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Medienrat beschließt Weiterentwicklung des bayerischen Lokalfernsehkonzepts

23.07.1998 | 46 1998

Im Jahr 1996 hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) eine Bestandsaufnahme der technischen, programmlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des lokalen Fernsehens in Bayern vorgenommen. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse hat die BLM gemeinsam mit Anbieter-Vertretern Konzepte für die Kooperation mit Programmzulieferern bzw. Mantelanbietern entwickelt und deren Umsetzung vorbereitet.

Am 17. Juli 1997 hatte der Medienrat entschieden, Pilotprojekte mit Programmzulieferungen von RTL, Bayerisches Fernsehen und tv.münchen an den Standorten Augsburg, Passau, Rosenheim, Würzburg, Deggendorf und Ingolstadt durchzuführen.

Aus dem von der BLM vorgelegten Bericht geht hervor, daß die in den Pilotprojekten gewonnenen Erfahrungen grundsätzlich als positiv zu werten sind. Die technische und organisatorische Zusammenarbeit der Lokalfernsehstationen mit den Zulieferern verlief im wesentlichen problemlos. Auch die Ergebnisse der Begleitforschung zeigen, daß die neuen Programmkonzepte grundsätzlich positiv vom Zuschauer angenommen wurden. Zufriedenstellend ist auch, daß die Zuschauermarktanteile trotz der in den Pilotprojekten kurzfristig vorgenommenen Programmveränderungen insgesamt gesehen stabil geblieben sind. Die Ergebnisse können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die mit den Pilotprojekten verbundene Zielsetzung, eine Erhöhung der Zuschauerreichweiten im lokalen Kabelkanal 9, noch nicht gelungen ist. Zuschauergewinne konnten aber angesichts des großen Wettbewerbs im Fernsehmarkt und des relativ kurzen Erfahrungszeitraums nicht erwartet werden.

Neben der Optimierung der Zulieferangebote wird es nach Auffassung der Landeszentrale darauf ankommen, in einem weiteren Schritt die programmliche Homogenität sowie die Vermarktungsfähigkeit durch die gemeinsame Organisation eines bayernweiten Ergänzungsprogramms im Rahmen eines "Mischmodells" zu verbessern. Dieses Mischmodell beinhaltet einen dreistufigen Ansatz: lokale eigenproduzierte Informations- und Magazinsendungen, die Entwicklung eines gemeinsamen Kernumfeldprogramms durch Organisation, Produktion und Vermarktung gemeinsamer Programmteile, die abhängig von der Finanzierbarkeit sukzessive auf- und ausgebaut werden, die Übernahme von Zulieferprogrammteilen oder Sendungen, die die vorhandenen offenen Programmflächen ausfüllen.

Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse, hat der Medienrat in seiner Sitzung am 23. Juli folgenden Beschluß zur Weiterentwicklung des bayerischen Lokalfernsehkonzepts gefaßt:

  • Der Medienrat nimmt den Bericht über die Ergebnisse der Lokalfernsehpilotprojekte mit Programmzulieferern zustimmend zur Kenntnis.
  • Auf Grundlage der praktischen Erfahrungen, den vorliegenden Erkenntnissen aus der Begleitforschung und wegen ungeklärter Fragen über die programmliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Lokalfernsehstationen und Programmzulieferern kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt die Übernahme eines gemeinsamen Zulieferprogramms für alle Lokalfernsehstationen in Bayern nicht empfohlen werden.
  • Der Medienrat empfiehlt die Einrichtung einer gemeinsamen Programm- und Vermarktungsgesellschaft mit der gleichberechtigten Beteiligungsmöglichkeit für alle lokalen Fernsehstationen in Bayern. Aufgabe der Gesellschaft sind die Organisation, Produktion und Lieferung gemeinsamer Rahmenprogrammteile sowie die Organisation der bayernweiten und nationalen Werbevermarktung.
  • Im Rahmen eines zu entwickelnden Mischmodells soll allen bayerischen Lokalfernsehstationen ermöglicht werden, ein Zulieferprogramm bis zum 31.12.2002 zu übernehmen. Die Geschäftsführung wird beauftragt, die Einzelheiten mit den Beteiligten in öffentlich-rechtlichen Verträgen zu regeln.
  • Die Geschäftsführung der Landeszentrale wird gebeten zu prüfen, inwieweit der Aufbau und die Entwicklung gemeinsamer Programm- und Vermarktungsstrukturen für Lokalfernsehen in Bayern aus dem bayerischen Teilnehmerentgelt sowie aus der Programmförderung der BLM gefördert werden kann. Darüber hinaus wird die Landeszentrale beauftragt, den Aufbau und die Entwicklung des Mischmodells unterstützend zu begleiten und mit daraufhinzuwirken, daß die damit verbundene Zielsetzung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des lokalen Fernsehens in Bayern erreicht wird.

Die derzeit durchgeführten Lokalfernseh-Pilotprojekte an den Standorten Augsburg, Passau, Ingolstadt, Deggendorf, Rosenheim und Würzburg können über den 31.07.1998 hinaus fortgeführt werden.