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Bericht des Präsidenten zur 6. Sitzung des Medienrats am 15.12.2017

15.12.2017 | 06 2017

Verkauf der UKW-Sendernetze durch Media Broadcast

Ich habe in den letzten Monaten mehrfach darüber berichtet, dass sich Media Broadcast von ihrer UKW-Senderstruktur in Deutschland zum 30. Juni 2018 trennen wird. Derzeit laufen für einen Großteil der insgesamt 1.500 Sendeanlagen 30 Auktionsverfahren im Internet. Die Ergebnisse dieser Auktionen werden voraussichtlich im Januar bekannt gegeben. Preisliche Auswirkungen auf den privaten Hörfunk in Deutschland sind insofern noch nicht absehbar.
In Bayern sollen die 230 UKW-Sender für den privaten Hörfunk in Abstimmung mit den Anbietern von der Bayerischen Medientechnik (BMT) erworben und dann in den nächsten Jahren betrieben werden. Die BMT hat zusammen mit der Landeszentrale zwischenzeitlich einen Großteil der Kaufverträge mit der Media Broadcast verhandelt.

Satellitenverbreitung der Lokalprogramme in HD-Qualität

Am 1. Oktober 2017 ist die vom Freistaat Bayern unterstützte Verbreitung der lokalen Fernsehprogramme über Satellit im HD-Format in Betrieb gegangen. Bis zum 31. März 2018 werden die 16 lokalen Fernsehprogramme über Satellit sowohl im SD-Format als auch im HD-Format parallel ausgestrahlt. Am 1.4.2018 wird dann die SD-Verbreitung über Satellit eingestellt. Die Satelliten-Haushalte in Bayern müssen daher bis Ende des ersten Quartals 2018 zwingend einen Sendersuchlauf durchführen, um die neuen HD-Kanäle für ihr Lokalfernsehen wieder zu finden und abzuspeichern. Dazu sind umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen der lokalen TV-Anbieter notwendig, damit der Wechsel von SD auf HD über Satellit zu keinen Reichweitenverlusten führt. Auch die BLM wird diese Kommunikationsmaßnahmen mit verschiedenen Aktivitäten begleiten.

Voraussichtlich wird Anfang Februar 2018 die HD-Schaltung der lokalen Fernseh-Fensterprogramme in den HD-Programmen von RTL in den Kabelanlagen auch noch umgesetzt. Damit wird eine weitere Lücke in der HD-Verbreitung der lokalen Fernsehprogramme in Bayern geschlossen.

Medientage München 2017

Um die kontinuierliche Weiterentwicklung neuer technischen Möglichkeiten und die Folgen daraus ging es auch bei den diesjährigen Medientagen München vom 24. bis 26. Oktober in der Messe München. Wenn die Medienwelt immer technischer wird, spielt das Vertrauen der Nutzer eine immer wichtigere Rolle. Das Motto der Medientage München lautete deshalb: „Media Trust Machines – Vertrauen in der neuen Mediengesellschaft“. Ganz oben auf der Agenda standen die Themen Automatisierung und Algorithmen, Künstliche Intelligenz und lernende Maschinen sowie Aufmerksamkeitsökonomie und Vertrauenskrise.

Offenbar hat das Medientage-Team, bei dem ich mich ausdrücklich bedanken möchte, mit der Themenauswahl den Nerv der Zeit getroffen. 2017 kamen 7.000 Kongress- und Messebesucher nach München zu den Medientagen. Insgesamt gab es mehr als 100 Diskussionsrunden und Vorträge mit mehr als 400 Experten.

Das englischsprachige Motto „Media Trust Machines“ stand nicht zuletzt für die fortschreitende Internationalisierung der Medientage und noch mehr Innovationsthemen. Im Digital Media Track, aber auch in den anderen sieben Kongress-Sparten waren Vertreter der weltweit innovativsten Medienhäuser in München zu Gast.

Augsburger Mediengespräche

Misstrauen und Vertrauen – ein Begriffspaar, das zur 2017 besonders intensiv geführten „Hate speech“-Debatte passt. Ein Thema, das dieses Jahr im Fokus der Augsburger Mediengespräche am 8. November 2017 stand. Medienexperten, Politiker, Kriminologen, Lehrer und Betroffene diskutierten auf Einladung der BLM, der Augsburger Medien und der Stadt Augsburg über die Frage, was wir gegen Beleidigungen und Hass im Netz tun können.

