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Wege in die digitale Hörfunkzukunft - Grundsteine für das digitale duale Hörfunksystem müssen jetzt gelegt werden

15.10.1998 | 1998

München. Anfang 1999 beginnt in Deutschland in den ersten Bundesländern der Regelbetrieb von terrestrischem DAB - und noch immer sind sich die Verantwortlichen in entscheidenden Fragen uneins. Auf dem 11. BLM-Rundfunkkongress zeigte sich, daß die privaten Programmanbieter nicht willens sind, die rund 500 Millionen Mark teure Simulcastphase aus der eigenen Tasche zu bezahlen - ohne die Garantie dafür zu haben, daß die derzeitige UKW-Landschaft nach 2010 von DAB tatsächlich abgebildet wird. Hans-Dieter Hillmoth, Vizepräsident und Vorsitzender des Fachbereichs Hörfunk im VPRT, wies darauf hin, daß die kommerziellen Anbieter in den kommenden Wochen Gespräche mit den Rundfunkreferenten der Länder führen wollen, um eine Entscheidung über die Kostenfrage herbeizuführen.

Dr. Thomas Hirschle, Präsident der Landeszentrale für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK), bezeichnete es als verhängnisvoll, sollte der Hörfunk in einer multimedialen Welt weiterhin analog ausgestrahlt werden. Der LfK-Präsident zeigte sich dennoch optimistisch, da er sich von der jüngst gestarteten Ausschreibungsphase für digitale Frequenzen eine Signalwirkung auf die Veranstalter von Digital Radio erwartet. Auch die Öffentlich-Rechtlichen in Baden-Würtemberg setzen auf ein zügiges Voranschreiten des Regelbetriebes. Dr. Theodor Prosch, beim SWR Abteilungsleiter Frequenz- und Versorgungsplanung, forderte eine gerechte Frequenzausstattung für alle Programmanbieter, um einen fairen Wettbewerb über das Programm führen zu können.

Eine Möglichkeit, DAB voranzubringen, sieht Reinhard Wartenberg, Fachbereichsleiter GK 31 Deutsche Telekom AG, darin, daß die öffentlich-rechtlichen Anstalten durch zusätzliche Angebote einen Markt für Digital Radio zu schaffen, auf dem dann die privaten Anbieter leichter Fuß fassen könnten. Sein Unternehmen wolle, so Wartenberg, mehr Frequenzen im begehrten Band III zur Verfügung stellen, wenn ab 2002 analoge TV-Frequenzen aufgrund der Digitalisierung im Fernsehbereich frei werden. DVB-T als zweitem technischen Standbein zur Übertragung digitalen Hörfunks mochte er aufgrund viel höherer Kosten nicht so recht Chancen geben.

Von seiten der Endgeräteindustrie gebe es keinen Grund mehr zu einer weiteren Verzögerung des DAB-Regelbetriebs, machte Dr. Hamed Amor, Geschäftsführer Bosch Multimedia Systeme, deutlich. Sein Unternehmen und Partner auf EU-Ebene rechnen damit, daß das diesjährige Weihnachtsgeschäft europaweit durch den DAB-Endgeräteverkauf gekennzeichnet ist.

Während sich in Deutschland die Beteiligten an Digital Radio gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben, ist die Stimmung in Großbritannien und Schweden viel optimistischer. Glyn Jones, Managing Editor DAB bei der BBC in London, berichtete vom großen Interesse der britischen Bürger an den fünf digitalen Endgeräten, die seit Juli in Großbritannien auf dem Markt sind. Und in Schweden seien vor allem die privaten Stationen davon überzeugt, daß die Zukunft im Digital Radio liegt, betonte Per-Erik Selemark, Deputy Director of Corporate Development Sveriges Radio AB.

International steht WorldSpace vor dem Start seines digitalen Programmbouquets, das über drei Satelliten ausgestrahlt wird und in der Endstufe 80 Prozent der Weltbevölkerung erreichen soll. Für den Empfang wurden spezielle portable Geräte konzipiert, die dank eines eingebauten Decoders auch Pay-Programm-tauglich sind. Dr. Werner Saalfrank, Vizepräsident WorldSpace, geht davon aus, daß die Empfänger der ersten Generation ab 200 Dollar zu haben sein werden. Digitales Radio per Satellit ist in Deutschland derzeit in Form von Astra Digital Radio on air. Gernot Busch, Geschäftsführer Astra Marketing GmbH, geht davon aus, daß die ADR-Nutzung erst recht bei der breiten Einführung von digitalem Fernsehen zum Tragen kommen wird.