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Vom Anhängsel zu einem Kernelement der Hörerbindung - Service als Programm in einem Radio-Workshop auf den Nürnberger Lokalrundfunktagen ´98 der BLM

23.06.1998 | L7 1998

Wetter und Verkehr gehören dazu. Service als fester Programmbestandteil – meist am Ende der Nachrichten – ist keine Neuigkeit auf dem deutschen Radiomarkt. Allerdings haben sich Stellenwert, Vielfalt und Positionierung dieser hörerbezogenen Informationen in den vergangenen Jahren geändert. Marktforscher und Radiomacher haben erkannt, daß Hörer nicht nur Service in ihrem Programm erwarten, sondern daß gerade Service-Elemente zudem einen wichtigen Faktor der Hörerbindung darstellen. Unter dem Titel "Blitzdienst, Staupilot und Badewetter" befaßte sich daher auch ein Hörfunk-Workshop im Rahmen der Nürnberger Lokalrundfunktage ´98 mit Service als Programm.

Allerdings bieten einzelne Programmanbieter inzwischen Service-Leistungen an, die weit über die klassischen Themen Wetter und Verkehr hinausgehen. Wichtig ist, was den Hörer interessiert. Moderator Martin Kunze konnte dabei auf eigene Erfahrungen mit seinem Programm "radio NRW", Oberhausen, verweisen. Der Sender baut unter anderem auf Astro-Themen, weil bei diesen Beiträgen besonders viele Höreranrufe verzeichnet wurden.

Kleininserate, Jobbörse, Neues aus der Musik- und Kinoszene und die "Immothek" genannte Wohnungsvermittlung – so sieht Service beim Züricher Sender "Radio Z" aus. Das Schweizer Vollprogramm, das auf dem nationalen Hörermarkt an zweiter Stelle liegt, hat im vergangenen Jahr den Service-Gedanken forciert. Während der Sender zuvor ohne klares Dienstleistungs-Konzept operierte, wird Service seither zur strategischen Stoßrichtung benutzt, wie es Christian Gartmann formulierte. Dazu gehört auch die Kooperation mit anderen Fachmedien, die qualifizierte Angebote zum Beispiel aus den Bereichen Lebenshilfe, Versicherungsberatung und Geldanlage ermöglicht.

Während bei "Radio Z" Service dennoch nur einen Teil des Programms darstellt, definiert sich "berlin aktuell 93,6" ganz bewußt als Informations- und Serviceradio. Der einzige private Radiosender Deutschlands mit 100% Wortanteil setzt vor allem auf die Spezifizierung von Wetter und Verkehr. Mit Wettermeldungen für jeden Berliner Bezirk macht dieser Service knapp 15% des gesamten Programms aus. Für die Verkehrsmeldungen wurde ein eigenes Studio am Flughafen installiert, in dem die verschiedenen Quellen – Hörer, Taxifahrer, Reporter, Piloten etc. – zusammenlaufen. Derzeit arbeiten die Berliner an der Entwicklung eines Stau-Indexes, der nach dem Motto "Bei 10 bleiben die Autos stehen" die Verkehrsmeldungen einfacher machen soll. Als weitere Neuerung sollen die Nachrichten von "berlin aktuell 93,6" demnächst jederzeit telephonisch abrufbereit sein.

Mit einem Stau-Service der besonderen Art konnte auch Sigi Hoga vom Funkhaus Nürnberg aufwarten. Mit dem Slogan "Freie Fahrt für unsere Hörer" suchten die Nürnberger unter ihren Hörern nach freiwilligen Staupiloten – und bekamen 900 Antworten. Davon sind derzeit 300 Hörer im Einsatz, die sich mit Hilfe einer Staupilotenkarte im Funkhaus melden können und den Verkehrsnachrichten damit mehr Authentizität verleihen.

Spezifizierung und Diversifizierung – was für den Verkehr gilt, trifft auch auf das Wetter zu. "Das" Wetter gibt es nicht mehr. Der Zuhörer will eben nicht unbedingt wissen, wie die durchschnittlichen Temperaturen in Deutschland sind, sondern er interessiert sich für die exakten Werte vor seiner Haustür. Dann gibt es da noch den Unterschied zwischen Bio-Wetter, Garten-Wetter, Erotik-Wetter etc. So weit will Harry Landauer vom Funkhaus Regensburg zwar nicht gehen. Doch die Möglichkeit, das Wetter etwas differenzierter zu betrachten war mit ein Grund dafür, daß die Regensburger ihren Wetterservice inzwischen ständig aktualisiert per ISDN und Computer vom WetterMax in München beziehen. Seit einigen Wochen läuft das Programm im Testbetrieb. Die Service-Leistungen, die unter anderem Regionalwetter und "WM-Wetter" beinhalten, sind nach Angaben von Landauer jederzeit ausbaufähig. Die neue Service-Idee ist noch im Entwicklungsstadium. Doch Landauer ist zuversichtlich: "It´s better to be the first than the better."