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Positionen & Reden

Grußwort von BLM-Geschäftsführer Martin Gebrande zur 6. Interdisziplinären Fachtagung „Alles auf dem Schirm? Jugendliche in vernetzten Informationswelten“ am 12. November 2010

12.11.2010 | P&R 2010

- Es gilt das gesprochene Wort! -

Sehr geehrter Herr Stroppe,
sehr geehrter Herr Professor Schorb,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich begrüße Sie sehr herzlich zu unserer 6. gemeinsam mit dem JFF ausgerichteten Interdisziplinären Fachtagung, diesmal zum Thema „Alles auf dem Schirm? Jugendliche in vernetzten Informationswelten“. Mein Gruß und Dank gilt im Besonderen auch unseren heutigen Referenten, Herrn Prof. Dr. Friedrich Krotz, Herrn Prof. Dr. Christoph Neuberger, Frau Prof. Helga Theunert, Jürgen Ertelt, Kathrin Demmler, Michael Honold sowie der Moderatorin Dr. Petra Thorbrietz.

„Alles auf dem Schirm?“ heißt unsere heutige Tagung und es soll vor allem darum gehen, was Jugendliche „auf dem Schirm“ haben, wie sie Informationen nutzen und welche Informationen sie selbst verbreiten. Das Web 2.0 hat die Ära der klassischen Einbahnstraßen-Kommunikation der Medien vom Sender zum Empfänger beendet und bietet vielfältige Partizipationsmöglichkeiten für die Nutzer. Ob und wie sie von Jugendlichen genutzt werden, wird ein zentrales Thema des heutigen Tages sein.

Was die Beschaffung von Informationen angeht, sind die Ergebnisse der aktuellen Forschung zumindest auf den ersten Blick teilweise widersprüchlich. Einigkeit besteht darüber, dass Internet und Fernsehen die wichtigsten Medien für Jugendliche sind. Widersprüchlich wird es bei der Frage, was denn tatsächlich das wichtigste Informationsmedium für Jugendliche ist. Laut der JIM-Studie 2009 des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest ist das Fernsehen, vereinfacht gesagt, für die so genannten „Hard Facts“ wie Nachrichten zum aktuellen Zeitgeschehen zuständig. Über Politik – und immerhin wollen mehr als die Hälfte der Jugendlichen schnell über neue politische Ereignisse informiert werden – informieren sich die jungen Leute demnach nach wie vor über das Fernsehen. Und obwohl die Tagesschau vielen Jugendlichen als verstaubt gilt, so ist sie andererseits für sie doch ein Synonym für Information und Nachrichten. - Nach der aktuellen Studie Massenkommunikation 2010 von ARD und ZDF ist die Tagesreichweite der Nutzung von Fernsehen und Internet bei den 14- bis 19-Jährigen etwa gleich. Wenn man dann die Nutzungsmotivation betrachtet, geben gut 70 Prozent dieser Altersgruppe an, dass sie das Fernsehen zur Informationsgewinnung nutzen, beim Internet sind es sogar 90 Prozent. D.h., dass offensichtlich doch beide Medien zur Beschaffung von Informationen genutzt werden.

Im Internet spielen Suchmaschinen für die Informationsgewinnung eine tragende Rolle. Doch kaum spuckt Google die Ergebnisse der Suche aus, stehen nicht nur Jugendliche vor einem Problem, dessen Lösung sich für sie oft als schwierig darstellt: Wie sind die gefundenen Quellen zu bewerten? Was ist seriöse Information und was ausgemachter Quatsch? Ist beispielsweise die Online-Enzyklopädie Wikipedia eine seriöse Quelle, auf der ich mein gesamtes Referat für den Deutsch-Unterricht aufbauen kann? Von Abschreiben aus dem Internet will ich hier gar nicht reden.

Jugendliche nutzen das Netz aber nicht nur zur Informationsbeschaffung, sondern auch zur Informationsverbreitung und zum Informationsaustausch. Besonders die überaus beliebten sozialen Netzwerke wie Facebook oder SchülerVZ sind für sehr viele eine nicht mehr wegzudenkende Basis ihrer Kommunikation. Diese Netzwerke dienen ihnen zur Weiterführung von vormittäglichen Pausenhofgesprächen und zur intensiveren Pflege von Freundschaften. Jugendliche sind fast durchweg der Ansicht, dass das Internet zu einer Intensivierung ihrer sozialen Beziehungen führt und keineswegs zur kommunikativen Verarmung, was nicht wenige ältere Leute glauben.

Zum virtuellen Dasein in einem solchen Netzwerk gehört auch die Präsentation der eigenen Person durch ein Profil. Solch ein Profil enthält dann Informationen über die eigene Familie, über Lieblingsbücher und –filme, darüber, ob man gerade Single ist oder vergeben (und natürlich auch an wen) und über persönliche Vorlieben und Abneigungen. Und oftmals geben Jugendliche in diesen Netzwerken viel mehr von ihrer Person preis als sie sollten: sensible persönliche Daten wie Adressen und Telefonnummern, aber auch feuchtfröhliche Bilder der letzten Geburtstagsparty finden so den unwiderruflichen Weg ins Netz. Zwar ist vielen Jugendlichen nicht wohl dabei, diese Daten ins Netz zu stellen, die Angst vor sozialer Isolation im Freundeskreis lässt sie dieses ungute Gefühl aber schnell vergessen. Gegen diesen leichtfertigen Umgang mit höchstpersönlichen Daten gilt es Jugendliche zu sensibilisieren. – Vor etwa drei Wochen haben wir speziell zu diesem Aspekt der Mediennutzung von Jugendlichen eine eigene Veranstaltung hier gehabt, auf Grundlage einer Studie des JFF im Auftrag der BLM.

Es besteht kein Zweifel daran, dass gerade die Mitmach-Optionen, die das Web 2.0 bietet, z.B. in den einschlägigen sozialen Netzwerken, aber auch in Blogs oder Chat-Foren, die Nutzung des Internets gerade auch für Jugendliche attraktiv macht. Welche Probleme, aber auch welche Chancen für die Informationsgewinnung unsere Jugendlichen durch die veränderten Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten haben, werden wir heute hier diskutieren.

Ich wünsche uns allen eine interessante Veranstaltung und anregende Diskussionen und übergebe nun das Wort an Lutz Stroppe vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.