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Medienkompetenzstandort Bayern - 6. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN

15.11.2000 | 58 2000

"Der Medienstandort Bayern muss auch Medienkompetenzstandort sein!" So lautete das Fazit der Fachtagung des Forums Medienpädagogik der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), das am 8. November vor 230 Teilnehmern im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN stattfand. Unter dem Titel "Medienkompetenz in Bayern - Einsichten und Aussichten medienpädagogischer Arbeit" diskutierten Vertreter aus Ministerien, Universitäten, dem Bayerischen Rundfunk und ProSieben, dem Bayerischen Jugendring sowie Landtagsabgeordnete der verschiedenen Fraktionen.

In seinem Grußwort wies der bayerische Staatssekretär für Unterricht und Kultus, Karl Freller, auf die inzwischen gute Ausstattung von Schulen mit Internetzugängen hin. Er betonte gleichzeitig, dass zu einem sinnvollen Einsatz der neuen Medien gehöre, dass Lehrer sich Kenntnisse und Fähigkeiten im Umgang damit aneignen.

BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring hob in seiner Einführung die Vielzahl der medienpädagogischen Aktivitäten in Bayern hervor. Er warnte jedoch davor, unter dem Motto "wer durch medienpädagogische Maßnahmen medienkompetent gemacht wurde, kann sich selbst vor problematischen Inhalten schützen" den Begriff der Medienkompetenz zu missbrauchen, um "schleichend Lockerungen oder die Abschaffung von Jugendschutzbestimmungen, Programmgrundsätzen oder sogar strafrechtlich relevanten Verboten zu fordern".

In zwei aufeinanderfolgenden Gesprächsrunden, moderiert von Dr. Erich Jooß, dem geschäftsführenden Direktor des St. Michaelsbundes und stellvertretenden Vorsitzenden des Medienrates, wurde Bilanz gezogen über die medienpädagogischen Initiativen und Projekte in den verschiedenen Arbeitsfeldern. Eine begleitende Ausstellung ermöglichte den Teilnehmern darüber hinaus einen Einblick in die Praxis. Der Rückblick ließ erkennen, dass eine Reihe der Forderungen erfüllt wurden, die in der 1. Fachtagung des Forums Medienpädagogik 1995 aufgestellt worden waren. Es zeigten sich aber nach wie vor bestehende Defizite und es wurden neue Medienentwicklungen genannt, auf die die Medienpädagogik reagieren muss.

Die Teilnehmer steuerten eine bunte Palette von Anregungen, Vorschlägen und Forderungen bei, die einen Eindruck vermittelte, mit welchem Engagement und Ideenreichtum Medienpädagogik in Bayern betrieben wird. Dabei wurden unter anderem konkrete Forderungen nach gutem Kinderprogramm, medienpädagogischer Mädchenarbeit, Förderung der Medienpädagogik aus Mitteln der Standortförderung, der Einrichtung von Ganztagsschulen, verstärkter Öffentlichkeitsarbeit für medienpädagogische Projekte, der Unterstützung eines mobilen Radiolabors, der Absicherung des Bildstellenwesens und einer wissenschaftlichen Untersuchung zum Fernsehkonsum von Vorschulkindern gestellt, die in die folgenden abschließenden Erwartungen mündeten.
 

Positionspapier 2000
6. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM

Das Forum Medienpädagogik der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) veranstaltete am 8. November 2000 die Fachtagung "Medienkompetenz in Bayern - Einsichten und Aussichten medienpädagogischer Arbeit" im Rahmen der MEDIENTAGE MÜNCHEN.

Aus den Anregungen, Vorschlägen und Forderungen der Teilnehmer ergeben sich folgende Erwartungen an Medienpolitik, gesellschaftliche Gruppierungen und Aufsichtsgremien sowie an Programmanbieter und -verantwortliche.

Es wird vor allem erwartet,

  • dass der Stellenwert der Medienpädagogik ebenso zunimmt wie Bedeutung und Zahl der Medienangebote und sich dies auch in der finanziellen Ausstattung für Medienpädagogik niederschlägt
  • dass der Begriff "Medienkompetenz" nicht mit dem Ziel missbraucht wird, Jugendschutzbestimmungen und ethische Grundsätze für Medieninhalte aufzuweichen oder abzuschaffen

Um die notwendige Entwicklung und Kontinuität in der medienpädagogischen Arbeit garantieren zu können, sind die folgenden Voraussetzungen unabdingbar:

  • Schaffen von beständigen Strukturen und Rahmenbedingungen, auch für die Medienarbeit in strukturschwachen Regionen
  • Verstärkte Vernetzung der Aktivitäten zur Medienerziehung auf landesweiter und bundesweiter Ebene und Austausch der Beteiligten
  • Faktische Zugänge und Hinführung zu den neuen Medien für alle unter Einbeziehung der "alten" Medien
  • Lebenslange Lernmöglichkeit für die Nutzer mit besonderer Berücksichtigung sozial benachteiligter Familien

Für Praxis und Forschung werden vorrangige Betätigungsfelder aufgezeigt.

Für die Praxis:

  • Einrichtung medienpädagogischer Lehrstühle an Hochschulen und Fachhochschulen mit Konzepten, die über informationstechnische Grundbildung hinausgehen
  • Förderung der medienpädagogischen Aus- und Fortbildung für Lehrer, Sozialpädagogen und Erzieher
  • Verstärkung aktiver Medienarbeit in der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit
  • Flexibilisierung der Unterrichtsgestaltung in Schulen, sofern es die Gegebenheiten medienpädagogischer Arbeit erfordern
  • Ausweitung der pädagogischen Programmberatung für Eltern auf alle Medien
  • Intensive Kooperation zwischen Rundfunkanbietern und medienpädagogischer Praxisarbeit

Für die Forschung:

  • Gründung einer Stiftung für Langzeitstudien, um Entwicklungen aufzuzeigen und Mediengeschichte vom Menschen aus beschreiben zu können
  • Qualitative Forschung, die Entwicklungen der Konvergenz der Medien aus Sicht der Medienpädagogik aufarbeitet
  • Begleitende Forschung für medienpädagogische Projekte

Fazit

Der Medienstandort Bayern muss auch Medienkompetenzstandort sein!

München, 8. November 2000