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4461 Tweets & 67 Sessions Medienzukunft
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4461 Tweets & 67 Sessions Medienzukunft

Das Media Lab Bayern hat am 11. und 12. Februar sein zweites #dmcmuc – Digital Media Camp veranstaltet. Das Barcamp für digitale Medien lockte fast 300 Besucher nach München.
Text: christoph gschossmann

Das Digital Media Camp hatte 2016 Premiere gefeiert. „Wollt ihr zwei Tage oder einen?“, hatte Lina Timm, die Leiterin des Media Lab Bayern, am Ende gefragt. Zwei, war die eindeutige Antwort. Deshalb erreichte das Camp #dmcmuc im Jahr 2017 eine ganz neue Dimension. Auch der imposante Schauplatz sprach dafür: 296 Teilnehmer trafen sich Anfang Februar im neuen Microsoft-Gebäude im Münchner Norden. Wie auf einem Barcamp üblich, durfte jeder Sessions halten, solange es sich um Themen im Bereich Digitaljournalismus handelte.

Zwei Tage lang mischten sich unter die Session-Veranstalter in der Branche bekannte Namen wie Richard Gutjahr und Michael Praetorius mit weniger bekannten Digital-Pionieren, was für eine große Themenvielfalt sorgte. Gutjahr, einer der frisch gekürten „Journalisten des Jahres“ des Medium Magazins, diskutierte mit seinen Session-Teilnehmern über „Good Bots, Bad Bots“. Bots seien bereits für 49 Prozent des globalen Webtraffics verantwortlich, aber könnten trotzdem keine vorhandenen Meinungen ändern, urteilte Gutjahr.

Praetorius‘ Session war einem anderen Trend gewidmet: dem Livestreaming. Welcher Content funktioniert bei Facebook & Co., welcher nicht? Die Antwort: Die Nutzer wollen keinen bunten Themenblumenstrauß, sondern möglichst Spezifisches. Ein Beispiel: Praetorius hatte live im Mai 2016 aus Protest ein S-Bahn-Monatsticket (53,40 €) verbrannt und so hunderttausende Klicks generiert. Andere Sessions suchten Antworten auf weitere aktuelle Fragen, zum Beispiel: Wie genau definiert man Fake News? Was passiert nach dem Tod mit Social-Media-Accounts? Wie erleben Blinde das Internet?

UMSTRITTENER ADBLOCKER

Das umstrittenste Thema der Veranstaltung aber war – für ein Barcamp eigentlich untypisch – vorher schon klar: Adblock Plus. Sowohl Firmen-Sprecherin Laura Sophie Dornheim als auch einer der schärfsten Kritiker des beliebten Browser-Plugins, Ex-Mobilegeeks-Blogger Sascha Pallenberg, hatten eigene Sessions zu dem Streitthema initiiert. Pallenberg kritisierte Adblock Plus, weil es mit Whitelists das Vertrauen seiner Nutzer missbrauche. Dornheim legte wiederum ihre Seite dar. Sie bestritt seinen Vorwurf, Nutzerverhalten zu tracken. Die Zuhörer konnten sich so ihr eignes Bild machen. Pallenbergs Session war zwar besser besucht, aber viele der Teilnehmer gaben zu, selbst Adblocker zu benutzen, weil sie die Werbung im Netz zu sehr nerve.

Nach 67 Sessions und 4461 Tweets mit dem Hashtag #dmcmuc – erneut deutschlandweites Trending Topic – endete das Barcamp mit denselben Fragen wie 2016: Im nächsten Jahr wieder zwei Tage? Wer kommt wieder? Die Handzeichen waren eindeutig: Der Diskussionsbedarf beim Thema digitale Medien bleibt riesig.
 
Weitere Informationen unter medialab-bayern.de/digital-media-camp.


Fotos: Christoph Gschoßmann
Bild Christoph Gschoßmann
Christoph Gschoßmann hat in München Amerikanische Kulturgeschichte studiert und war danach Volontär und Redakteur bei bundesliga.de. Derzeit arbeitet er bei der BLM im Bereich Digitale Strategie und schreibt an seinem ersten Roman.  
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