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Positionen & Reden

Grußwort von BLM-Präsident Siegfried Schneider zur 24. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM am 8. November 2018

08.11.2018 | P&R 2018

Es gilt das gesprochene Wort!

Thema: „Digitalisierte Bildung – Automatisierte Kinder? Neue Medien in Bildungsprozessen“

Herzlich willkommen zur 24. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM! Wie der volle Saal zeigt, gab es auch 2018 wieder mehr Anmeldungen als Plätze – das tut uns zwar einerseits sehr leid, andererseits freut uns aber auch das hohe Interesse an dieser Veranstaltung, in deren Fokus dieses Mal das Thema „digitalisierte Bildung“ steht.

Zunächst möchte ich alle Referentinnen und Referenten begrüßen sowie ganz besonders die anwesenden Mitglieder des Medienrats und des Forums Medienpädagogik: Michael Voss, Vorsitzender des Medienkompetenz-Ausschusses im Medienrat und Mitglied des Forums Medienpädagogik, wird uns heute als Moderator durch den Tag begleiten. Vielen Dank dafür, Herr Voss!

Als Medienräte und teilweise auch Mitglieder des Forums Medienpädagogik möchte ich außerdem die stv. Medienratsvorsitzende Katharina Geiger, Paul Hansel, Wilhelm Lehr, Michael Schwägerl und Arwed Vogel begrüßen. Willkommen heiße ich außerdem die ehemaligen Medien­räte Lore Schultz-Wild und Helmut Wöckel, der immer noch Mitglied des Forums Medien­pädagogik ist. Auch Frau Demmler, Frau Dr. Haldenwang und Frau Vranjes, ebenfalls Mitglieder des Forums Medienpädagogik, ein herzliches Grüß Gott. Ihren Mitstreiterinnen und Mitstreitern im Forum Medienpädagogik gilt unser herzlicher Dank für ihr Engagement!

Sie alle, meine Damen und Herren, ob Medienräte, Rundfunkräte oder externe Expertinnen und Experten, engagieren sich seit vielen Jahren im Forum Medienpädagogik für das Ziel, in Bayern nachhaltige Medienpädagogik zu gewährleisten. Um einen verantwortungsbewussten Umgang mit Medien zu vermitteln, hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien seit ihrer Gründung zahlreiche medienpädagogische Projekte in Bayern auf den Weg gebracht, darunter den Programmratgeber „FLIMMO“ oder „Schulradio Bayern“, um nur zwei erfolgreiche Beispiele zu nennen. Die Medienkompetenz zu stärken, hat auch die 2008 gegründete Stiftung Medienpädagogik Bayern als Ziel. Die beiden von ihr betreuten Projekte „Medienführerschein Bayern“ und das „Medienpädagogische Referentennetz­werk Bayern“ richten sich vor allem an junge Mediennutzerinnen und -nutzer und deren Eltern im schulischen und außerschulischen Umfeld. An den Ständen im Foyer können Sie sich in den Pausen über die verschiedenen Projekte informieren.

Neben Beratungsangeboten und der Vermittlung von Medienkompetenz ist die Vernetzung ein wichtiger Punkt für pädagogisch Tätige. Das Forum Medien­päda­gogik bietet dazu einmal im Jahr Gelegenheit mit seiner Fachtagung, die sich 2018 einem sowohl in der schulischen als auch außerschulischen Pädagogik sehr kontrovers diskutierten Thema widmet. Es lautet: „Digitalisierte Bildung – automatisierte Kinder? Neue Medien in Bildungsprozessen“.

Die ausgebuchte Tagung mit einer umfangreichen Warteliste zeigt mir, dass wir mit dem Thema offenbar einen Nerv getroffen haben. „Deutschlands Schulen müssen digitaler werden“, wird schon seit mehreren Jahren sowohl auf politischer Ebene als auch von so manchem pädagogisch Tätigen gefordert. Das Ziel: mehr Motivation durch interaktives und individuelles Lernen sowie ein Nachwuchs, der nicht nur technisch mit Smartphones und Tablets umgehen kann, sondern auch lernt, Inhalte und neue Technologien kritisch zu hinterfragen. Skeptiker warnen hingegen vor Beeinträchtigung der Konzentrations­fähig­keit oder der Ablenkung von den eigentlichen Lerninhalten. Müssen wir vielleicht Angst vor kleinen Aufmerksamkeitsvampiren oder „automatisierten Kindern“ haben, wenn die Bildung digitalisiert wird?

