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„I have a stream“ - Webradios als Markenverstärker mit Zukunft

03.07.2008 | L15 2008
Bis zum Jahr 2012 wird es laut einer Prognose der Goldmedia GmbH 13 Millionen Onlineradionutzer in Deutschland geben und die Onlinewerbeeinnahmen für Internetradio-Angebote werden auf 19 (worst case) bis 38 Millionen Euro (best case) steigen. Im Rahmen des Workshops „I have a stream: Radioplattform Internet“ auf den Lokalrundfunktagen in Nürnberg stellte Prof. Dr. Klaus Goldhammer die Ergebnisse der Studie „Online Radio Perspektiven“ erstmals vor. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) hatte die Studie in Auftrag gegeben, um Einschätzungen über die Entwicklungen des Radios im Internet zu bekommen. Gleichzeitig konnten erste Erfahrungen mit bereits laufenden Projekten präsentiert werden.
 
„Mittlerweile“, so Goldhammer, „bietet neben den landesweiten Sendern, wo man von einer Vollversorgung sprechen kann, auch fast jeder regionale/lokale UKW-Sender ein Internetangebot an – im Gegensatz zu vor zwei Jahren, wo es lediglich 60 Prozent waren.“ Die Lokalsender seien zumeist mit 1.000 bis 5.000 Hörern pro Tag noch im Aufbau, die landesweiten erreichten im Netz bereits 15.000 bis 100.000 Hörer. Manche Internet-Only-Angebote wie z.B. „Geo-Podcast“ kommen bereits auf rund 150.000 Downloads pro Monat. Während die UKW-Verweildauer abwärts gehe, hat sich die Verweildauer bei Internetradio seit 2000 mehr als verdoppelt. So nutzen 21 Prozent aller Onliner (zumindest selten) Internetradio. Bei den 14- bis 18-Jährigen sind es schon 34 Prozent. Sie verweilen im Schnitt 98 Minuten, wobei die Mehrheit der Live-Radionutzer die Website des bereits über UKW gehörten Senders bevorzugt.
 
Über den Verkauf der Endgeräte bräuchte man sich laut Goldhammer keine Sorgen zu machen. „W-LAN-Radios sind offenbar attraktive Produkte, die sich bei Tchibo ebenso wie im Versandhandel verkaufen.“ Auch bezüglich der Streaming-Kosten, die vielen Anbietern noch zu schaffen machten, zeigte er sich optimistisch: „Amerikanische Studien zeigen, dass diese Kosten bis 2015 gegen Null gehen werden. Außerdem sanken die Endkundenpreise für BB-Dienste in Deutschland von 2004 bis 2007 trotz steigender Dienstequalität um rund 17 Prozent pro Jahr. Sowohl die rapide sinkenden Streaming-Kosten für Anbieter als auch sinkende Endkundenpreise forcieren Multimediaangebot und -nutzung über das Internet.“ Zudem würden immer mehr Dienstleister ein Potenzial darin erkennen, die Streaming-Kosten zu refinanzieren.
 
Die Studie der Goldmedia GmbH sagt ein rasantes Wachstum der Online-Werbe­ausgaben voraus. Goldhammer erwartet ein durchschnittliches Wachstum der Online-Werbeumsätze in Deutschland (brutto) bis 2015 auf rund 7 Milliarden Euro. Besondere Wachstumschancen sieht Goldhammer bei den Online-Werbeeinnah­men im Bereich der Spotwerbung.
 
Carola Gierse, Projekt Managerin bei der Radio NRJ GmbH in Hamburg, die seit Oktober 2007 schon mit neun Internet-Only-Programmen im Netz vertreten ist, sieht die Web-Angebote nicht als Konkurrenz des bestehenden Programms: „Die Web-Angebote pushen das andere Programm. Es handelt sich hierbei eher um Parallelwelten, um eigenständige Programm mit eigenen Musik­gattungen, die allesamt die Marke NRJ unterstützen.“ Eine Kannibalisierung fände nicht statt. Die Zusatzprogramme böten innovative und interessante Werbemöglich­keiten. Der Umsatz habe sich 2008 gegenüber dem Vorjahr bereits verdoppelt.
 
Auch Hans-Dieter Hillmoth sieht keinen Verdrängungsmechanismus. 65 bis 70 Prozent der Webradionutzer kämen aus dem Dunstkreis der UKW-Nutzer und würden die Internet-Angebote als weitere Auswahl nutzen. Bei DIGITAL 5.1, wo laut Geschäftsführer Hillmoth die Internetangebote zunächst als Abfallprodukt bzw. Fingerübung ins Laufen gebracht wurden, verzeichnet man mittlerweile 2,5 Millio­nen Nutzer pro Monat. „Man muss sich der Zukunft stellen“, so Hillmoth, „auch wenn der Internetnutzer momentan noch zehnmal so viel kostet wie ein UKW-Hörer.“
 
Das Internet dient auch bei der Radio Arabella GmbH in Wien zur Verlängerung des Programms. Der Geschäftsführer Wolfgang Struber sagte: „Wir betreiben die Internet-Angebote nicht, um sie zu haben, sondern um die Reichweiten mitzu­nehmen, die Hörer-Senderbindung zu verstärken und um neue Hörer zu gewinnen.“ Letztlich sei es eine Möglichkeit, neue Genres und Social Networks innerhalb der Marken-Familie zu etablieren.
Bernhard Bahners kam Ende 2006 ins Madsack MediaLab, um das Projekt radio.de zu entwickeln. Radio.de soll dazu dienen, in dem Wirrwarr von tausenden Internet­sendern seinen persönlichen Sender zu finden bzw. seine Marke etablieren zu können. Auch hier werden sich, so Bahners, neue Chancen in der Vermarktung durch Clusterbildung etc. ergeben.