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Grußwort von BLM-Präsident Siegfried Schneider zur Eröffnung der Lokalrundfunktage am 4. Juli 2017

04.07.2017 | P&R 2017
-Es gilt das gesprochene Wort!-
 
 
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
 
herzlich willkommen zu den 25. Lokalrundfunktagen. Seit einem Vierteljahrhundert gibt es diese Veranstaltung mittlerweile. Sie 1992 ins Leben zu rufen, war die vielleicht beste Idee, die die BLM im Bereich Veranstaltungen je hatte.Die Lokalrundfunktage sind in ihrer Art nach wie vor einmalig, denn sie waren immer beides: Ausgangspunkt für neue, innovative Impulse im Hinblick auf Programm, Technik und Marketing für den lokalen Rundfunk und ein großes Familientreffen. Vom Charakter sehr bayerisch/fränkisch einerseits – das ist aus meiner Sicht kein Widerspruch - und gleichzeitig seit vielen Jahren konsequent europäisch/international. Das ist auch in diesem Jubiläumsjahr wieder an den Referenten abzulesen: Wir können internationale Podiumsgäste aus Österreich, der Schweiz, Frankreich und den USA begrüßen. Ihnen und den anderen mehr als 50 Referenten an dieser Stelle ein herzliches Willkommen.
 
Die Integration der „Local Web Conference“ macht m.E. sehr viel Sinn, da die lokalen Rundfunkanbieter wie alle Medienunternehmen heute vor der Herausforderung stehen, sich mit ihren Inhalten in der digitalen Informationsflut behaupten zu müssen und ihr Publikum zielgenau in den jeweiligen Nutzungssituationen zu bedienen. – Wir wollen zum 25. Geburtstag der Lokalrundfunktage bewusst nicht zurückblicken, sondern uns auf die Zukunft konzentrieren. Deshalb haben wir gestern ein sogenanntes „Volocamp“ organisiert, in dem sich die Volontäre der Lokalstationen einerseits Gedanken gemacht haben über die Zukunft des lokalen Rundfunks und gleichzeitig Einspieler für die heutige Eröffnung produziert haben – Erfolgreiche Lokalrundfunktage werden erst möglich durch unsere zahlreichen Partner und Sponsoren. Ihnen gehört an dieser Stelle mein besonderer Gruß und Dank.
 
Inhaltlich liegt ein Schwerpunkt dieser Lokalrundfunktage auf dem neuen Zauberwort „Daten“. Wie mache ich mein Programm besser? Wie erreiche ich noch mehr Zuschauer? Diese Fragen stellen sich Medienmacher und -verantwortliche täglich. Wie Daten richtig genutzt zur Verbesserung des Programms beitragen können, wird uns u.a. Joel Sucherman, Director for Digital Products beim amerikanischen Sendernetzwerk National Public Radio (NPR) in seiner Keynote im Anschluss an diese Eröffnung vermitteln.

Zusätzlich wird es in zwei weiteren Workshops heute Nachmittag und morgen Vormittag um die Nutzung von Daten gehen. Und dieses Thema wird uns zweifellos weiterhin beschäftigen. Es gibt einen konkreten Vorschlag der Bayerischen Lokalradio Werbung (BLW), wie die Sender Daten über ihre Nutzer gewinnen, analysieren und verwerten können, mit dem wir uns in den kommenden Wochen intensiv auseinander­setzen sollten.
 
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
 
die Ergebnisse der FAB, die gleich im Anschluss von Kantar TNS vorgestellt werden, belegen, dass sich der lokale Rundfunk trotz eines weiter zunehmenden Wettbewerbs erfolgreich behauptet. Dennoch liegen eine Reihe von sehr ernst zu nehmenden Herausforderungen vor uns. Im Hörfunk ist das vor allem der bevor­stehende Verkauf der UKW-Sendeanlagen durch die Media Broadcast. Wie Sie wissen, hat die Media Broadcast Mitte Februar bekannt gegeben, dass sie sich von allen UKW-Anlagen in Deutschland bis 30.6.2018 trennen will, d.h. bis dahin muss der UKW-Sendebetrieb in ganz Deutschland und damit auch in Bayern neu organisiert werden.In der ersten Phase des Verkaufsprozesses konnten die heutigen UKW-Kunden bis Ende Mai Angebote für die von Ihnen genutzten Sendeanlagen abgeben. In Bayern ist die BMT der einzige Kunde und hat fristgerecht ein Angebot eingereicht. Auch wenn wir in DAB+ die Zukunft des terrestrischen Rundfunks sehen, müssen wir für die nächsten Jahre die heutige UKW-Senderstruktur sichern. UKW wird auch in den kommenden Jahren die Basis des wirtschaftlichen Erfolgs für die privaten Hörfunk-Anbieter in Bayern bleiben. Weitere Ziele sind, angemessene Preise und einen unterbrechungsfreien Betrieb sicherzustellen. Dem Angebot der BMT sind intensive Gespräche, u.a. mit den Verbandsvertretern der bayerischen Hörfunkanbieter vorausgegangen. Eine entscheidende Bedingung für die BMT ist, dass die Anbieter bereit sind, mit ihr für den UKW-Sendernetzbetrieb Verträge über fünf Jahre abzuschließen.
 
