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Grußwort von BLM-Präsident Siegfried Schneider zur 15. Interdisziplinären Tagung am Freitag, 29.11.2019 - Meinung Netz Diskurs – Meinungsbildung im Netz

29.11.2019 | P&R 2019

Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Trautner,
Sehr geehrter Herr Prof. Fischer,
sehr geehrte Referentinnen und Referenten,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich möchte Sie alle herzlich zur heutigen Interdisziplinären Tagung mit dem spannenden Thema „Meinungsbildung im Netz“ begrüßen. Als Gastgeber haben das JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und die Bayerische Landes­zentrale für neue Medien (BLM) in bewährter Weise kooperiert. Auch dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gilt unser Dank für die Förderung der Veranstaltung.

Die Interdisziplinäre Fachtagung findet bereits zum 15. Mal in der Landeszentrale statt. Ihr Grundgedanke, sich mit dem Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in mediatisierten Lebenswelten aus der Sicht verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen auseinander­zusetzen, hat sich bewährt und steht auch dieses Jahr im Fokus. Dieses Jahr geht es in der Fachtagung um ein kontrovers diskutiertes und hochaktuelles Thema. Es lautet: „Meinung Netz Diskurs – Meinungsbildung im Netz“.

Kinder und Jugendliche haben heute über das Smartphone und andere mobile Geräte rund um die Uhr Zugang zu Medienangeboten im Netz und nutzen zunehmend auch soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram oder Videoplattformen wie YouTube oder TikTok zur Information. Dieser niedrigschwellige Zugang zu Informationen und Diskussionen im Internet birgt zugleich Chancen als auch Risiken für die Meinungs­bildung. An Online-Diskursen kann sich jeder Nutzer – gleich welchen Alters - in vielfältiger Form beteiligen, mit Texten, Bildern, Videos oder auch GIFs. Darin liegen die Chancen von Meinungsäußerung und Meinungs­bildung im Netz. Doch was passiert, wenn sich schon Heranwachsende in bestimmten Gruppen bewegen, also nur diejenigen Informationen suchen und finden, die ihre eigene Meinung stützen, weil sie z.B. bei Facebook auf dem Newsfeed hauptsächlich das sehen, was ihre „Freunde“ teilen und posten.

Gerade für Heranwachsende ist das Internet mittlerweile zum wichtigsten Infor­ma­tionsmedium geworden und damit auch wesentlich für die politische Meinungsbildung.

73,4 Prozent der 14- bis 29-Jährigen geben das Internet laut der aktuellen Medienge­wichtungsstudie der Medienanstalten als wichtigstes Informationsmedium an vor der Tageszeitung mit 9,5 und dem Fernsehen mit 8,5 Prozent. Insbesondere Intermediäre, also soziale Netzwerke, Messengerdienste, Videoportale und Suchmaschinen, haben eine zentrale Bedeutung. Bei der informierenden Nutzung der 14- bis 29-Jährigen liegt Google mit 41,1% Tagesreichweite an der Spitze, gefolgt von Facebook, YouTube und Instagram. Welche Reichweite ein einziges, zielgruppengerecht gestaltetes Video erzielen kann, hat jüngst erst der YouTuber Rezo gezeigt.

Politische Meinungsbildung erfolgt heute gerade bei den Jüngeren zum großen Teil im und über das Netz. Diese Verlagerung der Meinungsmacht hat auch die Art und Weise der politischen Kommunikation verändert – das sollte bei der Vermittlung politischer Bildung berücksichtigt werden. Dabei gilt die Maxime: Meinungsfreiheit und Menschen­würde sind nicht verhandelbare Werte und müssen geschützt werden!

Leider scheinen das nicht alle so zu sehen. Einige nutzen das Internet und vor allem auch soziale Netzwerke als Ort für Stimmungsmache und hasserfüllte Beschimpfungen, und das auch gern unter dem Deckmäntelchen der Meinungsfreiheit. Mit der gemeinsamen Initiative „Justiz und Medien – konsequent gegen Hass“ wollen das Bayerische Justiz­ministerium und die Landeszentrale dazu beitragen, die demokratische Diskussionskultur im Netz zu stärken und Hassrede wirksamer zu bekämpfen. Medienunternehmen können in einem einfachen Verfahren nun leichter Strafanzeige wegen volksver­hetzender Kommentare und anderer strafbarer Inhalte wie Bedrohungen oder Hate Speech auf den von ihnen betriebenen Plattformen erstatten.

Die Frage ist doch, wer künftig die Spielregeln für einen Netzdiskurs festsetzt, der im Ton in den letzten Jahren immer härter geworden ist. Das sollten wir nicht den Global Playern aus dem Silicon Valley oder China überlassen. Um entsprechende Spielregeln für die Sicherung der Meinungsvielfalt zu finden, ist es notwendig, einen Einblick in die Meinungs­bildungspro­zesse zu gewinnen. Die Fachtagung heute bietet dazu Gelegenheit: aus politischer, recht­licher, philosophischer und medienpädagogisch orientierter Perspektive. Diese medienpä­dagogische Perspektive in Forschung und Praxis nimmt das JFF übrigens nun seit 70 Jahren ein. Grund genug, die Arbeit des Instituts zum Abschluss der Tagung zu würdigen.

In diesem Sinne wünsche ich ein gutes Gelingen und übergebe das Wort nun an Frau Staatssekretärin Trautner.