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Medienrat: Berichte des Vorsitzenden / des Präsidenten

Bericht des Vorsitzenden

19.11.2009 | 32 2009

Lassen Sie mich heute bei unserer Sitzung, wie es inzwischen ja schon Gewohnheit ist, einen Rückblick geben auf die vergangenen, in den Medien ereignisreichen Wochen. Dabei darf der Name von Robert Enke nicht fehlen, dessen Tod und das teilweise bizarre Medienecho darauf einige Anlässe zu Fragen geliefert haben, und das jenseits der Tragik des Einzelschicksals, das unser Mitgefühl verdient. Man muss schon etliche Jahre bis zum Begräbnis vom Papst Johannes Paul II. zurückgehen, wenn man eine ähnliche seitenfüllende, programmfüllende Präsenz eines Verstorbenen in den Medien feststellen will. Das sagt viel aus über die Unverhältnismäßigkeit zwischen dem Thema und seiner medialen Aufbereitung, über die hybriden Inszenierungen, die sich in den Medien viel rascher verselbständigen als früher. Hier wäre auch nachzudenken über eine längst säkularisierte Trauerkultur in unserem Land, die sich zwar noch bei den religiösen Formen bedient, sie jedoch ihres Inhaltes entleert. Ich hoffe jedenfalls, dass das, was von den Medien angestoßen, sie danach überrollt und atemlos gemacht hat, eines Tages mit dem notwendigen Abstand durch Medienwissenschaftler und Theologen genauer analysiert wird. Dann gelingt es vielleicht auch, die kritischen Anfragen herauszufiltern, die das Geschehen für uns alle bereithält, beginnend bei der Verdrängung psychischer Krankheit und noch lange nicht endend mit dem sportlichen Leistungswahn. 

Das wäre, so meine ich, auch einmal ein Thema bei den Münchner Medientagen. Für mich ist es jedenfalls eine positive Bestätigung, dass die Medienmacher und Medienverantwortlichen diesem Großereignis Jahr für Jahr einen festen Platz in ihrem Kalender einräumen. Die Ausstrahlung der Münchner Medientage weit über den deutschen Sprachraum hinaus muss sich freilich im Urteil der Besucher wiederfinden. Das erfordert einen planerischen und logistischen Aufwand, der von der BLM und ihrer Tochtergesellschaft vorbildlich gemeistert wird. Dafür möchte ich heute allen danken, die daran Anteil hatten und haben, insbesondere Herrn Kors und Herrn Müller. Zum Erfolgsmodell der Münchner Medientage tragen sicherlich auch Rituale wie die sogenannte „Elefantenrunde“ bei, auch wenn dabei der Abnutzungseffekt durchaus spürbar ist. Immerhin hat dieses Jahr der Philosoph Richard David Precht mit seiner „Keynote“ für geistige Frischluftzufuhr gesorgt und Helmut Markwort als Moderator für die notwendige Würzung mit Sottisen.

Die 15. Fachtagung des „Forums Medienpädagogik“ fand wie schon in den vergangenen Jahren außerhalb der Medientage in der BLM statt. Das hat sich bewährt, weil so ein anderes nicht nur medienaffines, sondern auch medienpädagogisches Publikum erreicht wird. „Surfen, zappen, daddeln“ war die Tagung überschrieben und sie befasste sich schwerpunktmäßig mit der Vermittlung von Medienkompetenz in der Schule. Dabei stellte Staatsminister Siegfried Schneider den neuinstallierten „Medienführerschein“ vor, an dessen Entwicklung unsere Stiftung Medienpädagogik Bayern maßgeblich beteiligt war. Den Hauptteil der hervorragend besuchten Veranstaltung bildeten praktische Konzepte der Medienpädagogik, die von Lehrern und den medienpädagogisch-informationstechnischen Beraterinnen und Beratern präsentiert wurden. Daneben gab es einen Markt der Möglichkeiten und zum Schluss eine leider etwas kurzatmige Podiumsdiskussion, an der aus dem Medienrat Herr Schmidt für die Lehrerverbände und Herr Wöckel für die Elternvereinigung mitwirkten. Lassen Sie mich auch an dieser Stelle dem Team der BLM unter der Leitung von Herrn Heim und Frau Weigand herzlich danken, das wiederum vorbildliche Arbeit geleistet hat.