Radiosiegel

Hass im Netz und Fake News waren in diesem Jahr zwei Themen, die die Medienbranche beherrschten. Qualitätsjournalismus kann beiden Phänomenen entgegenwirken. Die Grundlagen dafür werden in der Ausbildung gelegt. Und deshalb freue ich mich ganz besonders, dass dieses Jahr gleich vier bayerische Radiohäuser mit dem Radiosiegel 2017 ausgezeichnet wurden. Das sind das Augsburger Hitradio rt1, Radio Arabella in München, das Funkhaus Aschaffenburg mit den Stationen Radio Primavera und Radio Galaxy Aschaffenburg sowie das neue RSA Radio und Radio Galaxy Kempten im Allgäu.

Das Radiosiegel zeichnet seit 2011 jedes Jahr private Radiosender in ganz Deutschland für eine gute und fundierte Ausbildung und ein multimediales Volontariat aus. Die BLM gehört seit 2013 zu den Unterstützern dieser Aus- und Fortbildungs-Initiative. Wir freuen uns, dass von Jahr zu Jahr immer mehr bayerische Stationen das Radiosiegel erhalten. 2016 wurde erstmals ein bayerisches Programm ausgezeichnet - Hitradio N1 in Nürnberg – heuer sind es schon vier Stationen. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass die Aus- und Fortbildungsmaßnahmen der Landeszentrale für Radio-Volontäre Früchte tragen und die Lokalstationen mehr in die Qualität der Volontärsausbildung investieren.

Archivtagung in der BLM

Um Perspektiven für die lokalen Sender ging es bei der Tagung der Medienarchive, zu der die BLM am 13. November eingeladen hatte. Das Thema lautete: „Lokale Medienarchive – Digitales Gedächtnis der Regionen?“ Ziel der Fachtagung war es, Möglichkeiten der Unterstützung von lokalen und regionalen Radio- und Fernsehanbietern in Bayern bei Aufbau und Betrieb ihrer zum Teil umfassenden Programmarchive zu diskutieren. Die lokalen und regionalen Informationen haben eine nicht zu unterschätzende Bedeutung als Quelle für eine medienhistorische und regionalhistorische Forschung. Vielen Dank an unseren Medienrat, Herrn Prof. Manfred Treml, der die Tagung mit initiiert und dankens­werterweise die Moderation der Abschlussdiskussion übernommen hat.

PULS wechselt nicht auf BR-Klassik-Frequenz

Eine gute Nachricht für die privaten Hörfunkanbieter in Bayern ist die Entscheidung des Bayerischen Rundfunks, auf den Frequenztausch seiner beiden Hörfunkwellen PULS und BR-Klassik zu verzichten. Ich hatte über den ursprünglich für 2018 geplanten Analog-Digital-Tausch im Medienrat berichtet. Das digitale Jugendradio PULS sollte auf den bisher von BR-Klassik genutzten UKW-Frequenzen ausgestrahlt und BR-Klassik nur noch digital verbreitet werden. 

Mit der Entscheidung gegen den Frequenztausch leistet der BR einen wichtigen Beitrag für die Balance im dualen bayerischen Hörfunksystem. Eine weitere populäre Musikwelle des BR auf UKW hätte die Wettbewerbsfähigkeit der privaten Anbieter stark bedroht. Der BR sendet nun ein gutes Signal für mehr Miteinander bei den künftigen Herausforderungen. Beim Ausbau von DAB+ arbeiten wir ja bereits sehr gut zusammen.

Automotive-Veranstaltung

Digitalisierung ist das Stichwort für mein letztes Thema im heutigen Bericht, ein kurzer Rückblick auf die Premiere einer branchenübergreifenden Fachkonferenz für die Medien- und Automobil-Branche mit dem Titel „media meets AUTOMOTIVE“, die vergangenen Montag im Haus der Bayerischen Wirtschaft stattgefunden hat. Gastgeber und Organisator war das Mediennetzwerk Bayern. Thematisch standen „die Evolution des Automobils“ und die Chancen für Medienunternehmen und Automobilhersteller im Mittelpunkt. Beide Branchen sind im Zuge der Digitalisierung starken Veränderungen ausgesetzt und einem rasanten Wandel unterworfen.

Dabei werden bislang allgemeingültige Grundkonstanten in Frage gestellt: Benötigen zukünftige  Fahrzeuge noch einen Fahrer? Wird Fahrzeit zur Freizeit, die für unterschied­lichste Aktivitäten, zum Beispiel für Medienkonsum und Entertainment, genutzt werden kann? Diese und zahlreiche weitere Fragen wurden von Referenten aus der Medien- und Werbebranche, der Automobilindustrie, der Telekommunikationsunternehmen und der Politik diskutiert.

Das Ziel der Veranstaltung, die Medienbranche mit anderen Industrien zu vernetzen, wurde erreicht. Das war an der branchenübergreifenden Teilnehmerliste und den angeregten Diskussionen in den Pausen zu erkennen.