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Medienrat: Berichte des Vorsitzenden / des Präsidenten

Bericht des Präsidenten zur 27. Sitzung des Medienrats

24.07.2014 | 27 2014
 
 

Ergebnisse Funkanalyse Bayern 2014 und Media Analyse Radio II

 
Gute Nachrichten: Die Zahlen der Funkanalyse Bayern 2014 und der Media Analyse 2014 Radio II belegen, dass sich die privaten Lokalradiosender auf hohem Niveau behaupten und das lokale Fernsehen aufgrund der zusätzlichen Satellitenverbreitung zugelegt hat.
 
Nach den Ergebnissen der Funkanalyse Bayern 2014 erreichen die bayerischen Lokalradio-Programme eine Tagesreichweite von 29,0 Prozent an einem durchschnittlichen Werktag und damit 3,26 Mio. Personen ab zehn Jahren in Bayern. Die höchste Tagesreichweite im bayerischen Hörfunk erzielt der landesweite Sender Antenne Bayern mit 35,8 Prozent, der damit auch weit vor Bayern 1 und Bayern 3 liegt (vgl. Chart Entwicklung Tagesreichweite 2000-2014).
 
Bayern liegt nach der Media Analyse 2014 Radio II bei der Tagesreichweite mit 83 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt mit 79,7 Prozent sowie bei der Hördauer mit 217 Minuten immerhin 23 Minuten über dem Gesamtwert für Deutschland. Auch im Vergleich mit Bundesländern wie Baden-Württemberg (77,4%) und Nordrhein-Westfalen (77,7%) liegen die bayerischen Radiosender vorne. Der Marktanteilsvergleich in ausgewählten Bundesländern zwischen den privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern zeigt, dass in Bayern der Marktanteil der Privatradios gesamt (51,1%) den Anteil der Öffentlich-Rechtlichen (ARD gesamt: 46,7%) übertrifft, während es in den meisten anderen Bundesländern andersherum ist (z.B. Baden-Württemberg, ARD: 63,2%, Private 34%).
 
Auch mit den Ergebnissen des lokalen Fernsehens in Bayern können wir zufrieden sein. Die bayerischen lokalen Fernsehprogramme erreichen lt. FAB 2014 täglich 837.000 Zuschauer ab 14 Jahren und damit rund 40.000 mehr als im vergangenen Jahr. Dieser Zuwachs ist ausschließlich auf die DVB-S-Verbreitung zurückzuführen (vgl. Chart). Bemerkenswert ist die Marktanteilsentwicklung der Fensterprogramme von RTL und Sat.1 im Tagesverlauf. So steigt der Marktanteil bei RTL in Bayern deutlich von 6,1 auf 17,5% an, wenn zwischen 18.00 und 18.30 Uhr das lokale Fensterprogram läuft, und fällt danach wieder auf 14,5% ab. Genauso sieht es beim Sat.1-Fenster zwischen 17.30 und 18.00 Uhr aus (von 4,9 auf 13,5%). Diese Ergebnisse bestätigen, dass das bayerische Fensterkonzept keinesfalls schädlich für die Zuschauergenerierung auf den Kanälen der Hauptveranstalter RTL und Sat.1 ist.
 
Die aktuellen FAB- und MA-Zahlen zeigen insgesamt: Die bayerischen Hörfunk- und Fernsehanbieter haben gute Arbeit geleistet. Und das Satellitenkonzept der BLM zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit des lokalen Fernsehens beginnt zu greifen. Die lokale Rundfunklandschaft in Bayern ist gut aufgestellt. Doch im Hörfunk gefährdet der geplante Frequenztausch zwischen dem Jugendradioprogramm BR PULS und BR Klassik diese gute Positionierung.

 

BR-PULS, Rundfunkratsbeschluss vom 10. Juli 2014

 
Am 10. Juli hat der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR) die Entscheidung zum Frequenztausch gefällt. „Von 2018 an“, heißt es in der Pressemitteilung dazu, soll das Jugendprogramm BR PULS über die Frequenzkette von BR-Klassik ausgestrahlt werden, während das Klassikprogramm terrestrisch nur noch über den Digitalradiostandard DAB+ verbreitet wird.
 
