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#followme: Wenn „perfekte“ Influencer zu medialen Vorbildern werden - Fachtagung des Forums Medienpädagogik zur Bedeutung von Influencern für Jugendliche

08.11.2019 | 61 2019

Sie wirken glaubwürdig, authentisch, nahbar und sind doch perfekt inszeniert: Influencer wie Bibi, DagiBee oder Gronkh haben auf den Social Media-Kanälen Instagram und YouTube unzählige Follower und bieten Heranwachsenden mit ihren Bildern und Videos Orientierung und Identifikations­möglichkeiten. Welche Bedeutung Influencer als mediales Vorbild für Kinder und Jugendliche haben, damit setzten sich gestern Experten auf der 25. Fachtagung des Forums Medie­n­pädagogik der BLM unter dem Motto #followme auseinander.

Als Herausforderung für Regulierer in puncto Schleichwerbung und Jugendschutz bezeichnete BLM-Geschäftsführer Dr. Thorsten Schmiege die „perfekt inszenierten“ Internet-Stars auf den Social-Media-Kanälen. Die Stars im digitalen Zeitalter erreichten im Unterschied zu früheren Idolen wie Elvis Presley nicht mehr eine ganze Generation, erläuterte die Medienwissenschaftlerin Dr. Martina Schuegraf im Einführungsvortrag, sondern hätten nur noch in Teilbereichen Vorbildcharakter. Die Funktion von Influencern auf Instagram sieht sie eher in der Inspiration als in der Beeinflussung.

Für die Identitätsentwicklung der jungen Nutzer gehen von Influencern positive und negative Effekte aus: Sie vermitteln einerseits Orientierung, Zugehörigkeit und stärken die Selbstsicherheit. Jugendliche verspüren möglicherweise aber auch Druck, wenn die meist makellosen Schön­heiten und Fitnessgurus auf Instagram & Co zu Vorbildern werden, warnte Dr. Eveline Hipeli von der Pädagogischen Hochschule Zürich. Deshalb seien das soziale Umfeld und die Medienkompetenz der Rezipienten zentral, wenn es um die Wirkung medialer Vorbilder gehe.

Spiegeln sich in den (neuen) sozialen Medien möglicherweise alte Geschlechterklischees? Diese Frage beantwortete Dr. Christine Linke vom Institut für Medienforschung an der Universität Rostock mit einem ganz klaren „Ja“. Von #genderequality keine Spur, hat ihre Analyse der Top 100-YouTube-Kanäle in Deutschland ergeben. Frauen seien auf YouTube deutlich unterrepräsentiert, bearbeiteten eher traditionelle Themen wie Beautytipps, Ernährung sowie Fitness und bezeichneten ihre YouTube-Aktivitäten im Gegensatz zu den männlichen Kollegen eher als Hobby.

Und wie verändern die weiblichen Influencer in der Fitness-Szene das Selbstbild ihrer Instagram-Followerinnen? Dazu hat Prof. Dr. phil habil. Katrin Döveling von der Hochschule Darmstadt Nutzerinnen befragt und herausgefunden: Der Fitnesstrend betreffe zwar auch Männer, aber es dominierten zumeist schlanke Frauen auf digitalen Medien. Die Vergleiche mit diesen Vorbildern führten zu negativen Effekten wie Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und einem geringeren Selbstwertgefühl bei den jungen Nutzerinnen.

Mit der Vorführung von Produkten auf Instagram oder YouTube verdient diese neue Art von Vorbildern Geld. Aber nur ein geringer Teil der Influencer kann von den Werbeeinnahmen leben, berichtete Ingo Barlovic vom Marktforschungs­institut iconkids & youth. Ein „Allheilmittel“ wären diese Markenbotschafter nicht für die Werbewirtschaft, so sein Fazit. Insbesondere, wenn Eltern mit ihren Kindern Klicks erzeugen und Geld verdienen, sei das nicht in Ordnung.

Und es verletzte sogar die UN-Kinderrechtskonvention, verdeutlichte Luise Meergans vom Deutschen Kinderhilfswerk in ihrem Exkurs zu #kidfluencern. Wenn ein Siebenjähriger wie Ryan Toys aus den USA mit „Unboxing“-Videos, also dem Aus­packen von Geschenken, zum bestverdienenden YouTuber der Welt werde und in Deutschland knapp 900.000 Menschen Mileys Welt abonnieren, sei das kein „Rand­phänomen“ mehr, so Meergans. Eltern verletzten mit diesem „gravierenden Eingriff in die Privat- und Intimsphäre ihrer Kinder“ nicht nur deren Persönlichkeitsrechte, sondern verstießen auch gegen Bestimmungen zum Verbot von Kinderarbeit, betonte die Leiterin des Bereichs Kinderrechte und Bildung beim Kinderhilfswerk. „Es ist eine immense Last, die auf den Schultern dieser Kinder liegt“, so Meergans, deren Eltern es schlicht an Medienkompetenz fehle.

Mehr Informationen sowie Fotos zur 25. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM finden Sie hier.
 

Kontakt:
Bettina Pregel
Telefon 089 63808-318
bettina.pregel@blm.de