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Medienrat: Berichte des Vorsitzenden / des Präsidenten

Bericht des Vorsitzenden zur 30. Sitzung des Medienrats

11.12.2014 | 30 2014

In dieser letzten Versammlung des Medienrates vor dem Weihnachtstagen 2014 beschränke ich meinen Bericht auf zwei Punkte:

Am 18./19. November fand die jährliche Herbstkonferenz der Gremienvorsitzenden und der Direktoren der Landesmedienanstalten in Halle statt. Im Vordergrund der Beratungen standen der ALM-Wirtschaftsplan und die KJM-Aufwandsentschädigungssatzung. Intensiv diskutiert wurde in Halle der Ausschreibungstext über die Zuweisung von drahtlosen Übertragungskapazitäten für DVB-T2, dessen Entwurf die spezifischen Interessen der bestehenden Landes- und Regionalfenster nur teilweise berücksichtigt hatte. Hier gab es einen Schulterschluss der Gremienvertreter aus den betroffenen Ländern mit dem Ergebnis, dass wesentliche Formulierungen so geändert wurden, dass sie den künftigen Plattformbetreiber und die Hauptprogrammveranstalter stärker binden. Dies ist auch in unseren Ausschreibungstext eingeflossen.

Im Fokus unserer Beratungen stand auch das leidige Thema der Barrierefreiheit. Während die Sendergruppe ProSiebenSat.1 ihre barrierefreien Angebote weiter ausgebaut hat und inzwischen alle Forderungen der Gesamtkonferenz erfüllt, lässt das Engagement der RTL-Mediengruppe nach wie vor deutlich zu wünschen übrig. Beispielsweise werden keine Sendungen auf festen Programmplätzen mit Untertiteln speziell für Hörgeschädigte ausgestrahlt. Dagegen will ProSiebenSat.1 im nächsten Ausbauschritt sogar an Lösungen für die Untertitelung von Live-Sendungen arbeiten. Für mich ist es unverständlich, warum die RTL-Mediengruppe ausgerechnet in diesem Bereich spart und dafür kaltherzig einen Imageschaden in Kauf nimmt. Sollte sich die Situation nicht verbessern, wird die Gesamtkonferenz – auch diese Androhung halte ich für richtig – auf entsprechende gesetzliche Verschärfungen hinarbeiten.

„Wann Cybermobbing beginnt und was man dagegen tun kann“ – mit diesem immer drängenderen Thema befasste sich die 20. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM. Das Thema Mobbing hat ja eine lange kulturelle und sozialgeschichtliche Vorprägung, auf die Frau Weigand in ihrem Referat einging, beginnend mit der Schüler- und Internatsliteratur, die dann auch in Filmen aufgearbeitet wurde, bis hin zu den Talkshows der 90er Jahre und den Reality- oder Casting-Shows. Inzwischen hat sich das Mobbing in die Virtualität des Internets und in die Sozialen Netzwerke verlagert, die oft alles andere als sozial sind. Die Tagung machte freilich auch deutlich, dass nicht überall Mobbing anzutreffen ist, wo dieses vorschnell vermutet wird. Hier gibt es fließende Übergänge und sehr unterschiedliche Eskalationsstufen. Stress im Netz kann viele Ursachen haben, gegen die eine fehlerfreundliche Umgebung zu immunisieren vermag, aber auch ein selbstgesteuerter kreativer Umgang mit den neuen medialen Möglichkeiten oder gemeinsam entwickelte Haltungen. Am meisten beeindruckt hat mich der Vortrag von Prof. Dr. Petra Grimm, die das verletzende Onlineverhalten aus medienethischer Sicht beleuchtete. Sie wechselte aus der Perspektive des Opfers in die Perspektive der sogenannten „Bystander“, der Mitläufer, Zuschauer und Dulder und sprach in dem Kontext von emphatischer Kurzsichtigkeit und sogar von Verantwortlichkeitsdiffusion. Was dagegen hilft? Wohl am ehesten eine in der Schule und in der Familie erworbene digitale Konfliktkompetenz, die sich durch die ethische Frage nach unserer Werte- und Lebensorientierung leiten lässt. Damit sind wir wieder bei alten Tugenden und Maßstäben, die im Zeitalter des Internets nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben! Schon wenige Wochen nach der Aussendung des Programms war die Jubiläumsveranstaltung ausgebucht – ein Zeichen für die Aktualität des Themas und für die Notwendigkeit, im Umgang mit den neuen, manchmal gar nicht mehr so neuen Medien einen gesellschaftliche Konsens zu finden.
 
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit