen Effekte der digitalen Netzwerkgesellschaft, welche den Charakter von Öffentlichkeit verändern und zu einer „Empörungsdemokratie“ führen können. Dagegen setzt der Tübinger Medienwissenschaftler Pörksen seine „konkrete Utopie der redaktionellen Gesellschaft“ und fordert einen „dialogischen Journalismus“.
Adrian Lobe
Speichern und Strafen
Verlag C.H.Beck, München 2019
Adrian Lobe warnt vor unseren Datenspuren der Digitaltechnik, die Nutzerinnen und Nutzer schließlich in ein „Datengefängnis“ führen könnten, in dem Algorithmen unsere Freiheit begrenzen. Die gefährlichen Konsequenzen seien ein „Techno-Autoritarismus“ und digitaler Überwachungskapitalismus, fürchtet der Journalist und Buchautor.
Sarah Spiekermann
Digitale Ethik
Droemer Verlag, München 2019
„Fortschritt braucht Weisheit und Mut – Maschinen fehlt beides“, sagt Sarah Spiekermann. Die Professorin für Wirtschaftsinformatik und Gesellschaft der Wirtschaftsuniversität Wien ruft dazu auf, die Digitalisierung so einzusetzen, dass der Begriff Wertschöpfung nicht ökonomisch, sondern normativ zugunsten von Werten wie Zufriedenheit, Gemeinschaft und Wissen gedeutet wird.
Siegfried Weischenberg
Medienkrise und Medienkrieg
Springer Fachmedien, Wiesbaden 2018
Angesichts der wachsenden Bedeutung von Social Media und einer Krise des Journalismus beschreibt Siegfried Weischenberg, warum eine demokratische Gesellschaft weiterhin auf Journalismus angewiesen ist. Der emeritierte Journalistik-Professor plädiert für weniger ökonomische Zwänge und fordert im Zeitalter „toxischer Rhetorik“ mehr Medienethik und publizistische Qualität.
Landesanstalt für Medien NRW (Hrsg.)
Was ist Desinformation?
Düsseldorf 2020
In dem knapp sechzig Seiten umfassenden Sammelband finden sich sechs Aufsätze über Definitionen und Folgen von Desinformation, über Optionen für Medienpolitik und -aufsicht. Dazu äußern sich Wissenschaftler und Experten von Hochschulen in Amsterdam, Mannheim, Konstanz, Budapest und Köln sowie der Stiftung Neue Verantwortung.
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Tipp der Tendenz-Redaktion
Am Scheideweg
Ingrid Brodnig: Übermacht im Netz. Warum wir für ein gerechtes Internet kämpfen müssen. Christian Brandstätter Verlag. Wien 2019.
Die Digitalisierung verursacht gesellschaftliche Nebeneffekte wie Online-Monopole, Datenschutzrisiken oder Autonomieverlust. Das hat Auswirkungen auf Arbeitswelt, Privatsphäre, Verbraucherschutz und politische Entscheidungsprozesse. Ingrid Brodnig entwickelt deshalb Vorschläge für mehr Fairness und Chancengleichheit.
Wir müssten uns die Frage stellen, „ob das Internet in seiner jetzigen Form und mit den aktuell vorherrschenden Geschäftsmodellen genügend für uns alle abwirft“, formuliert die österreichische Journalistin Ingrid Brodnig den Ausgangspunkt ihrer Überlegungen. Angesichts der Übermacht ökonomischer Interessen gehe es nun darum, „das Netz zurückzuerobern“. Ziel müsse es sein, dass von der Digitalisierung möglichst viele profitieren. „Wir stehen derzeit am Scheideweg“, warnt die Autorin. Deshalb setzt sie sich für Transparenz und Datenschutz ein, fordert mehr Wettbewerb und Marktaufsicht, mehr Vielfalt statt der Online-Oligopole und plädiert für „öffentlich-rechtliche Diskussionsräume“. Ingrid Brodnig macht konkrete Vorschlägen für ein „gerechtes Internet“, das „nach demokratischen Werten“ weitergeformt werden müsse.
Foto: pip/photocase.com
Buchcover von den Verlagen