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Die Verantwortung der Medien in einer Welt der Unsicherheit Veranstaltungsreihe "In memoriam Rudolf Mühlfenzl" startete gestern in der BLM

15.05.2002 | 21 02
Rudolf Mühlfenzl hat Mediengeschichte geschrieben - als Journalist, Medienmanager und insbesondere bei der Überführung des DDR-Staatsrundfunks in ein demokratisches, öffentlich-rechtliches Rundfunksystem. Zur Erinnerung an seine Lebensleistung haben der Wirtschaftsbeirat der Union, der Bayerische Rundfunk und die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) die Veranstaltungsreihe "In memoriam Rudolf Mühlfenzl" ins Leben gerufen. Zum Auftakt ging es am Dienstag, 14. Mai, in der BLM um das Thema "Die Verantwortung der Medien in einer Welt der Unsicherheit".

ie Information sei Rudolf Mühlfenzl wichtig gewesen, nicht die Sensation, betonte der Schirmherr der Veranstaltung, Staatsminister Erwin Huber, in seinem Grußwort. Auf die Fakten sei es Rudolf Mühlfenzl angekommen, pflichtete ihm Gastgeber Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring bei, nicht auf Stimmungsmache, wie man sie in diesen Tagen im Zusammenhang mit Erfurt oft zu spüren bekam. Ring warnte vor Pauschalurteilen: "Medien dürfen bei aller verständlichen Betroffenheit jetzt nicht wieder zum Sündenbock gemacht werden. Populistische Medienschelte bringt einen nicht weiter." Für die komplexe Problematik der Wirkung von Gewalt in den Medien gäbe es keine einfachen Lösungsmuster. Eine differenzierte Diskussion über ‚Medien und Gewalt' in den Medien selbst gehöre genauso zu deren Verantwortung, wie es zur Verantwortung von Politikern in Wahlkampfzeiten gehöre, dieses Thema nicht zu instrumentalisieren.

Die Medien müssten ihre Verantwortung auch mit Blick auf den Jugendschutz wahrnehmen. Trotzdem dürfte, wie im neuesten Entwurf für den Jugendmedienschutz-Staatsvertrag vorgesehen, die Verantwortung für den Jugendschutz nicht mehr oder weniger allein der Freiwilligen Selbstkontrolle überlassen werden.

In der bisherigen Aufsicht sei die Selbstkontrolle nicht ausreichend entwickelt, was mit dem neuen Jugendmedienschutz-Staatsvertrag anders werden solle, entgegnete Staatsminister Huber. Gleiches gelte - in einem anderen Medienbereich - für das Verbot schwer jugendgefährdender Videofilme und Computerspiele, für das Bayern seit Jahren kämpfe. Die verharmlosende Gewalt in Filmen und Computerspielen sei viel problematischer zu betrachten als reale Gewaltdarstellung in Nachrichtensendungen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion, die von BR- Fernsehdirektor Prof. Dr. Gerhard Fuchs moderiert wurde, sprach sich Huber vor allem für die journalistische Freiheit aus, die durch die Politik nicht eingeschränkt werden dürfe. Dennoch habe der Staat eine Ordnungsaufgabe, die er wahrnehmen müsse.

Die Gefahr der schnellen, sensationsorientierten Nachrichten gingen weniger von den Reportern selber als von den Forderungen der Redaktionen aus, die oft sehr marketingorientiert seien und damit reflektiertes Arbeiten erschwerten, sagte ZDF-Korrespondent Eberhard Piltz. Eine Inflation an Sensation, wie wir sie am und nach dem 11. September erlebt hätten, würde auch jetzt noch - vor allem in den USA - zu einer Emotionalisierung der Nachrichten führen.

Die Gesellschaft an sich sei nicht schlechter geworden, so Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn. Jedoch sei die Übermittlung der "Schlechtigkeiten" nun schneller und der Mensch müsse lernen, damit umzugehen. Die Medien seien generell ein Spiegel der Gesellschaft, betonte Wolffsohn. Das Problem der Werte und die Verantwortung des Individuums müssten wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Roland Tichy, Chefredakteur der Telebörse, sieht keinen Anlass zum "Kulturpessimismus". Seiner Ansicht nach erfüllen die unterschiedlichen Medien vielmehr unterschiedliche Aufgaben und bedienen unterschiedliche Publika und alle für sich haben ihre Berechtigung und müssten auch so behandelt werden. "Die Mediengesellschaft stößt allerdings an ihre technischen Grenzen. Das staatliche Kontrollsystem wird durch ein globales Netzwerk unterwandert." Hier ist auch seiner Meinung nach eine stärkere individualisierte Verantwortung gefragt.

Wirtschafts-Ressortleiter der NZZ, Dr. Beat Gygi, sprach sich gegen eine Entmündigung der Konsumenten aus, wie er sie in Deutschland schon bei der Euro-Einführung beobachtet habe. Man spräche dem Volk nicht allzu viel Urteilskraft zu, dabei könnten die Konsumenten sehr wohl zwischen einer stark emotionalisierten und einer seriöseren Nachricht unterscheiden und somit durch ihre Reaktionen indirekt auch das Handeln der Journalisten beeinflussen.