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Soaps. Eine unendliche Geschichte? Stoffe, Produktion, Publikum - Daily Soaps in Deutschland: Industrielle Fernsehproduktion erfordert bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung

14.10.1998 | 1998

München. Sechs Jahre nach dem Start von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" und damit der ersten Daily Soap in Deutschland fragte die Adolf Grimme Akademie nach dem Stand der Dinge. Das Ergebnis ihres Spezials im Rahmen des BLM-Rundfunkkongresses: Soaps haben sich als spezifisches TV-Format durchgesetzt und halten die Quote. Ihre spezielle, arbeitsteilige Produktionsstruktur verlangt weiterhin eine intensive Beschäftigung mit neuen Tätigkeitsfeldern und eine bedarfsgerechte Aus- und Fortbildung.

Aus der Sicht des Fernsehkritikers gab Tilman P. Gangloff eine Übersicht über die Soaps im deutschen TV. Für ihn gibt es in Sachen Themen, Erzählformen und Ästhetik auf den ersten Blick kaum Unterschiede zwischen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Marienhof", "Unter uns" und "Verbotene Liebe": "Nur notorische Vielseher könnten vermutlich auf Anhieb die verschiedenen handelnden Personen den unterschiedlichen Serien zuordnen." Dagegen erläuterte Enrique Sánchez Lansch, Supervising Producer bei Grundy UFA, wie internationale Formate für das deutsche Publikum adaptiert und kontinuierlich weiterentwickelt werden: "Jede Soap ist ein eigener, nicht verwechselbarer Organismus."

Dr. Werner Lüder, Chef-Outliner "Marienhof", gab einen detaillierten Einblick in die Soapspezifische Organisationsform des Drehbuchschreibens. Für "Marienhof" zum Beispiel sind sieben Dramaturgen und rund 20 Autoren tätig.

In einer Diskussionsrunde stellten sich weitere Mitarbeiter des "Marienhof"-Teams - Autorin Nicole Houwer, Regisseurin Tanja Roitzheim, Darstellerin Beatrice Masala, Produktionsleiter-Assistent Stefan Küfner und Produzent Michael von Mossner - Fragen nach ihrem Berufsalltag. Fazit: Die tägliche Belastungsprobe Soap wird von den Akteuren durchweg als Herausforderung angesehen. Von Mossner: "Wegen des hohen Outputs sammeln wir in einer Drehwoche so viele Erfahrungen wie in fünf Wochen bei einer traditionellen Filmproduktion."

Das Panel widmete sich auch dem Umgang des Publikums mit den Soaps. So berichtete Sabine Knott, Leiterin der ARD-Zuschauerredaktion, über die hohe Zuschauerbindung an "Verbotene Liebe" und "Marienhof": "Für einen großen Teil des Publikums ist die Lieblingsserie fester Bestandteil des Tagesablaufs." Wie der genau ausschaut, hatte Stephan Grünewald vom Kölner Institut rheingold herausgefunden: "Der Vorabend ist oft ein abwartender Schwebezustand, der mit unverbindlichen Tätigkeiten ausgefüllt wird." Dementsprechend soll die Soap "möglichst unverbindlich dahinplätschern". Daß dabei noch genügend Aufmerksamkeit für den Werberahmen der Soaps übrigbleibt, bestätigte Thomas Sudholt, Geschäftsleiter Research bei IP Deutschland.

Medienjournalist Peter Hanemann betonte in seiner Tageszusammenfassung die Langzeitperspektive der Soaps: "Wir werden ,Marienhof' noch im Jahre 2045 sehen."