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Medienrat: Berichte des Vorsitzenden / des Präsidenten

Bericht des Präsidenten zur 30. Sitzung des Medienrats

11.12.2014 | 30 2014
Medientage München 2014
 
Die diesjährigen MEDIENTAGE MÜNCHEN fanden vom 22. bis 24. Oktober unter dem Motto "Kein Spaziergang – Wege zur digitalen Selbstverständlichkeit" statt. Rund 6.000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland – darunter mehrere Hundert Journalisten – haben Europas größten Medienkongress und die begleitende Messe besucht. Gerade die zahlreichen Rückmeldungen der Kongress- und Messebesucher, aber auch die Medien­berichterstattung trugen dazu bei, eine positive Bilanz der MEDIENTAGE 2014 ziehen zu können. Vor allem die modifizierte Programmstruktur mit neuen Formaten sowie kürzeren Panel-Veranstaltungen war ein voller Erfolg. Auch das neue Konzept der Auftaktveranstaltung, moderiert von Klaas Heufer-Umlauf, wurde sehr gut angenommen, ebenso der neu gestaltete Fernsehgipfel, der den bisherigen medienpolitischen Gipfel abgelöst hat. Dennoch lag ein Schwerpunkt der Medientage auf der Medienpolitik. So wurden die Ergebnisse des „Runden Tisch Medienpolitik“ vorgestellt, den Minister­präsident Seehofer bei den Medientagen 2012 in Leben gerufen hat. Ich werde in meinem Bericht noch ausführlicher darauf eingehen. Ergänzt wurde der Schwerpunkt Medienpolitik u.a. durch die Diskussion zur Netzneutralität auf dem Infrastrukturgipfel und ein ausführliches Interview mit dem Präsidenten des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, zum Thema Medienpolitik und Wettbewerb.
 
Insgesamt diskutierten rund 450 Referenten in mehr als 90 Einzelpanels. Unter dem Titel „Technik & Innovation“ wurde eine zusätzliche thematische Schiene eingeführt. Neu gestaltet wurde auch der dritte Kongresstag mit weiteren ganztägigen Themenschwer­punkten zu Social Media, Breitband, Paid Content und Content Marketing. Hörfunkthemen wurden mit einer eigenen Themenschiene „Radio & Audio“ am zweiten und dritten Veranstaltungstag im Kongressprogramm platziert.
 
Mehr als in der Vergangenheit brachten hochkarätige Medienexperten aus dem Ausland internationale Perspektiven auf den Kongress, darunter die US-Expertin für Bewegtbild­werbung im Internet, Ashley Swartz aus New York, Gründerin und  CEO von Furious Minds, der britische BBC-Radio-Experte Ben Chapman, Shahrzad Rafati, Gründerin und CEO von BroadbandTV mit Sitz in Vancouver oder die afghanische Journalistin und Frauenrechtlerin Farida Nekzad. Neben der Internationalisierung ist auch die Besetzung der Podien mit Frauen von großer Bedeutung für die künftige Akzeptanz der Medientage. Erfreulicherweise haben die Medientage es geschafft, die Podien mit einem Frauenanteil von 20 Prozent zu besetzen, den wir in den nächsten Jahren sukzessive ausbauen wollen. Neben zahlreichen namhaften Referenten bleibt ins­besondere die große Themenvielfalt weiterhin das Markenzeichen der Medientage München. Dazu gehören neben den Branchen-Themen auch die Themen  zu  „Medien & Gesellschaft“.
 
Auf der kongressbegleitenden Messe präsentierten rund 50 Aussteller die Zukunftstrends und Innovationen der Medien- und Kommunikationsbranche. Im Mittelpunkt standen dabei Top-Themen wie Digital Radio, Apps, Video on Demand, Distribution, HbbTV und Ultra HD sowie barrierefreie Kommunikationstechnologien. Neue Geschäftsmodelle und Business-Konzepte wurden in einer eigenen „Startup-Area“ vorgestellt, die es in diesem Jahr erstmals gab. Über Ausbildungsmöglichkeiten und berufliche Perspektiven für den Mediennachwuchs gab am dritten Veranstaltungstag der MedienCampus Bayern Auskunft, dessen Messebereich auch in diesem Jahr sehr gut frequentiert wurde.
 
