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Carmel McLaughlin (ITC) als Keynote-Speakerin in Nürnberg: Lokales TV in Großbritannien hat noch Potentiale

23.06.1998 | L4 1998

Lokales, kommerzielles Fernsehen ist in Großbritannien noch nicht so weit entwickelt wie zum Beispiel in Bayern. Aber es hat auf jeden Fall eine "Existenzberechtigung" und Potential zur Fortentwicklung: So jedenfalls sieht es Dr. Carmel McLaughlin, die in der britischen Lizenzierungs- und Aufsichtsbehörde ITC (Independent Television Commission) als "Cable Development Officer" für die Entwicklung der privaten Fernsehprogramme zuständig ist. Wie diese Entwicklung speziell für die lokale und regionale Fernsehlandschaft aussieht, berichtete Carmel McLaughlin als Keynote-Speakerin auf den Lokalrundfunktagen der BLM in Nürnberg.

Die drei Säulen der lokalen und regionalen Fernsehlandschaft sind:

a) das 1955 gegründete, werbefinanzierte Independent Television (ITV) mit 15 unabhängigen regionalen Gesellschaften, die gemeinsam ein nationales, terrestrisch verbreitetes Programm mit regionalen Bestandteilen (neun Prozent bzw. 10.000 Programmstunden pro Jahr) produzieren. Abhängig von der Region werden pro Woche zwischen 2,30 und 14,30 Stunden regionale Berichte ausgestrahlt. 1997, so McLaughlin, wurden mehr als 170 Millionen Pfund für regionale Programme ausgegeben. Wie vielfältig diese Programme sind, demonstrierte ein Beispiel aus "Central Scotland". Von den verschiedenen Formaten (Nachrichten, reg. Sport, Kultur und Unterhaltung) haben die Nachrichten 1997 die höchste Akzeptanz erfahren.  

b) das lokale Kabelfernsehen, das erst Mitte der 80er Jahre startete und noch nicht so weit entwickelt ist wie das regionale Fernsehen von ITV. Via Kabel werden in Großbritannien erst 2,5 Millionen Haushalte erreicht. Die ITC unterstützt die Existenz von Lokalprogrammen über die Auflage, daß die Kabelgesellschaften, um eine Lizenz zu bekommen, einen gewissen Anteil Lokalprogramme verbreiten müssen. Diese Programme werden entweder selbst von den "cable operators" finanziert oder von Providern zugeliefert. Eine Lizenz brauchen allerdings nur die lokalen TV-Programme, Text- und Teletextdienste werden nicht lizenziert. Provider sind zum Beispiel "Live TV" (Mirror-Gruppe) mit sechs Programmen und "Channel One" (Associated Newspaper Group) mit drei Programmen (u.a. London). Videomitschnitte zeigten, wie witzig und unterhaltsam lokales Fernsehen gestaltet werden kann. Daß damit auch Geld verdient werden soll, verdeutlichte der Geschäftsführer von Mirror-Television mit seinem Statement: "Wir sind in diesem Geschäft, um Geld zu machen." Die dritte Möglichkeit, lokales Kabelfernsehen zu veranstalten, sind die "Community access"-Programme, die in Eigenregie zum Beispiel von Universitäten produziert werden.

c) Ein weiterer Zugang für lokale TV-Programme ist von der ITC durch die Vergabe von beschränkten Lizenzen (RSL) für bisher ungenutzte terrestrische Frequenzen geschaffen worden. Die Lizenzen sind entweder zeitgebunden (z.B. über zwei Jahre) oder an bestimmte Ereignisse wie die Übertragung des Wimbledon-Turniers gekoppelt. In der ersten Ausschreibung 1997 wurden 31 Anträge gestellt und vorläufig 17 Lizenzen erteilt. Das Problem dieser Neuerung sei die Suche nach freien Frequenzen, die sich laut Mc Laughlin häufig sehr mühsam gestalte. 

Doch insgesamt, so ihr Resümee, bestehe in Großbritannien ein großes Interesse an lokalem Fernsehen. Entwicklungspotential hätte auf jeden Fall das lokale Kabelfernsehen, das eine hohe Akzeptanz aufweisen könne. Ein weiteres Ergebnis der Untersuchungen von McLaughlin: Bei mehr als 50 Kabelprogrammen müßten die einzelnen Stationen ihre Zuschauer noch besser darüber informieren, wann sie auf welchem Platz senden.