Die erste Verhandlungsrunde mit der Media Broadcast hat bereits stattgefunden. Beide Seiten sind bemüht, eine akzeptable Lösung zu finden. Aber die Verhandlungen können auch scheitern. In einem solchen Fall würde die Media Broadcast in einer zweiten Phase die Sendeanlagen in einer Auktion europaweit versteigern. Mehr lässt sich im Augenblick dazu nicht sagen. Klar ist, dass wir uns in den kommenden Wochen auf weitere schwierige Verhandlungen einstellen müssen.
 
In dieser Situation ist es erfreulich, dass laut aktueller FAB mittlerweile 20 Prozent der Personen ab 14 Jahren in Bayern über ein Digitalradio-Gerät verfügen, ein Wert, der sich seit dem vergangenen Jahr annähernd verdoppelt hat.
Von der Entscheidung der Gremienvorsitzenden-Konferenz (GVK) der Medienanstalten zum Plattformbetrieb für den zweiten bundesweiten DAB-Multiplex kann ein weiterer wichtiger Impuls ausgehen. Den Zuschlag hat die Antenne Deutschland GmbH & Co. KG erhalten, zu der sich die beiden Partner Absolut Digital und Media Broadcast zusammengeschlossen haben.
 
Die Kooperationsvereinbarung zwischen dem Bayerischen Rundfunk und der BLM über die Verbreitung von DAB-Programmen ist in Umsetzung. Das könnte Beispiel gebend sein für die Zusammenarbeit zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und der privaten Seite bei der Entwicklung von DAB+ auch in anderen Ländern. Wesentliches Ergebnis der Vereinbarung ist, dass in den regionalen DAB-Netzen des BR je nach Region zwischen 2 und 10 private Hörfunkprogramme neben den Programmen des BR aus­gestrahlt werden. Immer dort, wo die Netzstrukturen strukturell gleich sind, werden wir zusammenarbeiten. Durch diese Kooperation wird den privaten Hörfunkanbietern eine sehr gute Netzqualität zu einem vertretbaren Preis angeboten.
 
Im April haben wir alle lokalen UKW-Hörfunkanbieter in den Regierungsbezirken Mittelfranken, Oberfranken und Unterfranken befragt, ob sie ab dem 3. Quartal 2017 simulcast auch in DAB+ ausgestrahlt werden wollen. Dem haben ausnahmslos alle Anbieter zugestimmt. Die ersten sechs Programme werden heute starten. Auf die wenigen verbliebenen freien Kapazitäten haben wir deutlich mehr Bewerbungen erhalten, als Kapazitäten zur Verfügung stehen. Auch das ist ein eindeutiger Beleg dafür, dass inzwischen viele private Anbieter an einen Erfolg von DAB+ glauben. Unser Ziel ist, bis Ende 2018 alle lokalen privaten UKW-Angebote in Bayern auch in DAB+ den bayerischen Radiohörern anbieten zu können. In einem gewissen Umfang besteht dazu die Möglichkeit zur Verbreitung neuer lokaler/regionaler und landesweiter Programme. Äußerst positiv ist, dass der Bayerische Landtag zunächst für den Doppelhaushalt 2017/18 eine Förderung der Digitalisierung der privaten Hörfunkprogramme in Bayern beschlossen hat. Demnach soll diese Förderung im Jahr 2017 500 Tsd. Euro betragen, im Jahr 2018 1 Mio. Euro.
 
Das sind wichtige Wegmarken für die weitere Entwicklung des digitalen Hörfunks in Deutschland. An DAB+ führt aus meiner Sicht kein Weg mehr vorbei. Es wäre wichtig, dass dem auch die deutschen Automobilhersteller Rechnung tragen und in ihren Modellen DAB-Auto­radios als Standard anbieten und nicht wie heute nur optional mit zum Teil hohen Aufpreisen.
 