Über die Notwendigkeit des Einsatzes digitaler Medien in Schulen, Kindertagesein­rich­tungen oder in der Jugendarbeit lässt sich trefflich streiten, solange in der Realität – zumindest in einem Großteil der Einrichtungen – eher noch die Kreidezeit vorherrscht. Derzeit sind in Deutschland laut der Studie „World Interactive Displays“ von der Beratungsfrima Futurescore bisher erst 28 Prozent der deutschen Klassenzimmer mit interaktiven Touchscreens ausgestattet, in Großbritannien sind es 92 Prozent. Das soll sich in den nächsten Jahren durch hohe Investitionen ändern, deshalb gibt es aber noch lange nicht ausreichend geschulte Lehrkräfte und pädagogisch Tätige im schulischen und außerschulischen Bereich. Immerhin: Laut dem Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft schneidet Bayern beim Thema Digitalkompetenzen der Lehrkräfte, Nutzung digitaler Medien und Ausstattung der Schulen im Vergleich der Bundesländer am besten ab. Letztlich braucht es aber auch Strategien und Medienkompetenz-Projekte, wie neue Medien in Bildungsprozessen eingesetzt werden können und sollen.

Die Digitalisierung im Bildungsbereich, meine Damen und Herren, betrifft alle pädagogisch Tätigen. Einerseits haben Sie alle hier täglich mit Kindern und Jugendlichen zu tun, deren Alltag von Medien durchdrungen ist und die nicht nur ihre mobilen Geräte, sondern auch ihre Medienerfahrungen mit in die Einrichtung bringen. Das sind häufig positive und nützliche Erfahrungen – beispielsweise, dass mit ein paar Klicks Wissen gegoogelt, der Kontakt zu Freunden aufgenommen oder eine Wegbe­schreibung aufgerufen wird. Das können aber auch negative Erfahrungen sein – Stichworte Cybermobbing oder problematische Inhalte – oder Herausforderungen wie Datenmissbrauch oder exzessive Nutzung. In solchen Fällen sind Sie als Erziehende, Lehrkräfte und Eltern gefordert, Kindern und Jugendlichen ein kompetenter Ansprechpartner zu sein.

Technische Kompetenz fehlt Kindern, die mit digitalen Medien von klein auf aufwachsen, sicher nicht. Aber den Nachwuchs auf ein selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt vorzubereiten, indem digitale Medien reflektiert und sinnvoll eingesetzt werden, ist eine Herkulesaufgabe für pädagogisch Tätige. Denn digitale Medien können Lernprozesse verändern, setzen Wissen über altersbezogene Fähigkeiten junger Menschen voraus, erfordern Sensibilität für entwicklungs­psychologische Aspekte und sinnvolle Ansätze für die medienpädagogische Praxis. Zu all diesen Aspekten werden Sie heute Vorträge und Diskussionen hören und können sich in der Pause im Rahmen der Ideenbörse über Projekte und entsprechende Ratgeber informieren.

Diese unterschiedlichen Perspektiven braucht es unserer Einschätzung nach, um Digitalisierung in der Bildung verantwortungsbewusst gestalten zu können. Denn es geht schließlich um weit mehr als um die Frage: „Brauchen wir mehr Tablets oder mehr pädagogisch Tätige?“ in der Schule und außerhalb der Schule. Wenn das Thema „Digitalisierte Bildung“ in dieser Art und Weise verkürzt wird, ist die Antwort eigentlich ganz einfach. Wir brauchen nicht entweder/oder, sondern wir brauchen beides und darüber hinaus noch sehr viel mehr. Denn mit der technischen und personellen Ausstattung allein ist es nicht getan, wie die Fachtagung zeigen wird.

Gleich, ob die Bildungsvermittlung „digital“ mit dem Einsatz neuer Medien oder „analog“ mit Büchern, Heften und Kreide stattfindet: Sie ist immer ein zwischenmenschlicher Prozess, der sich an die jeweiligen Realitäten anpassen muss. Und die Realität der heutigen Medienwelt ist digital geprägt. Die veränderten Lern- und Vermittlungsprozesse bedeuten für alle Beteiligten große Herausforderungen, aber es geht ja auch um ein großes Ziel: Kindern und Jugendlichen die Möglichkeiten und Herausforderungen der Medienwelt aufzuzeigen, sie auf ein selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt vorzubereiten und die Werkzeuge und Methoden dafür im lebenslangen Bildungsprozess anzuwenden.

Wir bekommen heute sicher viele Anregungen zu den Fragen, wie die Bildung von der Digitalisierung profitieren kann, wie digitale Medien zielgerichtet genutzt werden und welche Methoden pädagogisch Tätige in der Bildungsarbeit dafür einsetzen können. Ich freue mich, dass sich unsere Referentinnen und Referenten bereit erklärt haben, ihren Beitrag zu einer lebendigen 24. Fachtagung des Forums Medienpädagogik der BLM zu leisten.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Ich bin gespannt, was für spannende Einblicke wir bekommen werden und darf jetzt an den Moderator Dr. Michael Voss übergeben.