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DVB-T auf dem Hörfunksektor keine Alternative zu DAB

24.06.1998 | L11 1998

Während es sich bei Digital Radio um ein ausgereiftes Produkt handelt, das weltweit im Rahmen von Pilotprojekten erprobt wird oder sich zum Teil bereits im Regelbetrieb befindet, steht DVB-T am Anfang seiner Entwicklung und bietet deshalb auf dem Hörfunksektor keine Alternative zu DAB. Dies ist eine der Kernaussagen, über die sich die Referenten des Panels "Digital Radio im Regelbetrieb: Anforderungen an die Beteiligten" auf den BLM-Lokalrundfunktagen ‘98 einig waren.

Dabei betonte Dr. Andreas Hoffmann vom Bereich Übertragungstechnik von RTL Television jedoch, daß sein Sender große Hoffnungen in DVB-T setze, was die mobile und portable TV-Nutzung angeht. Damit könne man neue Zielgruppen ansprechen und neben den herkömmlichen Programmen auch Datendienste anbieten. Außerdem ermögliche DVB-T kostengünstig eine Bestandsgarantie für terrestrisches Fernsehen in Deutschland.

Dr. Stephan Ory, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR), die die Veranstaltung mitorganisierte, wies in seinem Vortrag auf einige Probleme bei DAB hin, die bisher nicht gelöst seien: So gebe es bisher keine Kabelverbreitung in DAB-Norm. Auch sei es bei der terrestrischen Verbreitung für lokale und regionale Anbieter keine Lösung zunächst im teureren L-Band zu senden, um später möglicherweise auf das VHF-Band III umzusteigen. Stattdessen forderte er noch vor Beginn des Regelbetriebs die Festlegung auf das Band III. Am wichtigsten sei für die Anbieter jedoch so schnell wie möglich zu erfahren, wie hoch die Kosten für den DAB-Sendenetzbetrieb sein werden.

Auf diese Frage erwarteten sich gerade die bayerischen Anbieter eine Antwort von Helwin Lesch, dem Geschäftsführer der Bayern Digital Radio GmbH, die sich auf die Sendernetzausschreibung der Regulierungsbehörde für Bayern bewerben wird. Gleichberechtige Gesellschafter der vor kurzem gegründeten Bayern Digital Radio GmbH sind der Bayerische Rundfunk, die Telekom und die Bayerische Medien Technik GmbH.

Da die Ausschreibung der Regulierungsbehörde frühestens im Juli ‘98 erfolgen wird, könne er nicht vor August ‘98 Angaben zu den erwarteten Kosten machen, so Lesch. Klar sei jedoch bereits heute, daß die Versorgungspreise pro 1.000 erreichter Personen berechnet würden, unabhängig davon, ob die Ausstrahlung im L-Band oder im VHF-Band (K5 - K12) III erfolgt. In jedem Fall soll versucht werden, daß die lokalen DAB-Blöcke im kostengünstigeren VHF-Band - und nicht wie in Wiesbden festgelegt im L-Band - realisiert werden.

Zu den zukünftigen Marktchancen von DAB äußerte sich der Leiter von Grundig CAR audio, Udo R. Krauß. Nachdem die wichtigsten Voraussetzungen für einen Erfolg von DAB erfüllt seien - vorhandene Infrastruktur, Marktpotential und Endgeräte - rechne er damit, daß in fünf Jahren eine "vernünftige Penetration" im Markt erreichbar sei. Krauß geht davon aus, daß sich in den kommenden fünf Jahren ca. sieben Mio. DAB-Einheiten in Westeuropa absetzen lassen, dies entspreche der üblichen Anlaufkurve für neue Technologien. Dabei werden die Preise für ein Standardgerät von heute von DM 1.500 auf DM 500 im Jahr 2002 fallen. Offen sei allerdings, ob und in welchem Umfang die Kunden bereit seien, sich sehr viel teurere Datenendgeräte anzuschaffen oder ob preiswertere Lösungen über PC-Einsteckkarten präferiert würden. In diesem Bereich, so Krauß, müsse von der Akzeptanzforschung noch einiges geleistet werden.