Die BLM hat ihre Positionierung in dieser Frage sorgsam abgewogen. Wir sind einerseits den Interessen der privaten Radioanbieter in Bayern verpflichtet, wollten andererseits aber auch einen Kompromiss mit dem BR finden. Im Rahmen dieser Vermittlerrolle hatten wir alle privaten Anbieter für einen Vorschlag gewonnen, der die Entwicklungswünsche des BR respektiert, aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der Privaten offen hält. Unter den Voraussetzungen einer Gerätedurchdringung von 50% und einer DAB+-Hörernutzung von 25% hätten die Privaten dem Frequenzwechsel zugestimmt, auch weil dann für einen fairen Wettbewerb der jeweilige Verbreitungsweg nicht entscheidend ist. Um diese Prozentsätze zu erreichen, wurde eine gemeinsame Werbe- und Marketingstrategie für DAB+ angeboten.
 
Leider hat der BR dieses maßvolle Junktim kategorisch abgelehnt und die ausgestreckte Hand der Privaten zurückgewiesen.
 
Einen überprüfbaren DAB-Höreranteil vor einer Umstellung festzuschreiben, ist in anderen europäischen Ländern, die beim Digitalradio führend sind, absolut üblich. So wird Großbritannien erst bei einer DAB-Nutzung von 50% festlegen, wann der Umstieg von UKW auf DAB erfolgt. Und Norwegen stellt 2017 nur unter der Bedingung um, dass im Jahr 2015 bereits eine DAB-Nutzung von 50% erreicht ist.
 
In Deutschland fordern ARD und Deutschlandradio die Abschaltung von UKW spätestens im Jahr 2025. Wer wirklich an den Erfolg von DAB+ glaubt, müsste auch das bescheidene Ziel von 25% Hörernutzung im Jahr 2018 erreichen können. Die Netzabdeckung, also allein die technische Reichweite, zur alleinigen Bedingung für den Frequenztausch  zu machen, reicht nicht aus, um einen fairen Wettbewerb im dualen Rundfunksystem zu ermöglichen!
 

 Lokalrundfunktage

 
Um die jungen Hörer weiterhin zu erreichen, haben die privaten Lokalsender in Bayern bereits einiges unternommen. Die crossmediale Aufstellung ist ein notwendiger Schritt für das Überleben in der digitalen Medienwelt. Best Practice-Beispiele und Tipps rund um die Zukunftsfähigkeit von Lokalradios und –fernsehen waren dieses Jahr wieder Schwerpunkte der Lokalrundfunktage am 8. und 9. Juli in Nürnberg. Zwei gelungene Tage mit einer unterhaltsamen Eröffnungsveranstaltung. Auch die Verleihung der BLM-Lokalhörfunk- und Fernsehpreise, die in die Eröffnung integriert ist, zeigte, wie kreativ die Lokalfunker sind. Kreativ mussten die Besucher der #lrft14 (dieser Hashtag war unter den Trending topics von Twitter am 8. und 9.Juli) übrigens auch am Abend beim Medienfest sein, um angesichts des Regens einen Platz im Zelt oder unter den großen Schirmen zu ergattern. Die Partystimmung stieg beim WM-Halbfinale zwischen Deutschland und Brasilien, das wahre Jubelstürme im Foyer des Germanischen Nationalmuseums erzeugte.

 

Medienkonvergenzmonitor

 
Um Meinungsmacht und Medienkonzentration in der digitalen Medienwelt geht es im nächsten Thema. Am 24. Juni hat die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) beschlossen, mit Hilfe des „Medienkonvergenzmonitors“ valide Daten über die Entwicklung der Medienlandschaft zu erheben, auszuwerten und zu veröffentlichen. Mit dem Medienkonvergenzmonitor sollen u.a. Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse aller Medienunternehmen in einer Datenbank erfasst sowie Auswirkungen auf die Medienvielfalt und die Meinungsbildung in Deutschland bewertet werden. Dafür werden Fernsehen, Hörfunk, Print & Online gemeinsam erfasst.
 
Das Projekt besteht aus dem von der BLM entwickelten MedienVielfaltsMonitor und der Medien- Datenbank, in der die vorhandenen Beteiligungsdaten der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) um weitere relevante Daten erweitert werden. So sollen künftig ergänzend zu Fernsehen und Hörfunk die Beteiligungsstrukturen und die crossmedialen Verflechtungen von 300 Zeitungsverlagen, 460 Zeitschriftenverlagen sowie rund 200 Onlineanbietern ermittelt werden.
 
