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Start-up with Ethics

©Michel Hohendanner / Theresa Fischer

Ethics by Design

Die BLM engagiert sich seit Jahren für die innovative Weiterentwicklung der Medienlandschaft Bayern. Ihr ist es ein Anliegen, sich nicht nur intensiv mit politischen, wirtschaftlichen und strukturellen Folgen der Digitalisierung zu befassen, sondern sich auch und gerade mit ihren ethischen Fragestellungen auseinanderzusetzen und die gesellschaftliche Debatte zu diesem Thema zu befördern.

Zum Thema „Ethics by Design“ hat die BLM ein valides innovatives Forschungsprojekt bei der Hochschule der Medien in Stuttgart in Auftrag gegeben. Der Forschungszeitraum umfasste zwei Jahre.

 Was ist Ethics by Design?

„Ethics by Design“ bedeutet, dass ethische Überlegungen und Wertemaßstäbe – wie Nachhaltigkeit, Ressourcen, Kinder- und Jugendschutz, Datensparsamkeit oder Herstellungs- und Handelsbedingungen – bereits bei der Entwicklung und Entstehung von Technologien und Geschäftsmodellen mitgedacht werden.

Immer häufiger wird Medienunternehmen und Start-ups die Frage nach ihren Werten gestellt. Wie begegnen sie dieser Frage? Wie kann Ethik praktisch bei der Entwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen implementiert werden?
 
Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) wollte das genau wissen. Deshalb initiierte sie eine Studie an der Hochschule für Medien in Stuttgart. Ziel war es, herauszufinden, wie ethische Überlegungen von Anfang an in den Geschäftsprozess einfließen können.

Teil 1: Die Studie „Ethics by Design“

Anfang des Jahres 2019 beauftragte die BLM die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Petra Grimm sowie die Wissenschaftler Prof. Dr. Tobias Keber und Prof. Dr. Michael Müller des Instituts für Digitale Ethik an der Hochschule für Medien in Stuttgart (HDM) damit, ein Qualifizierungskonzept mit dem Thema „Ethics by Design für Start-ups“ zu entwickeln. Das Projekt sollte einen Entwurf liefern, wie Start-ups ethische Überlegungen und Wertmaßstäbe in den Gründungs- und Geschäftsprozess integrieren können. Der Zeitplan des Projekts betrug zunächst zwei Jahre.

In das Qualifizierungskonzept sollten Erfahrungen von Medien-Start-ups mit Blick auf die praktische Anwendung einfließen. Es ging darum, ethische Fragestellungen von der ersten Produktidee bis zum verkauften Endprodukt mitzudenken. Wertmaßstäbe sollten dabei ins Geschäftsmodell einfließen, in die vielschichtigen Prozesse der Technikgestaltung einbezogen werden und als Grundlage für Gestaltungs- und Designprozesse gelten.

Medien-Start-ups

Medien-Start-ups sind Neugründungen, die ihr Produkt über eine mediale und inhaltsgetriebene Kommunikationsabsicht definieren und diese zur Information oder Unterhaltung anbieten.

Wie Ethics by Design in der praktischen Anwendung aussieht und welche Prozesse im Gründungsprozess hierfür eine Rolle spielen, wurde in mehreren Workshops mit Start-up-Unternehmen aus Bayern erörtert. Die Professorin und Professoren haben über ein Jahr lang Einzelinterviews und Fokus-Gruppenworkshops mit Gründerinnen, Gründern und Start-up-Teams – vor allem aus dem Medienbereich – durchgeführt. Organisiert wurden die Workshops in enger Zusammenarbeit mit der BLM und mit Unterstützung des Media Labs Bayern. Die wertvollen Erkenntnisse, Überlegungen und Reflexionen der Gründerinnen und Gründer sind in die Entwicklung der „Start-up with Ethics Compass“-Methode, kurz SEC-Methode, eingeflossen.

Um so anschaulich wie möglich „Ethics by Design“ zu erklären und zu ergründen, wo und wie ethische Reflexionen am besten in den Gründungsprozess eingebracht werden können, wurde in den Workshops ein Use Case, die sog. Nanny-App, entwickelt. Die Nanny-App war als Beispiel für einen „Ethics-by-Design“-Prozess besonders geeignet, weil sie technisch wie ein Medienprodukt funktioniert und Aspekte des Kinderschutzes aufweist. Anhand dieses Use Case wurde die SEC-Methode mit den Teilnehmern des Workshops durchgespielt.

Es hat sich anhand der Workshops gezeigt, dass die Einbeziehung von ethischen Überlegungen in einem frühen Zeitpunkt bei der Entstehung eines Produkts oder eines Geschäftsmodells mitgedacht und integriert werden sollen und können.

Um Gründerinnen und Gründern sowie Start-ups ein Werkzeug an die Hand zu geben, ethische Fragestellungen in ihr Unternehmen zu integrieren, wurde die SEC-Methode entwickelt und das Workbook erstellt.

Teil 2: Workbook „Start-up with Ethics“
Cover Ethics by Design
© Michel Hohendanner / Theresa Fischer

Als Ergebnis der Studie „Ethics by Design“ ist Ende 2021 im kopaed-Verlag ein Arbeitsbuch mit dem Titel „Start-up with Ethics“ aus der Praxis für die Praxis entstanden: Mit diesem Werk sollen Start-up-Teams eingeladen werden, sich anhand der im Workbook Schritt für Schritt beschriebenen Methode bei der Gründung, aber auch in den weiteren Repeat-Prozessen, mit den Folgen ihres unternehmerischen Handelns zu beschäftigen. Das modern gestaltete Buch zeigt mit der Methode des „Start-up with Ethics Compass“ (SEC) praxisnah, zielgruppengerecht und anschaulich, wie es gelingen kann, sich zu einem werteorientierten Unternehmen zu entwickeln.

