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Rede des BLM-Geschäftsführers Dr. Thorsten Schmiege zur Verabschiedung des BLM-Präsidenten Siegfried Schneider am 16. September 2021

16.09.2021 | P&R 2021

- ES GILT DAS GESPROCHENE WORT -

Sehr geehrter Herr Präsident,
sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Herrmann,
sehr geehrter Herr Medienrats-Vorsitzender Keilbart,
sehr geehrter Herr Verwaltungsrats-Vorsitzender Richter,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

und nochmals – ganz persönlich: lieber Herr Schneider,

zwischen uns herrschte in fast allen Fragen immer große Einigkeit. Bis auf eine Sache: Sie sind ein Blauer und ich ein Roter, wie man in München sagt. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht um Fußball. Sie haben das immer sportlich gesehen, z.B., wenn Agenturen die Farbe Rot empfehlen, weil diese mehr Erfolg im Marketing verspricht. Hauptsache, das Logo der BLM und die Kugeln am BLM-Christbaum sind und bleiben blau. Keine Sorge, daran werde ich sicherlich erst einmal nicht rütteln…

Ein Geständnis möchte ich Ihnen an dieser Stelle aber machen. Sie sind für mich der FC Bayern der Medienpolitik: In der Welt zu Hause, in Bayern daheim. Denn Sie sind weltoffen und bodenständig zugleich. Und auch das Motto „Mia san mia“ passt zur Ihrer unerschütterlichen Überzeugung und Ihrem Anspruch: Die Dinge haben im Freistaat schlicht am besten zu laufen. Ich denke, man kann die vergangenen 10 Jahre guten Gewissens so zusammenfassen: Sie haben als BLM-Präsident alles getan, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Der einzige Unterschied zum FC Bayern ist vielleicht, dass Sie in der Rundfunkbranche bundesweit beliebt und geschätzt sind – und Sie sich ganz klar Ihr Löwenherz erhalten haben!

Es ist mir eine ganz besondere Ehre und Freude, Ihnen hier und heute dafür zu danken! Nach zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit möchte ich einige Ihrer Verdienste und Eigenschaften herausgreifen, die ich für bemerkenswert halte.

  1. Besonders hervorzuheben ist Ihre Bereitschaft zu mutigen und weitblickenden Entscheidungen – lange bevor andere die Themen auf dem Schirm haben. Als Sie im Herbst 2011 bei Ihrem Antritt als BLM-Chef voll auf Digitalisierung gesetzt und waren schnell der Mr. Digitalisierung – und zwar in allen Bereichen. Nur zwei Beispiele:
  • Das Thema DAB+ hat bereits Herr Staatsminister Dr. Herrmann gewürdigt. Vor 10 Jahren war es eine mutige Entscheidung, auf DAB+ zu setzen. Heute ist der „Point of no return“ erreicht, wie selbst die größten Kritikerinnen und Kritiker anerkennen.
  • Ein weiteres Thema, bei dem ich Ihnen sehr dankbar bin, dass Sie und wie Sie es angepackt haben, ist das neue Verbreitungskonzept für das LokalTV in Bayern. Eine gute Mischung aus einer fokussierteren Verbreitung via Satellit mit sinnvollen Kooperationen zwischen den Sendern, einer gezielten Förderung der Verbreitung im Internet und in die Qualität der Inhalte. Sie haben es geschafft, die Politik davon zu überzeugen, die durch die Transponderreduktion eingesparten Kosten weiter in vollem Umfang dem lokalen Fernsehen zu Gute kommen zu lassen.

  1. Gutes Stichwort: Überzeugungskraft und Hartnäckigkeit. Wenn Sie von etwas überzeugt sind, dann wird es schwer, Argumente dagegen zu finden. Beispiel Medienpädagogik: Schon in Ihrer Zeit in der Staatskanzlei haben Sie die besondere Bedeutung für den Jugendschutz erkannt. Irgendwann haben Sie das Kultusministerium überzeugt, dass dies nicht nur im Elternhaus gelöst werden kann. Medienkompetenz findet sich mittlerweile im bayerischen Lehrplan, der Medienführerschein Bayern ist bei Lehrerinnen und Lehrern aller Jahrgangsstufen bekannt und geschätzt.

  1. Dank Ihres Willens zur Gestaltung und Ihrer Visionen ist auch die Medien.Bayern GmbH entstanden. Sie haben in der BLM Innovation und digitale Entwicklung ganz großgeschrieben. Es wurden Media Labs aufgebaut, das MedienNetzwerk Bayern bei der BLM angesiedelt und die verschiedenen Standortmaßnahmen in der Medien.Bayern gebündelt. So haben Sie – mit Unterstützung des Freistaats Bayern – ein einzigartiges Medien-Innovations-Ökosystem für Startups und junge Talente geschaffen.

  1. Und damit bin ich bei der Aus- und Fortbildung – ein Thema, das Ihnen als ehemaliger Lehrer ganz besonders wichtig war und ist: Während Ihrer Amtszeit hat sich die MEDIASCHOOL BAYERN zu einer anerkannten Know-How-Schmiede für junge Menschen mit einem trimedialen Ausbildungskonzept entwickelt. Sie ist ein Pool für einige Große in der Branche, die sich nicht selten auch die Öffentlich-Rechtlichen geschnappt haben… Für mich ist vollkommen klar: Gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten sind und werden die Zukunftsgarantie für alle Medien, auch und gerade im Lokalen. Qualitätsjournalismus ist nicht zuletzt auch eine wichtige Waffe im Kampf gegen Fake News, Hass und Desinformation.

Zuletzt noch ein paar Worte zum Menschen Siegfried Schneider, wie ich Sie in den vergangenen zwei Jahren erleben durfte.

