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Jackass - eine Geschmacksfrage? BLM und Adolf Grimme Institut initiierten Dialog zwischen Fans, Machern und Medienaufsicht - "Jugendkult und Jugendschutz - Das muss sich nicht ausschließen!"

14.02.2003 | 15 2003
Authentisch, rebellisch, innovativ und unterhaltsam - so stuft Elmar Giglinger, Programmdirektor von MTV Deutschland, das in der Öffentlichkeit umstrittene Format "Jackass" ein. Zynisch, sozial desorientierend, mit hohem Nachahmungspotenzial und deshalb ein schwerer Verstoß gegen die Jugendschutzbestimmungen, lautet das Urteil der Medienaufsicht über die US-Show, deren deutsche Adaption "Freak Show" sogar als schwer jugendgefährdend eingestuft wird.

Rechtzeitig vor dem Kinostart von "Jackass - The Movie" in Deutschland diskutierten mehr als 100 Teilnehmer in der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) in München über "Jackass - Zwischen Jugendkultur und Jugendschutz". In der Begrüßung appellierte BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring erneut energisch an die Programmverantwortlichen des Musiksenders, den Auflagen des Jugendschutzes gerecht zu werden: "Es geht hier um 12- bis 14-Jährige, die gefährliche Stunts nachspielen wollen, ohne das Risiko einschätzen zu können."
Die Kooperationsveranstaltung der Landeszentrale und des Adolf Grimme Instituts wollte den Dialog zwischen Fans und Machern auf der einen Seite sowie der Medienaufsicht und Kritikern auf der anderen Seite fördern. Bernd Gäbler, Geschäftsführer des Adolf Grimme Instituts: "Wir haben versucht, das Entsetzen, Kopfschütteln und Nicht-Verstehen in rationale Argumente zu überführen. Schon deshalb hat sich die Veranstaltung gelohnt." Prof. Dr. Manfred Bornewasser vom Institut für Psychologie der Universität Greifs-wald und Holger Quellenberg, Mitarbeiter der Shell Jugendstudie, stellten dazu empirische und psychologische Befunde der Jugendforschung vor. Leistungsorientiert und zugleich hedonistisch sei die heutige Jugend und immer wieder auf der Suche nach Echtheit.
Das Authentische der Show fasziniert auch den bekennenden "Jackass"-Fan Ralf Biniasch. Ähnlich schätzt es der Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), Joachim von Gottberg, ein. Er betonte aber: "Jugendkult und Jugendschutz müssen sich nicht ausschließen." Verena Weigand, Geschäftsführerin der Gemeinsamen Stelle Jugendschutz und Programm der Landesmedienanstalten, erläuterte: "Im Grunde genommen akzeptieren Kinder und Jugendliche den Jugendschutz, auch wenn sie nicht jede einzelne Entscheidung toll finden."
Für die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) erklärte Folker Hönge, warum der Kinofilm für Jugendliche nicht freigegeben werde, während Petra Meier von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (BPjS) mit einem Indizierungsantrag für den Videofilm rechnet.

Eröffnet wurde die Tagung durch ein Streitgespräch zwischen der taz-Chefredakteurin Bascha Mika und MTV-Programmchef Elmar Giglinger. Während Giglinger die kontroverse Beurteilung des TV-Formats vor allem als Geschmacksdifferenz auffasste, forderte Mika eine gründliche Wertediskussion. In diesem Punkt wusste sie sich einig mit dem Adolf Grimme Institut und der BLM.