Runder Tisch Medienpolitik
 
Auf Initiative von Ministerpräsident Horst Seehofer wurden im Jahr 2012 alle wichtigen Akteure am Medienstandort Bayern, Vertreter des öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunks, Zeitschriften- und Zeitungsverleger, die Internet-, Infrastruktur- und Filmwirtschaft, alle wichtigen Verbände und natürlich auch die Medienaufsicht eingeladen, sich an einem „Runden Tisch Medienpolitik“ in Bayern zu beteiligen. Die Teilnehmer des Runden Tisches waren sich dabei einig, dass die Konvergenz der Medien ein Überdenken aller Regulierungsbereiche erfordert, die deutsche Medienregulierung zur Entfaltung der Kreativität und Bereitschaft zu unternehmerischem Risiko Freiräume eröffnen muss sowie nicht sachlich gerechtfertigte Asymmetrien der Regulierung innerhalb Deutschlands und zwischen den Mitgliedstaaten der EU abgebaut werden sollen.
 
Auf Initiative von Staatsministerin Ilse Aigner haben verschiedene Arbeitsgruppen herausgearbeitet, in welchen Handlungsfeldern konkrete Vorschläge an die Politik gemacht werden können. Schließlich wurden konkrete Handlungsoptionen und –emp­fehlungen ausgearbeitet.
 
Die Themen für die medienpolitische Diskussion betreffen folgende zwölf Bereiche: Zulassung von Rundfunksendern, Jugendmedienschutz, Medienkonzentration und Meinungsvielfalt, Must-Carry-Regelung, Plattform-Regulierung, Beteiligungsgrenzen für Radio, Urheberrecht, Zusammenarbeit von Bundesnetzagentur, Bundeskartellamt und Landesmedienanstalten, Werbung, Kartellrecht, Datenschutz und Steuerrecht.
 
Zentrale Anliegen der Regulierung bleiben auch in Zukunft der Jugendmedienschutz und das Gebot der Menschenwürde sowie die Vielfalt der Angebote und der Anbieter. Diese Grundlagen der Regulierung sollten für alle audiovisuellen Inhalte gelten, die eine breitere Öffentlichkeit ansprechen und nicht mehr die Linearität als Abgrenzungskriterium für Rundfunk und Nicht-Rundfunk und damit für eine unterschiedliche Regulierungs-dichte. Letztendlich geht es darum, durch eine intelligente Regulierung einen möglichst weitgehenden Ausgleich zwischen gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Interessen zu schaffen und damit sowohl eine gelingende öffentliche Kommunikation sicherzustellen, als auch neue digitale Geschäftsmodelle zu ermöglichen.
 
Mit dem Gutachten der Rundfunkkommission der Länder unter dem Titel „Konvergenz und regulatorische Folgen“ und den Ergebnissen des „Runder Tisch Medienpolitik“ in Bayern liegen zwei konkrete Papiere bzw. Gutachten für eine Reform der Medien­regulierung auf dem Tisch. Der weitere Fahrplan sieht vor, dass die Rundfunkkommission der Länder auf der Grundlage der beiden Papiere  Vorschläge für einen zukünftigen Ordnungsrahmen entwickelt. Danach soll es eine gemeinsame Bund-Länder-Kommission geben, um konkrete Ansätze auszuarbeiten, in die auch das Telekommunikationsrecht und das Wettbewerbsrecht einbezogen werden.
 
100.000ster Medienführerschein
 
Der Medienführerschein Bayern ist eine Erfolgsgeschichte. Über 100.000 Kinder und Jugendliche aus ganz Bayern haben mittlerweile mit den kostenlosen Unterrichts­materialien altersgerecht Chancen, aber auch Risiken der Medienwelt kennengelernt. Wie Sie wissen, ist der Medienführerschein Bayern eine Initiative der Bayerischen Staats­regierung und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gefördert. Der Medienführerschein wurde 2009 ins Leben gerufen, um die Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern. Unsere Stiftung Medienpädagogik Bayern koordiniert den Medienführerschein Bayern.
 
Derzeit bietet der Medienführerschein Bayern kostenloses Unterrichtsmaterial für die 3./4., 6./7. und 8./9. Jahrgangsstufe aller Schularten. Darin werden aktuelle Themen wie z.B. Soziale Netzwerke, Computerspiele, Medienkonsum oder Werbebotschaften auf­gegriffen. Der Medienführerschein ist mittlerweile fest in der bayerischen Bildungsland­schaft verankert und wird an vielen Schulen in ganz Bayern im Unterricht eingesetzt.
 