Schon in der Staatskanzlei hatten Sie den Ruf: Er fordert viel und wird ungeduldig, wenn es nicht läuft. Aber er ist immer fair, steht zu seinem Wort und unterstützt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wo er kann.

Eine Eigenschaft möchte ich aus eigener Erfahrung noch hinzufügen: Sie lassen es zu, dass man als Mitarbeiter Verantwortung übernehmen und sich unter Ihnen beweisen kann. Ich habe es nie bereut, dass ich vor gut zwei Jahren Ihrem Lockruf in die BLM gefolgt bin. Und noch mehr freue ich mich auf die kommenden Herausforderungen – auch wenn es große Fußstapfen sind, die Sie hinterlassen!

Und von den Herausforderungen gibt es sicherlich einige:

Digitalen Wandel gestalten. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche ist da, die Pandemie war ein weiterer Turbo. Wegen Schnelligkeit gilt bei der Digitalisierung umso mehr: Blick nach vorne. Diese Entwicklung müssen wir annehmen und den Mut haben, den Wandel auch mitgestalten zu wollen. Das heißt:

  1. Die Telemedien rücken immer mehr in den Fokus. Gatekeeper sind heute Plattformen und Intermediäre – und nicht mehr die großen Rundfunkanbieter.
  2. Das Aufgabenprofil der BLM hat und wird sich noch weiter dramatisch ändern. Mit dem neuen Medienstaatsvertrag sind spannende neue Aufgaben dazu gekommen. Das stellt allerdings auch die BLM mit ihren Abläufen und Strukturen vor neue Herausforderungen. Auch hier müssen wir digitaler werden.
  3. Gerade in der Digitalisierung dürfen wir die kleinen Lokalsender nicht allein lassen. Lokalsender haben nicht die Ressourcen, z.B. um eigene Plattformen zu entwickeln. Ziel ist es hier, gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Nutzerschutz ist für mich wichtiger denn je. Regulierung ist Nutzerschutz. Es ist gerade der Nutzerschutz, der uns neben dem Erhalt der Medienvielfalt und der Förderung von Medienkompetenz besonders wichtig ist. Hier haben wir schon viel erreicht – etwa mit „Justiz und Medien – konsequent gegen Hass“. Wir wollen und müssen noch mehr in die Breite wirken – aber immer mit Augenmaß. Das Internet ist ein Booster für Meinungsfreiheit und Demokratie. Es darf aber nicht gleichzeitig zur ihrer größten Gefahr werden.

Mit Blick auf das Netz bleibt es dabei: Auf den Inhalt kommt es an. Am Ende zählt für das Publikum guter Content. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass im Lokalfunk noch mehr qualitativ hochwertige Inhalte entstehen. Die lokalen Inhalte sind es, die Identität stiften und lokale Impulse setzen – ein Alleinstellungsmerkmal, das die Sender in der Flut an Medienangeboten einfach unersetzlich macht. Wir müssen Innovation fördern und vor allem bei der Aus- und Fortbildung in junge Talente investieren.

Standort und Vernetzung stärken. Wir wollen den Medienstandort Bayern, das BLM-Flagschiff Medien.Bayern GmbH und die bei uns angesiedelten Qualitätsmedien noch besser vernetzen und bündeln – natürlich ohne den Wettbewerb zu bremsen. Kooperation statt Konfrontation – auch mit dem BR – lautet die Devise.

Meine Damen und Herren, Sie sehen, mit meinem Amtsantritt ändern sich nicht die Aufgaben der Landeszentrale. Wie beim Fußball kann man sich den Gegner nicht aussuchen.

Die größte Herausforderung ist und bleibt daher, die passende Taktik festzulegen und das Team richtig aufzustellen.

Team ist das richtige Stichwort: das alles geht nicht im Alleingang, sondern nur im Team. Ich bin insofern froh, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BLM und vor allem mit Frau Dr. Schumacher als meiner Nachfolgerin, eine hervorragende Mannschaft an meiner Seite zu wissen. Wichtig ist mir aber auch die Unterstützung vom Medien- und Verwaltungsrat bis hin zu den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Landesmedienanstalten. Ich freue mich auf eine weiterhin enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit!

Damit zurück zu Ihnen, lieber Herr Schneider.

Sie haben in Ihrer Amtszeit immer an der richtigen Mannschaftsbildung gefeilt und auf die richtige Taktik gesetzt – das ist, denke ich, sehr deutlich geworden.

Dafür unser ganz herzlicher Dank und unsere große Anerkennung! Ich denke, da spreche ich im Namen aller hier im Saal, aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aller Weggefährtinnen und Weggefährten, die heute nicht dabei sein können.

Für Ihre Zukunft alles Gute, Gottes Segen, Gesundheit und Glück! Sie haben sich ganz bewusst dafür entschieden, nicht für eine dritte Amtszeit anzutreten. Ich persönlich bedaure dies außerordentlich, Sie haben aber den besten aller Gründe dafür: Denn Sie möchten endlich mehr gemeinsame Zeit mit der Familie, mit Ihrer Frau, den Kindern und Enkelkindern verbringen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie den neuen Lebensabschnitt in vollen Zügen genießen können!

Als Zeichen unserer Wertschätzung darf ich Ihnen jetzt ein Geschenk überreichen – das viel mit Heimat, aber auch mit der BLM zu tun hat: Es ist das Bild aus Ihrer Heimat, dem Altmühltal, das bislang in Ihrem Büro hing! Zudem haben wir eine kleine Festschrift erstellt, in der Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter, Senderverantwortliche und -kreative sowie Gremienmitglieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und viele mehr zu Wort kommen.