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Musik in Film- und Fernsehproduktionen - Klagen über niedrige Musikhonorare bei ARD- und ZDF-Produktionen

14.10.1998 | 1998

München. Filmproduzenten, Komponisten und Regisseure klagen über zu niedrige Honorare bei TV-Filmen der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Bei einer vom FilmFernsehFonds Bayern veranstalteten Diskussion im Rahmen des BLM-Rundfunkkongresses sagte der Präsident des Bayerischen Musikrates, Wilfried Anton: "Die Komponisten sind das letzte Rad am Wagen." Man müsse ARD und ZDF in dieser Hinsicht "an den Pranger stellen."

Um die Position der Komponisten und Musiker zu stärken, forderte Anton staatliche Unterstützung im Rahmen der Filmförderung. "Wenn bayerische Steuergelder in Filmproduktionen gesteckt werden, sollten diese Gelder auch bei bayerischen Musikern und Komponisten bleiben", sagte Anton. Der Geschäftsführer des FilmFernsehFonds, Klaus Schaefer, erteilte diesem Vorschlag jedoch eine Absage. "Die künstlerische Verantwortung für ein Filmprojekt", so Schaefer, "liegt beim Produzenten und beim Regisseur. Wir erwarten lediglich, daß aus Standortgründen ein bestimmter Prozentsatz von Produktionsleistungen in Bayern erbracht wird. Wir wollen aber nicht vorschreiben, welche Leistungen das im Einzelnen sind."

Der Produzent Harry Kügler (Olga Film, "Bandits" u.a.) berichtete, die öffentlich-rechtlichen Anstalten zahlten teilweise nur 10.000 bis 20.000 Mark für das Musikarrangements eines 90minütigen Fernsehspiels. Bei den Privatsendern gebe es dagegen "gute Hoffnung", daß der Stellenwert der Musik nicht nur erkannt, sondern finanziell auch entsprechend honoriert werde. Die Regisseurin Vivian Naefe ("2 Frauen, 2 Männer") sagte, sie habe schon Kalkulationen gesehen, bei denen ein ARD-Sender nur 8.000 Mark vorgesehen habe. "Da liegt viel im Argen", sagte Naefe.

Doch nicht nur bei den Auftraggebern gibt es nach Ansicht des Filmkomponisten Norbert Jürgen Schneider ("Schlafes Bruder") Nachholbedarf. Schneider, gleichzeitig Professor an der Münchner Musikhochschule, kritisierte die mangelhafte Ausbildung von Musikern in Deutschland. Das Studium sei zu wissenschaftlich angelegt und die Unterteilung in E- und U-Musik antiquiert. Es gebe zwar hervorragende Orchester, aber "gestandene Musiker, die nicht nur einen Mozart vom Blatt spielen können, sondern auch einen Rocksong improvisieren können" seien Mangelware. Deshalb seien viele Produzenten und Komponisten gezwungen, Musiker aus dem Ausland zu holen oder ihre Stücke gleich im benachbarten Tschechien aufnehmen zu lassen.

Der Geschäftsführer der Bavaria Media und Bavaria Sonor, Rolf Moser, warnte davor, die Bedeutung der Filmmusik als eigenständiges Vermarktungsprodukt zu überschätzen, um damit die Finanzierung von Filmen zu unterstützen. Man dürfe sich in dieser Hinsicht nicht allzu große Hoffnungen machen. In Deutschland würden zwar rund drei Prozent des 150 Millionen Mark umfassenden Tonträgerumsatzes durch Soundtracks erzielt. Davon entfiele jedoch nur ein Bruchteil auf deutsche Produktionen. Seit 1962 hätten es nur fünf Plattenalben in die Top 10 der nationalen Musikcharts geschafft. Einzelne Erfolge wie die Soundtracks von "Lola rennt", "Bandits", "Jenseits der Stille" oder den "Comedian Harmonists" könnten über diese Misere nicht hinwegtäuschen. Die Amerikaner seien vor allem deshalb so erfolgreich, weil ihre Soundtracks mit gigantischem Marketingaufwand in den Markt gedrückt würden.