Am 13. November hat Medienministerin Ilse Aigner gemeinsam mit Bildungsstaats­sekretär Georg Eisenreich und im Beisein von Thomas Kreuzer, dem Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums der Stiftung und mir Medienführerschein-Urkunden an Schülerinnen und Schüler der Mittelschule München an der Reichenaustraße überreicht – eine davon war die 100.000ste. Dabei betonte die Medienministerin: „Mit den modernen Medien souverän umzugehen, ist für jeden von uns sehr wichtig. Mit dem Medienführerschein Bayern lernt der Nachwuchs bereits frühzeitig, die Chancen und Risiken der Nutzung von Internet und neuen Medien zu begreifen. Besonders gut gelingt dies, wenn die neuen Technologien in den Schulalltag integriert werden.“
 
10. Interdisziplinäre Tagung
 
Ich bleibe beim Thema Medienpädagogik und Medienkompetenz. Am 27. und 28. Novem­ber hat im Jüdischen Museum und bei uns in der BLM die 10. Interdisziplinäre Tagung 2014 stattgefunden. Die interdisziplinäre Tagungsreihe des JFF – Institut für Medien­pädagogik, die von der BLM und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Frauen und Jugend unterstützt wird, regt seit ihrer Gründung zu einem fachübergreifenden Diskurs über das Heranwachsen in mediatisierten Lebenswelten an, bei dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen Aspekte des Medienhandels von Heranwachsenden unter aktuellen gesellschaftlichen und medialen Bedingungen beleuchten. Die Bedeutung solcher Diskussionen wächst, je intensiver mediale Techniken und Strukturen in das private und öffentliche Leben Eingang finden. Thema der 10. Interdisziplinären Tagung war „Alles unter Kontrolle? Interdisziplinäre Zugänge zum Aufwachsen in einer digitalen Gesellschaft“.
 
Ein Ergebnis der Tagung war, dass sich Medienkompetenz nicht nur an Kinder und Jugendliche richten darf, sondern auch die Älteren mitnehmen muss. Das erzieherische Umfeld und die pädagogischen Fachkräfte müssen ebenso einbezogen werden wie Akteure aus der Politik und den Medien.
 
INNOVATE:MEDIA
 
Die Landeszentrale startete zu den Medientagen die Initiative INNOVATE:MEDIA, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Radio- und Fernsehanbieter, insbesondere auch aus dem lokalen Bereich, im Medienwandel zu unterstützen. Der Digital-Ausschuss des Medienrats hat sich in seiner letzten Sitzung schon intensiv mit dem Projekt befasst. Ich darf Ihnen auch mit Blick auf den Wirtschaftsplan 2015 das Projekt mit seinen 5 Teilbereichen etwas genauer vorstellen. Ausgangspunkt der Initiative ist, dass sich unsere Medienwelt rasant verändert. Medien sind mobil überall verfügbar, die Medieninhalte präsentieren sich auf den unterschiedlichsten Plattformen multimedial, crossmedial oder transmedial. INNOVATE:MEDIA will mit seinen 5 Teilprojekten einerseits aufzeigen, welche Änderungen sich vollziehen, wo bemerkenswerte Ansätze für den Medienwandel bereits umgesetzt sind und will dann den Radio- und Fernsehanbietern möglichst konkrete Hilfestellungen geben, wie sie selbst digitale Projekte umsetzen können.
 
Das Teilprojekt media. fwd stellt auf der BLM-Webseite die besten innovativen Medienprojekte in Form von Multimedia-Formaten vor, um zu demonstrieren, welche Projekte Erfolg versprechend und damit eventuell nachahmenswert sind. Die Reihe media.fwd wird mit Mitteln der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der BLM vom Bereich Kommunikation und Medienwirtschaft mit externen Partnern umgesetzt.
 
Das Teilprojekt media. innovations, hat ebenfalls  zum Ziel, sichtbar zu machen, welche Innovationen, Start-Ups und Geschäftsmodelle speziell für den Medienbereich entstehen. Im Jahr 2014 wurde diese Veranstaltung bereits als Medieninnovationstag mit etwa 200 Besuchern durchgeführt; im Jahr 2015 ist diese Fachtagung zum Thema Innovation in den Medien wieder vorgesehen. Die hierfür vorgesehenen Mittel stammen aus dem Veranstaltungsetat der BLM.
 
