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Medien sind Schrittmacher bei Integration - Interdisziplinäre Fachtagung weist Medien besondere Bedeutung bei Integrationsprozessen zu

03.12.2007 | 50 2007

"Die Nutzung und aktive Gestaltung von Medien durch Kinder und Jugendliche – gleich welcher ethnischen Herkunft – hängt im Wesentlichen von sozioökonomi­schen Faktoren ab: Bildungsstand und Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht prägen maßgeblich den Umgang mit Medien, die Herkunftskultur setzt zusätzliche Akzente. In der Beschäftigung mit Medien liegen Chancen, Benachteiligung und Ausgrenzung aufgrund der ethnischen Herkunft zu überwinden. Insofern können Medien im besonderen Maße zur Integration beitragen“, so lautet ein Hauptbefund der interdisziplinären Fachtagung, die das JFF – Institut für Medienpädagogik in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) und dem Deutschen Kinderhilfswerk am 30. November in München durchgeführt hat.
 
Die wachsende Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland verlange von beiden Seiten große Anstrengungen, um ein friedliches und ver­ständnisvolles Miteinander zu ermöglichen. Medien können und müssen in diesem Prozess eine Schlüsselfunktion übernehmen. Als Instrument einer gelingenden Integration tragen sie zur gegenseitigen Verständigung, zum Abbau von Vorurteilen und zum gemeinsamen kreativen Handeln bei. Denn grundsätzlich unterscheiden sich Kinder und Jugendliche in ihrer Medien­nutzung nicht durch die ethnische Herkunft: Medien dienen allen Heranwachsenden zur Unterhaltung, Orientierung, Information und Kommunikation. Der größte Unter­schied liegt darin, dass Jugend­liche mit Migrationshintergrund auch herkunfts­sprachliche Angebote nutzen, um sich über ihr Heimatland zu informieren oder sich in ihrer Heimatsprache unter­halten zu lassen.
 
Die Medienpädagogik muss deshalb Konzepte anbieten und entwickeln, um alle jungen Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit abzuholen. Prof. Helga Theunert, wissenschaftliche Direktorin des JFF: „In der Auseinandersetzung mit Medien bieten sich mehrere Chancen: Jugendliche bilden dabei ihre Identität und können sich in der aktiven Gestaltung mit anderen kreativ auseinandersetzen. Gleichzeitig eröffnet der Erwerb von Medienkompetenz gerade bei bildungsfernen Jugendlichen und jugendlichen Migranten die Chance auf mehr Teilhabe und Partizipation an der Gesellschaft. Um diese Möglichkeiten im medienpädagogischen Bereich effektiv nutzen zu können, bedarf es einer intensiven Forschung zu Spezifika, Stärken und Problemanzeigen des Mediengebrauchs in Migrantengruppen.“ Ansätze und erfolg­reiche Projekte der rezeptiven und aktiven Medienarbeit gebe es zwar – große Potenziale liegen aber noch brach, weil nicht zuletzt Mittel und der politische Wille zur Umsetzung fehlen.
 
Ähnlich wie die grundsätzliche Bedeutung von Medien im Alltag von Menschen lange Zeit unterschätzt worden war, so werden deren Möglichkeiten bei der Inte­gration von Migrantengruppen bislang noch zu wenig beleuchtet und gefördert, betonten Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks und Prof. Wolf-Dieter Ring, Präsident der Bayerischen Landes­zentrale für neue Medien.
 
Einigkeit bestand auf der Tagung, dass medienpädagogische Befunde künftig stärker in die Ausbildung von pädagogisch Tätigen einfließen müssen. Denn neben den vielen Chancen sollten auch mögliche Gefahren – beispielsweise eines Dauer­medienkonsums – bewusst gemacht und die Beschäftigung mit Medien hin zur aktiven Auseinandersetzung und zum selbsttätigen Produzieren gelenkt werden. Das Internet mit entsprechenden Foren, Portalen und direkten Kommuni­kations- und Präsentationsplattformen verdient dabei besonderes Augenmerk.
 
Mit einer größeren Anzahl von Verantwortlichen mit eigenem Migrationshintergrund in den Medien und einer vorurteilsfreien Berichterstattung über Migranten wurde zudem die Hoffnung verbunden, dass weniger über angebliche Defizite von Migran­tengruppen berichtet wird – statt dessen deren Lebenswirklichkeit als konstituieren­der Teil der gesellschaftlichen Realität betrachtet wird.
 

>> Kontakt: Dr. Wolfgang Flieger, Tel. (089) 63 808-313, wolfgang.flieger@blm.de