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Emotionen als Gatekeeper?
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Emotionen als Gatekeeper?

Beim Medieninnovationstag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) wurde diskutiert, wie sich Innovationen vorantreiben lassen. Etwa 200 Teilnehmer suchten in München nach Anregungen, Ideen und Konzepten.
Text KATRIN BAUMER

Die Frage nach der Rolle von Medienhäusern im Zuge der Digitalisierung ist ein Dauerbrenner und nach wie vor hochaktuell. Für Paul-Bernhard Kallen, den Vorstandsvorsitzenden bei Hubert Burda Media, steht fest: „Wenn ein Verlagshaus immer noch nur auf Papier publiziert, wird es bald gar nicht mehr publizieren.“ Auch Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender bei Axel-Springer, betonte auf der DLD-Bühne, dass technisches Know-how voll in ein Verlagshaus integriert sein müsse: „Ein Verlagshaus ist heutzutage vor allem ein digitales Geschäft.“

EMOTIONEN UND FAKE NEWS

Maßgeblich für dieses digitale Geschäft seien gute Inhalte, jedoch auch eine enge Bindung zu den Konsumenten, betonte Kallen. Dabei spielten soziale Online-Netzwerke eine zentrale Rolle. Die Macht solcher Plattformen zeigte sich etwa bei den Präsidentschaftswahlen in den USA. In einer emotional aufgeladenen Welt, merkte der US-amerikanische Journalismus-Professor Jeff Jarvis an, sei Angst die vorherrschende Emotion. Inhalte, die Ängste in den sozialen Online-Netzwerken instrumentalisieren, um die Meinungsbildung in der Gesellschaft zu beeinflussen, lassen sich nicht verhindern oder aufhalten. Wichtig ist also, wie die Medien damit umgehen. Denn falsche Nachrichten werden vor allem gefährlich, wenn journalistische Medien sie unreflektiert weiterverbreiten.

Wie aber können Medienhäuser auf die genannten Entwicklungen reagieren? Darüber diskutierte Jeff Jarvis mit Kara Swisher (Recode), Ludwig Siegele (Economist) und Jochen Wegner (Zeit Online). Wegener setzt auf Entschleunigung. Fakten zu prüfen und sich nicht auf Spekulationen einzulassen, das sei zentral für Journalisten: „Wenn ein Lastwagen in Berlin in einen Weihnachtsmarkt rast, und wir noch nicht wissen warum, sollten wir das auch so sagen!“ Für mehr Reflexion sprach sich auch Swisher aus: „Wir dürfen nicht einfach glauben und abtippen, was Leute sagen.“

Liegt die Verantwortung allein bei den Medienhäusern oder auch bei den sozialen Online-Netzwerken, die eine schnelle und emotional aufgeladene Verbreitung von Inhalten oft vorantreiben – allen voran Facebook? Beide müssten Inhalte auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen, sagte Kallen. Er betrachtet Facebook selbst als Medienunternehmen, das Verantwortung für gepostete Inhalte übernehmen müsse. Dem widersprach Döpfner: Facebook erstelle keine eigenen Inhalte. Jedoch habe das Unternehmen die Aufgabe, bei illegalen Inhalten auf Löschanfragen zu reagieren.

FACEBOOK-BEKENNTNIS ZUR VERANTWORTUNG

In welcher Verantwortung aber sieht sich Facebook selbst? Dan Rose, Vice President of Partnerships and Platform Marketing bei Facebook, unterstrich, man habe schon immer eng mit Publishern zusammengearbeitet und wolle durch künftige Kooperationen mit externen Spezialisten – etwa dem Recherchebüro Correctiv – Falschmeldungen besser als solche identifizieren. Für sein Journalism Project werde sich Facebook mit Medienpartnern vernetzen und Weiterbildungsmöglichkeiten für Journalisten sowie Medienkompetenz-Schulungen unterstützen. „Es ist keine Frage, dass wir eine wichtige Rolle in der Medienlandschaft spielen“, bekannte Rose bei der DLD Conference. „Wir wissen, dass die Leute ihre News über Facebook konsumieren. Diese Rolle nehmen wir sehr ernst!“

Bilder zur DLD17 unter folgendem Link: http://dld-conference.com/DLD17#gallery


GRAFIK: iStock.com/koya79
Bild Katrin Baumer
Katrin Baumer ist seit 2017 für den Bereich Kommunikation beim MedienNetzwerk Bayern verantwortlich. Zuvor arbeitete sie als freie Redakteurin und Social Media-Managerin unter anderem für das MedienNetzwerk Bayern, den MedienCampus Bayern und das Goethe-Institut.
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