Speziell für die lokalen Radio- und Fernsehstation in Bayern wird das neue Projekt media. projects aufgesetzt. Es hat zum Ziel, interdisziplinäre Teams von bayerischen Hochschulen mit den lokalen Radio- und Fernsehstationen vor Ort zusammen zu bringen, um innovative Entwicklungen anzustoßen. Media.projects ist wie ein Wettbewerb angelegt; der eigentliche Anreiz ist jedoch nicht der Preis, sondern das Arbeiten an konkreten Ideen für die Praxis. Das können neue Apps sein, aber auch neue digitale Formate in den lokalen Programmen. Die Besonderheit von Media Projects ist die, dass wir hier in Kooperation mit dem MedienCampus Bayern die Hochschulen und Universitäten mit mediennahmen Studiengängen von Amberg bis Passau und von Ansbach bis Kempten mit den lokalen und regionalen Rundfunkanbietern zusammen bringen. Für media.projects sind im Wirtschaftsplan 2015 unter dem Titel „Innovations­förderung“ € 20.000,- vorgesehen.
 
Das umfangreichste und auch ehrgeizigste Projekt im Rahmen der Innovationsförderung der BLM ist das media.lab Bayern. Eingebunden in die Maßnahmen des WERK 1, dem Gründerzentrum für Internet und digitale Medien, und angedockt an die afk-Kanäle afk TV und afk M94.5 soll das media.lab  entstehen.
 
Durch die Anbindung an die afk-Kanäle stehen die Produktionsmittel zur Verfügung, die notwendig sind, um multimediale digitale journalistische Projekte unter Anleitung auch durch externe Mentoren durchzuführen. Das media.lab ist einerseits ein Workspace für Medieninnovationen und andererseits ein Stipendienprogramm zur Projektentwicklung von Medieninnovationen vor der Startup-Gründungsphase. Im media. lab können Projektteams ihre Ideen bis zur Gründung entwickeln. Man könnte sagen, das media.lab entwickelt Gründerideen für den Medienbereich. Das media.lab soll ein Ort zum Aus­probieren werden und bietet hierfür die notwendige Unterstützung durch Produktions­mittel und Mentoring; dieses Ausprobieren soll jedoch auch den Medienunternehmen zugutekommen, indem die Medienunternehmen ihre Projekte in das media.lab einbringen und so von den neuesten Entwicklungen profitieren. Das media.lab ist über media.projects verknüpft mit den Innovationsförderprojekten in ganz Bayern. So soll gewährleistet sein, dass das media.lab auch ausstrahlt in alle Regionen Bayerns. Für das media.lab sind im Wirtschaftsplan der BLM € 220.000,- vorgesehen, wobei die Mittel für das media.lab unter dem Vorbehalt stehen, dass das Projekt von der Staatsregierung gefördert wird. Wir sind sehr zuversichtlich, dass das media.lab im Werk I den richtigen Impuls setzt, um die Medienwirtschaft in Bayern im Medienwandel zu stärken.
 
Jede Innovation braucht erst einmal eine gute Idee - und die kommt meist dann, wenn man sich mit anderen austauscht. Deshalb fördert INNOVATE:MEDIA auch die Vernetzung von jungen Talenten und Medienprofis. Über das fünfte Teilprojekt media.connect können sich Partner, Mentoren und Ratgeber finden.
 
Mobile Media Day
Passend zum Projekt INNOVATE:MEDIA fand am 3. Dezember in Würzburg zum zweiten Mal der Mobile Media Day statt. Rund 350 Fachbesucher und Studentinnen und Studenten beschäftigten sich im Vogel Convention Center mit den Auswirkungen der mobilen Internetnutzung für die Medien. Das mobile Internet bleibt einer der wichtigsten Wachstumstreiber im Netz. Die klassischen Medienanbieter müssen auf diese Entwicklung reagieren, denn die Nutzung mobiler Inhalte wie Nachrichten, Videos und Audioangebote steigt weiter rapide an. Im Rahmen der Fachtagung berichteten Referenten aus den Medien, Agenturen und Hochschulen über die neuesten Trends und Entwicklungen, beispielsweise bei sog. Wearables, also Geräten, die man am Körper trägt wie Uhren oder Brillen. Im Rahmen der begleitenden Ausstellung konnte man viele neue Entwicklungen ganz praktisch nachvollziehen. Ein Novum war die sog. Startup City, die einen Einblick in die engagierte Würzburger Gründerszene zeigte.
Der Mobile Media Day ist eine Veranstaltung der BayMS in Kooperation mit Vogel Business Media, der BLM, Coworking Würzburg und iwelt. Gefördert wurde die Veranstaltung vom Mediennetzwerk Bayern.