Was ist die SEC-Methode?

Mit der Methode des „Start-up with Ethics Compass“, kurz SEC-Methode, können Start-ups werteorientierte Handlungsstrategien erarbeiten und in ihrem Unternehmen umsetzen. Jedes Start-up ist anders und hat eigene Ziele. Der „Compass“ hilft ganz individuell, in Abhängigkeit vom eigenen Ziel, den richtigen Weg zu finden, ohne das Ziel vorzugeben. Daher stellen sich viele ethische Fragestellungen jeweils neu. Der Kompass soll helfen, vor, während und nach der Geschäftsmodellentwicklung durch ethische Fragestellungen zu navigieren und das passende Konzept für das eigene Geschäftsmodell zu finden.

Das Workbook arbeitet mit einem narrativen Ansatz und bietet den Start-ups eine Anleitung, um den richtigen Weg für die Umsetzung der eigenen Ziele zu finden. Das Workbook ist auch als E-Book erschienen. Zu bestellen ist das Workbook für 15,– € über den kopaed-Verlag (ISBN 978-3-96848-024-4).

Die Präsentation des Workbooks fand am 30.04.2021 statt. 
 

Teil 3: Train the Trainer-Workshops

Ende 2021 fand ein erster zweitägiger „Train the Trainer“-Workshop zur Methode des „Start-up with Ethics Compass“ (SEC-Methode) statt. Mit dieser Veranstaltung werden Trainerinnen und Trainer dafür qualifiziert, Start-up-Unternehmen anhand der SEC-Methode zu vermitteln, wie ethische Überlegungen in ein Start-up integriert werden können. Die Autorin und die Autoren des Workbooks navigierten im Rahmen des Onlineformats die Teilnehmenden durch den von ihnen entwickelten innovativen und praxisorientierten Ethik-Kompass. Anhand eines Planspiels mit einer fiktiven Start-up-Idee haben die Teilnehmenden in Kleingruppen die SEC-Methode unter Hilfestellung der Autoren erprobt, um so selbst Start-ups besser bei der Anwendung der SEC-Methode begleiten zu können. Angehende Trainerinnen und Trainer werden damit befähigt, die SEC-Methode in eigenen Workshops zukünftig Start-ups zu erläutern.

Sollten Sie Interesse haben, Trainerin oder Trainer für die Vermittlung der SEC-Methode zu werden, melden Sie sich unter antwort.m@blm.de.

Kompass SEC-Methoden-Darstellung
© Michel Hohendanner / Theresa Fischer

Teil 4: Workshops für Gründerinnen und Gründer

Die BLM möchte es Medien-Start-ups in Bayern zukünftig ermöglichen, mithilfe der SEC-Methode den Weg zu einem werteorientierten Unternehmen zu finden. Gründerinnen und Gründer von Medien-Start-ups in Bayern werden durch Trainerinnen und Trainer in der Durchführung der SEC-Methode unterrichtet. Praxisnah und anschaulich werden Gründerinnen und Gründer mit dem „Start-up with Ethics Compass“ begleitet, Schritt für Schritt den Wertekurs für ihr Start-up zu finden.

Visual Sterne zu Ehics by Design
© Michel Hohendanner / Theresa Fischer

„Ethics by Design“ bringt Start-ups einen Nutzen, der über den eigentlichen Prozess hinausgeht. Wenn sie sich für einen erfolgreichen „Ethics by Design“-Prozess entscheiden, wirkt sich das unter anderem auch auf ihren „Unique Selling Point“ (USP) aus. Zunehmend werden „Privacy“ und „Ethics by Design“ im Markt als von den Konkurrenten abgrenzende „Features“ kommuniziert und insgesamt als Wettbewerbsvorteil wahrgenommen. Damit besteht vor allem für Gründerinnen und Gründer die Chance, sich mit ethisch reflektierten Geschäftsmodellen von Wettbewerbern zu profilieren.

Sollten Sie Interesse an einem Workshop haben, um die SEC-Methode kennenzulernen, melden Sie sich bei uns unter antwort.m@blm.de.

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Teil 5: Webinar bei der Bundeswehruniversität München
Webinar Start up with Ethics

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Im Rahmen der Gründerwoche Deutschland fand am 18.11.2021 ein Online-Webinar zum Thema „Start-up with Ethics – Ethische Reflexion als Wettbewerbsvorteil und wie Ethik ins Unternehmen kommt“ statt. Die „founders@unibw“ – das Gründungszentrum der Universität der Bundeswehr in München-Neubiberg – lud gemeinsam mit der BLM Gründerinnen und Gründer sowie Studierende der Bundeswehruniversität München und Hamburg ein, sich näher mit der Lösung ethischer Fragestellungen bei der Entwicklung eines Start-ups zu befassen. Die Autoren des von der BLM in Auftrag gegebenen Workbooks, Prof. Dr. Petra Grimm, Prof. Dr. Tobias Keber und Prof. Dr. Michael Müller, erklärten, warum ethische Fragestellungen für Start-ups und Unternehmen heute so wichtig sind und wie sie Schritt für Schritt in den Geschäftsprozess integriert werden können. Die Veranstaltung besuchten knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die das Thema im Rahmen der Veranstaltung rege diskutierten. Es zeigte sich im Rahmen der Diskussion, dass Ethik für Start-ups ein zeitgemäßes und unternehmensrelevantes Thema ist und somit auch für die Beratungspraxis durch Gründungszentren eine gefragte und wichtige Bedeutung hat.

Pressemitteilung vom 17.11.2021