Algorithmen sind längst überall. Sie beeinflussen unsere Medienwahrnehmung, kennen unsere Vorlieben und empfehlen uns Nachrichten, Bücher oder Videos. Sie informieren uns über Wichtiges und Banales. Sie lenken unsere Aufmerksamkeit, unser Kaufverhalten und sogar unsere Autos. Sie lernen selbständig und teilen uns digital mit, was wir in der analogen Welt (vermeintlich) brauchen. Die Magie der Künstlichen Intelligenz wird unser Leben nachhaltig verändern: Längst können wir journalistische Texte von Computern schreiben lassen. Wir sprechen mit Siri oder Alexa wie mit Familienangehörigen und wundern uns kaum darüber, dass Voice-Control-Lautsprecher unsere Sprachbefehle „verstehen“. Die sogenannten Smart Speaker werden im nahenden Weihnachtsgeschäft vermutlich millionenfach verkauft.
Ganz gleich, ob Online-Suchmaschine oder Social-Media-Timeline, ob personalisierte Internetwerbung oder Sprachsteuerung: Dahinter stecken Algorithmen. Und das sind zunächst einmal nur Handlungsvorschriften, die für Computer in eine Programmiersprache übersetzt werden. So können Maschinen Aufgaben beliebig oft durch standardisierte Automatisierung erledigen. Doch was auf den ersten Blick nüchtern, neutral und objektiv wirkt, kann für unsere Gesellschaft auf den zweiten Blick durchaus problematisch sein. Wer bestimmt beispielsweise die Regeln, nach denen Nachrichten gesucht, gefiltert, sortiert und individuell kuratiert werden? Und wie transparent und nachvollziehbar sind die Kriterien, mit denen Algorithmen darüber entscheiden, was relevant ist und was nicht? Was überhaupt ist Relevanz? Das alles sind fundamentale Fragen für die Medien- und Meinungsvielfalt in unserer Informationsgesellschaft.
Deshalb müssen wir uns darauf verständigen, welche Macht wir diesen neuen Gatekeepern künftig in unserer Gesellschaft einräumen wollen. In Zeiten, in denen das Internet und vor allem Social Media massiv an Bedeutung für die Meinungsbildung gewinnen und – laut der aktuellen MedienGewichtungsStudie der Medienanstalten – bei den Jüngeren bereits ungleich bedeutender als das Fernsehen sind, müssen wir die Intermediäre in die aktuellen Überlegungen über neue Regulierungsvorhaben in der konvergenten Welt einbeziehen. Wie lassen sich Algorithmen regulieren? Auch und gerade in einer positiven Medienordnung 4.0 dürfen dabei vor allem der Schutz der Menschenwürde sowie die Sicherung der Meinungs- und Medienvielfalt nicht verhandelbar sein. Übrigens: Dieser Text stammt – wie auch alle anderen Tendenz-Artikel – nicht von einem Roboter.
Foto: rosepistola.de
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Porträt: Gabi Hartmann/BLM
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