Mit dem MedienVielfaltsMonitor steht ein übergreifender empirischer Ansatz zur Messung der Medienkonzentration in Deutschland zur Verfügung. Die Vernetzung der erhobenen Daten und die Analyse der Meinungsmarktanteile wird weiterhin von der BLM vorgenommen.
 
Der Medienkonvergenzmonitor der Landesmedienanstalten kann die Basis für die Regulierung der Medienkonzentration in Deutschland werden, weil er Transparenz über das vorhandene Medienangebot, die Beteiligungsstrukturen und die Relevanz der Medienunternehmen für den Meinungsmarkt schafft.

 

Gründerzentrum „Internet und digitale Medien“

 
Digitale Medien stehen auch im Mittelpunkt der Digitalisierungsoffensive, die Bayern laut Ministerpräsident Horst Seehofer zur „Leitregion beim digitalen Aufbruch“ machen soll (Zitat aus der Regierungserklärung). Das bayerische Kabinett hat in seiner Sitzung am 8. Juli im Rahmen dieser Offensive die Einrichtung eines Gründerzentrums „Internet und digitale Medien“ beschlossen. Damit soll eine zentrale Anlaufstelle für die Gründer in der Internet- und Medienwirtschaft geschaffen werden. Maßnahmen dafür sind:
 
  • Schaffung von Entwicklungsflächen für Gründer
  • Professionalisierung durch Workshops und Mentoring
  • Kommunikationsmaßnahmen im internationalen Kontext
Die BLM wird diese Bestrebungen in Bezug auf den Medienbereich nach Kräften unterstützen, so wie sie es bereits in den vergangenen zwei Jahren mit Veranstaltungen (z.B. Medieninnovationstag, Deutscher Social TV Summit) und Beteiligungen an Vernetzungsplattformen getan hat.

Wie stark der Medienstandort Bayern ist, zeigt der Navigationspunkt auf unserer runderneuerten Website www.blm.de. Um mit den Entwicklungen Schritt zu halten und die Social Media-Kommunikation zu stärken, haben wir gleichzeitig mit dem Website-Relaunch auch ein Blog unter www.blmplus.de gestartet. Ich kann Sie nur alle einladen, einen Blick auf unseren neuen Online-Auftritt zu werfen.

 

Medienführerschein Bayern


Schritt zu halten mit der rasanten Entwicklung ist für die so genannten „digital natives“, die jetzt zur Schule gehen, kein Problem. Sie bedienen die Geräte  aus der mobilen Medienwelt fast intuitiv. Und das Alter von Smartphone- und Tablet-Besitzern wird immer niedriger. Umso wichtiger ist die Vermittlung eines verantwortungsbewussten und kritischen Umgangs mit den Medien.
 
Hervorragendes Material dafür bietet der Medienführerschein Bayern, dessen Portfolio kontinuierlich erweitert wird, kürzlich z.B. durch vier neue Unterrichtseinheiten für die 8. und 9. Jahrgangsstufe.
 
Am 11. Juli konnte ich mich gemeinsam mit Bildungsstaatssekretär Georg Eisenreich und Ministerialdirigent Dr. Klaus-Peter Potthast im Münchner Giselagymnasium vom Interesse an der neuen Unterrichtseinheit überzeugen. In der Einheit „Ich im Netz“ ging es um den Schutz persönlicher Daten im Netz. Nach der Unterrichtsstunde wurden auch die ersten Medienführerschein-Urkunden für die 8. und 9. Jahrgangsstufe übergeben.
 
Derzeit wird das Portfolio des Medienführerscheins weiter ausgebaut:
Gefördert durch das Wirtschaftsministerium sind im Elementarbereich (vorschulischer Bereich) Module zu den Themen „Medien im Alltag“, „Medienhelden“ und „Werbung“ geplant.
Und auch die beruflichen Schulen sollen, gefördert durch die Vereinigung Bayerischer Wirtschaft, den Medienführerschein Bayern nutzen können. Ab September 2014 soll es Materialien mit Medienkompetenz-Themen geben, die im Kontext des Berufslebens von Jugendlichen wichtig sind.