Damit komme ich zum (medien-) politischen Teil meiner Ausführungen. Gestern Abend kehrte ich von der Gremienvorsitzendenkonferenz und der gemeinsamen Herbstkonferenz in Ludwigshafen zurück. Aus der Fülle der Beratungspunkte will ich nur die Strukturreformdebatte herausgreifen, die in eine neue Runde ging. Einigkeit bestand darin, dass die gemeinsame Geschäftsstelle in Berlin zum 1. April des nächsten Jahres ihre Arbeit aufnehmen soll. Die formalen Voraussetzungen dafür, insbesondere die Frage, wie diese Geschäftsstelle in die Konsultationsprozesse zwischen den Landesmedienanstalten und in die Arbeit der Kommissionen rechtlich eingebunden sein soll, sind der Klärung allerdings noch nicht nähergekommen. Das dafür vorgelegte Vertragsmodell fand schon deshalb keine Zustimmung, weil es viel zu komplex angelegt war und auch die Mitwirkungsmechanismen und –forderungen der Gremien nur am Rande, wenn überhaupt, berücksichtigt hatte. Erfreulich war es jedenfalls, dass im Kreise der Gremienvorsitzenden Einigkeit bestand, was diese Defizite betrifft und in den nächsten Monaten dafür Lösungsvorschläge in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit den Direktoren gesucht werden sollen. Nicht nur eine Randnotiz verdient die Tatsache, dass von der Gesamtkonferenz ein Papier verabschiedet wurde mit dem Titel „Der Preis der Qualität“, das den Verdrängungswettbewerb und seine Folgen für die duale Rundfunkordnung, aber auch die Rolle und Funktionen der Landesmedienanstalten in diesem System grundsätzlich reflektiert. Dieses Papier wird auch den Mitgliedern des Medienrats zugänglich gemacht und dient unserer Selbstvergewisserung wie der zusätzliche Fundamentierung des Gespräches mit den Gremien im öffentlich-rechtlichen Bereich, Stichwort Drei-Stufen-Modell.

Über den Tag hinaus wird uns noch die finanzielle Förderung des regionalen Fernsehens in Bayern beschäftigen. Hier hat inzwischen der Hochschulausschuss des Bayerischen Landtags beschlossen, dass sich die BLM an dieser Förderung beteiligen soll. Dafür stehen auch entsprechende Beträge, die uns abverlangt werden, im Entwurf des Gesetzes. Prof. Ring wird dazu nachher Stellung nehmen. Ich selbst möchte zunächst nur betonen, dass darüber mit uns außer andeutenden Gesprächen keine konkreten Diskussionen oder Verhandlungen geführt wurden. Das ist mehr als nur eine Stilfrage, es berührt auch das Selbstverständnis der Anstalt. Im Übrigen muss ich auch der irrigen, offenbar immer noch verbreiteten Meinung entgegentreten, dass die BLM Geld im Überfluss hat. Eine solche weitreichende Beteiligung an der Förderung des regionalen Fernsehens muss zwangsläufig zu massiven Einsparungen in anderen Bereichen der BLM führen, ich nenne hier nur die Technikförderung und die Programmförderung, aber auch die Fernseh- und Filmförderung. Darüber wurde nicht einmal in Ansätzen mit uns gesprochen, ganz abgesehen davon, dass die jetzt vorgesehene Gesetzesregelung auch weiterreichende Fragen aufwirft, was unser Selbstverständnis und den Eingriff in unsere Finanzhoheit betrifft. Hier wäre mir eine freiwillige Lösung mit Augenmaß weit lieber gewesen als eine verordnete Lösung mit dieser Reichweite. Aber dazu wird sich jetzt Prof. Ring äußern.