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Positionen & Reden

Grußwort von BLM-Präsident Siegfried Schneider zur Präsentation der Ergebnisse der Studie „Wirtschaftliche Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/2015“ am 9. Dezember 2015 in der BLM

09.12.2015 | P&R 2015
Sehr geehrter Herr Professor Goldhammer,
sehr geehrter Herr Kovac,
sehr geehrter Herr Schreiner,
sehr geehrte Frau Seibel,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
 
herzlich willkommen in der Landeszentrale zur Präsentation der Ergebnisse der 11. Studie zur wirtschaftlichen Lage des Rundfunks in Deutschland! Mit vorliegender Untersuchung unter Beteiligung von neun der insgesamt 14 Landesmedienanstalten können wir heute die Entwicklung des Rundfunks in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren dokumen­tieren: Die erste gemeinsame Untersuchung dieser Art haben wir bereits 1995/96 in Auftrag gegeben, im Jahr davor hatte die BLM eigenständig eine Vorläuferstudie erstellen lassen. Bedanken möchte ich mich deshalb an dieser Stelle auch bei den anderen Landesmedienanstalten, die die Bedeutung einer solchen Studie erkannt und sich auch dieses Mal wieder finanziell beteiligt haben.
 
Meine Damen und Herren, die genaue Kenntnis der wirtschaftlichen Lage der TV- und Radioanbieter ist in Zeiten der digitalen Disruption und Transformation wichtiger denn je. Der Grund dafür ist klar: Nicht nur Hörfunk und Fernsehen unterliegen einem strukturellen Wandel, die gesamte Wirtschaft verändert sich in atemberaubendem Tempo. Wir haben es mit einem Wandel zu tun, der weder vor Branchen- noch vor Ländergrenzen halt macht, der langerprobte Geschäftsmodelle erodieren und neue entstehen lässt. Während der Rundfunk vor 20 Jahren noch komplett analog und im Bereich der elektronischen Medien weitgehend konkurrenzlos war, haben sich heute nicht nur die Möglichkeiten zur Distribution und zum Konsum von Rundfunkprodukten vervielfacht. Auch das Produkt selbst ist aktuell dabei, sich grundlegend zu verändern. Für die Rundfunkanbieter bedeutet das auch, dass die Produktion für das lineare TV- oder Radioprogramm nur noch einen Teil ihres Geschäftsmodells ausmacht.
 
Eine Herausforderung, die sie scheinbar mit Erfolg meistern: Wie aus der vorliegenden Studie hervorgeht, beliefen sich die Erträge der deutschen Rundfunkanbieter 2014 auf insgesamt 19,01 Milliarden Euro. Das sind 1,53 Milliarden Euro mehr als noch 2012. Private Rundfunkanbieter mit Sitz in Bayern  erwirtschafteten 2014 rund 6,60 Milliarden Euro und konnte damit die Erträge im Vergleich zu 2012 – da waren es etwa 5,70 Milliarden Euro – deutlich steigern. Die daraus resultierende Wertschöpfung kommt letztlich nicht nur Bayern zugute, sondern auch Senderstandorten in ganz Deutschland. Natürlich haben die großen Unternehmen hier die Nase vorn. Mehr Zahlen möchte ich an dieser Stelle gar nicht vorwegnehmen – Herr Professor Goldhammer wird uns ja gleich die wichtigsten bayerischen Teilergebnisse vorstellen.
 
Zählt die Rundfunkbranche also zu den Gewinnern der digitalen Transformation? Greifen die neuen Geschäftsmodelle? Es wäre schön, diese Fragen ganz einfach mit „ja“ beantworten zu können. Aber das wäre vermessen – leider. Die Rundfunkanbieter haben es sowohl inhaltlich als auch auf dem Werbemarkt mit neuen Wettbewerbern zu tun. Internet-Plattformen wie YouTube und Facebook bieten vermehrt redaktionelle Inhalte an. Apple sucht Redakteure, um journalistischen Content zu produzieren. Streaming­anbieter wie Spotify beginnen Nachrichten, Comedy, Hörbücher und Videos in ihre Angebote einzubauen. Die Internetunternehmen haben dabei den großen Vorteil, dass sie über ganz andere Daten ihrer Nutzer und Kunden verfügen als unsere Medienunter­nehmen. Damit können sie beispielsweise ganz gezielt Werbung ausspielen. Um dem etwas entgegensetzen zu können, müssen sich die lokalen Medien auf ihre Stärken besinnen. Dabei werden wir sie weiter gezielt unterstützen.
 
Deshalb beschäftigen wir uns in der BLM aktuell intensiv mit der Zukunft des lokalen Rundfunks. So haben wir gerade zwei Konzepte – „Hörfunk 2020“ und „Lokal-TV 3.0“ entwickelt. Gerade auch der lokale Rundfunk muss sich schließlich – bedingt durch die Digitalisierung und Diversifizierung der Medienlandschaft – neuen Herausforderungen stellen. Das bedeutet Veränderungen für Anbieter, Regulierer und Politik. Deshalb müssen wir für das lokale Fernsehen und den lokalen Hörfunk, auf dessen einzigartige Vielfalt wir im Freistaat mit Recht stolz sind, umfassende Zukunftsperspektiven entwickeln. Denn nur, wenn wir uns gut aufstellen, können wir die bisherigen Erfolge sichern und zu einer stabilen Position im digitalen Wettbewerbsumfeld gelangen.
 
Die Handlungsempfehlungen aus dem genannten Zukunftskonzept im Hörfunk haben wir bereits in unseren Gremien diskutiert und erörtern wir nun mit den Sendern. Woran die Sender und auch wir als BLM arbeiten müssen, liegt auf der Hand: Letztlich geht es darum, die Lokalität zu stärken und auszubauen, die Vielfalt zu erhalten, die Wirtschaft­lichkeit sicherzustellen und die Professionalität zu verbessern.

Aber auch die Politik ist gefragt: Von ihr erwarten die Sender zu Recht gleiche Wett­bewerbsbedingungen in allen relevanten Feldern: Im Datenschutz, im Steuerrecht, bei der Werberegulierung, beim Urheberrecht, im Kartell- und Medienkonzentrationsrecht, im Jugendschutz, beim Zugang zu den Netzen und bei der Auffindbarkeit auf Plattformen. Wenn das gegeben ist, habe ich keine Sorge, dass unsere Unternehmen im globalen Wettbewerb bestehen können. Denn dass die Voraussetzungen dafür gegeben sind, zeigt vorliegende Veröffentlichung zur wirtschaftlichen Lage des Rundfunks in Deutschland 2014/2015. Sie liefert die notwendige empirische Basis für eine differenzierte Analyse und eine konstruktive Diskussion. Ich freue mich darauf und übergebe an Herrn Professor Goldhammer. Vielen Dank.