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Frauen in den Medien: Nur wenige kommen an die Spitze

23.10.2000 | 55 2000

Der Weg an die Spitze von Medienunternehmen ist für Frauen nach wie vor weit. Denn obwohl überdurchschnittlich viele Frauen in Medienberufen tätig sind, schaffen nur wenige den Sprung in die Chefetage. Warum das so ist, diskutierten erfolgreiche Medienfrauen am Samstag, den 21. Oktober 2000, mit den Teilnehmerinnen der Herbsttagung des Frauennetzwerkes Business and Professional Woman Germany (BPW) in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien.

"Es scheint viel wahrscheinlicher, vom Blitz getroffen zu werden, als dass eine Frau einen Vorstandsposten bekommt", berichtete Dr. Sylvia Rothblum von ihren Erfahrungen. Die EM.TV-Managerin zählt dabei selbst zu den ganz wenigen Ausnahmen dieser Regel. Gerade erst ist sie von der Stellvertreter-Position in den Vorstand des Unternehmens aufgestiegen. Rothblum sieht die Gleichberechtigung aber noch lange nicht verwirklicht: "Frauen müssen immer noch besser sein als die männliche Konkurrenz. Die Gleichberechtigung ist erst dann erreicht, wenn die erste inkompetente Frau eine Führungsposition bekommen hat."

Frauen sind in den unterschiedlichen Bereichen der Medien stark vertreten, aber kaum in Spitzenpositionen. Der Anteil der Frauen unter den Beschäftigten bei deutschen Hörfunk- und Fernsehsendern liegt bei 44 Prozent, zitierte Johannes Kors, BLM-Bereichsleiter Presse-, Öffentlichkeitsarbeit und Medienwirtschaft, aus einer Untersuchung im Auftrag der Landesmedienanstalten. Führungspositionen seien im privaten Rundfunk dagegen nur zu 25 Prozent mit Frauen besetzt, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk liege die Quote bei lediglich 14 Prozent.

Dies hat nach Meinung der Medien-Frauen auch mit den speziellen Arbeitsbedingungen zu tun. "In unserem Beruf reicht schon die 50-Stunden-Woche nie aus", berichtete die Produktionsleiterin Helene Freund. "Der Zeittakt der Medienbranche, der Zwang zur Aktualität und der Zeitdruck sind nicht sehr familienfreundlich", stellte auch Mercedes Riederer, Leiterin der Münchner Journalistenschule, fest. Der Spagat zwischen Kindern und Karriere sei so für Frauen häufig noch schwieriger zu bewältigen als in anderen Berufen.

Dennoch sei es zu schaffen, betonte Uschi Reich, Geschäftsführerin der Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH. "Ich empfinde es als Bereicherung, Karriere und Familie miteinander in Einklang gebracht zu haben", sagte die Erfolgsproduzentin ("Das Mädchen Rosemarie"). Erfolgreiche Frauen hätten mittlerweile gute Chancen zum beruflichen Aufstieg. "Im Moment des Mißerfolgs aber sind wir ganz allein. Da fehlt uns das Netzwerk", meinte Reich.

Die Erfahrungen des weiblichen Medien-Nachwuchses unterscheiden sich dabei kaum von denen der früheren Generationen: "Gerade als junge Frau muß man sich die Anerkennung der männlichen Kollegen zu Beginn hart erkämpfen", berichtete die 23-jährige TV-Redakteurin Yvonne Schäuble. Besonders harten Widerstand hatte die 52-jährige Helene Freund zu Beginn ihrer Karriere zu überwinden: "Da weigerte sich ein Regisseur, mit einer Frau zusammen zu arbeiten", erzählte die Produktionsleiterin. "Aber der hat nach einem Jahr Abbitte geleistet."

Netzwerke seien nicht nur im Medienbereich wichtig, unterstrich die BPW-Präsidentin Angelika Roth: "Ein Netzwerk wie Business und Professional Woman Germany mit seinen vielfachen nationalen und internationalen Verbindungen bietet berufstätigen Frauen aller Branchen die Möglichkeit zur Vernetzung und Unterstützung bei der Karrieregestaltung."