Lassen Sie mich zum lokalen Fernsehen kommen. Technisch geht es hier darum, noch in diesem Jahr die HD-Ausstrahlung der Lokalprogramme sowohl über Kabel als auch über Satellit abschließend zu realisieren. Im Kabel werden bereits elf von 16 Programmen bereits in HD ausgestrahlt. Es fehlen noch die drei unterfränkischen Programme, a.tv und REGIO TV. Bis Herbst sollten alle Programme in HD-Qualität in die Kabelnetze der Vodafone Kabel Deutschland eingespeist sein.
Bei der HD-Ausstrahlung über Satellit ist der 1. Oktober der Stichtag. Dann werden wir über insgesamt zehn 24-Stundenkanäle verfügen. Die bisherige Kanalaufteilung wird dabei fortgeführt mit einer Erweiterung der bisherigen 6 Stunden-Kanäle auf 24 Stunden. D.h., Regional Fernsehen Oberbayern und intv haben dann 24-Stunden-Kanäle, allgäu.tv und REGIO TV werden sich einen 24-Stunden-Kanal teilen. Die Ausstrahlung der lokalen Programme in SD-Qualität über Satellit wird dann im März 2018 abgeschaltet. Darin liegt insofern eine gewisse Herausforderung, als derzeit nach den Ergebnissen der FAB lediglich etwa zwei Drittel der Satellitenhaushalte in Bayern den HD-Empfang nutzen. Ein großer Dank gilt dem Bayerischen Landtag, der mit der Erhöhung der Förderung dies ermöglicht.
 
Ein weiterer Verbreitungsweg steht den lokalen Programmen seit etwa zwei Wochen zur Verfügung: Die bayerischen Lokal-TV-Sender sind über eine Smart TV-App auch bei amazon fire tv unter der Rubrik „Regionalsender“ zu empfangen. Weitere technische Plattformen wie Apple TV, Android, Samsung oder LG werden noch hinzukommen.Die Smart TV-Apps der Sender bieten sowohl den 24/7 Livestream als auch die Inhalte der Mediatheken an. Die BLM hat die Entwicklung von Smart TV-Apps für die bayerischen Lokal-TV-Sender finanziell gefördert, um die Verbreitung über weitere, moderne Platt­formen zu unterstützen.
 
Die Ausstrahlung über alle Plattformen ist die eine Bedingung sein Publikum zu erreichen, die Qualität der gebotenen Inhalte die andere. Bei der Bewertung der Qualität der Programme orientieren wir uns nicht nur an den üblichen Qualitätskriterien für Fernsehen, sondern auch an den Vorgaben in Art. 23 BayMG. Gefordert wird da u.a. ein „aktuelles und authentisches Informationsprogramm“. Leider mussten wir bei unserer Programmbeobachtung feststellen, dass gerade die Aktualität der Inhalte bei einigen Anbietern zurückgegangen ist. Dies muss sich wieder ändern. Das liegt auch in der Erwartung der Zuschauer.
 
Lokal TV muss qualitativ hochwertige und aktuelle lokale Inhalte bieten. Um zeitgemäß zu bleiben, muss es sich ständig weiterentwickeln. Dazu gehört jungen Leuten in ihren Teams Raum zu geben, Neues auszuprobieren, Daten der Communities ihrer Social Media-Plattformen zu nutzen und lokale Ereignisse in bebilderter Form über alle Ausspielwege auch während des Tages zu verbreiten. Für die neuen Entwicklungen und die Produktion eines qualitativ hochwertigen Programms brauchen sie qualifizierte Mitarbeiter, denen man auch die Möglichkeit Fortbildungen zu besuchen, einräumen muss. Wir haben unser Fortbildungsangebot in diesem Jahr weiter ausgebaut. Wir werden im Herbst weitere Kurse anbieten, z.B. einen „Fact-Checking-Workshop“, aber auch drei Marketing- und Verkaufs-Workshops.
 
Das Ziel muss sein, den Zuschauern der bayerischen Lokal-TV-Programme möglichst viel eigenproduziertes, qualitätsvolles, aktuelles, relevantes, lokales Programm zu bieten.
 
Erfreulich ist, dass wir aus dem Wirtschaftsministerium ein klares Signal haben, dass – solange der lokale Programmauftrag gewahrt wird - auch die Verbreitung von zugelieferten Programmbeiträgen anderer lokaler TV-Anbieter in Bayern nach Art. 23 gefördert werden kann. Das eröffnet Möglichkeiten für Kooperationen. In Bezug auf die Förderung ist auch die Wiederholung betrauter Beiträge kein Problem. D.h., auch Beiträge anderer Standorte können – neu zusammengestellt – ausgestrahlt werden, ohne dass damit die Förderung der Verbreitung wegfällt.
 
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
 
bleiben Sie neugierig, gerade in Zeiten großer Veränderungen.
Nutzen Sie die beiden Tage in Nürnberg, um Impulse und Anregungen zu finden.
Bauen Sie sich Netzwerke auf und vertrauen Sie ihren Mitarbeitern.
 
Ich wünsche uns allen in den kommenden beiden Tagen interessante Veranstaltungen, spannende Diskussionen, anregende Gespräche und heute Abend ein entspanntes Medienfest im Germanischen Nationalmuseum.